Nettetal Das Somedi-Netzwerk in Indien wird dichter

Nettetal · Der Lobbericher Stefan Voormans hat über Weihnachten und den Jahreswechsel Indien bereist. Er sah sich Projekte an, an denen die Nettetaler Hilfsorganisation Somedi beteiligt ist und vermittelte innerhalb des Landes die Zusammenarbeit von Hilfseinrichtungen.

Stefan Voormans hat seinem Neffen Peter (18) und seiner Nichte Susanne (16) einiges zugemutet. Das Weihnachtsfest verbrachten sie in Mumbai, die Tage vor und nach Neujahr in verschiedenen Regionen Indiens. Es gab den einen oder anderen touristischen Blick, unter anderem auf Taj Mahal. Aber im Mittelpunkt stand der Besuch von Projekten, an denen die Nettetaler Hilfsorganisation Somedi auch unmittelbar beteiligt ist.

Voormans ist Geschäftsführer des Vereins und besucht immer wieder auf eigene Kosten den Subkontinent. Seine starke Gehbehinderung hält ihn nicht davon ab. Im Gegenteil. Er ermutigt Kinder und Jugendliche, die Schulen zu besuchen und mit der Hilfe von Bildung ihren Weg zu finden, um nachkommenden Generationen das Leben zu erleichtern. Dass der Gast aus Deutschland, mal im Rollstuhl, mal auf Krücken, ihnen Mut zuspricht, geht nicht spurlos an den Menschen vorbei. Seine Botschaft ist schlicht: Lasst euch nicht unterkriegen und verfolgt beharrlich eure Ziele.

Über die Weihnachtstage blieb Voormans, den außerdem eine aus Schottland stammende Viersenerin begleitete, die ebenfalls großes Interesse an Indien und an Hilfsprojekten hat, in Mumbai. "Am 28. Dezember erreichten wir Delhi, von dort aus ging es weiter nach Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh." Die größte Sehenswürdigkeit dort ist das Grabmal Taj Mahal. Weiter ging es nach Varanasi (früher: Benares), das Buddhisten und Hindus gleichermaßen wichtig ist.

"Ich habe zum ersten Mal im Land Regen erlebt", schmunzelt Voormans, der mit seinen Begleitern schon ab 5.30 Uhr am Neujahrsmorgen am Ufer des Ganges saß. Die friedliche Stimmung dort habe ihn sehr beeindruckt. Weiter ging es nach Dhanbad, das etwa 300 Kilometer nordöstlich von Kalkutta liegt. Hier unterstützt Somedi Leprakranke, deren Familien immer noch auch mit ihren nicht erkrankten Angehörigen unnachsichtig ausgestoßen werden. "Ich war vor vier Jahren zum letzten Mal dort, es hat sich sehr viel getan", berichtet Voormans. Es gibt eine Schule, die bei ihrem Start 118 Kinder unterrichtete. Heute besuchen mehr als 700 diese Schule. Somedi trägt einen kleinen Teil dazu bei, sehr viel Geld hat die deutsche Lepra- und Tuberkulose-Stiftung beigetragen, um verlässliche Strukturen zu schaffen. "Es gibt mittlerweile sogar ein Computerlabor, in dem den Schülern die Grundzüge von Datenverarbeitung vermittelt werden", freut sich Voormans.

Bis ans Äußerste dessen, was sie zu ertragen vermögen, gingen Voormans' Begleiter im Krankenhaus, wo Leprakranke behandelt werden. Der Wechsel von Verbänden verlangt Menschen, die erstmals damit konfrontiert werden, schon beim Zuschauen enorm viel ab. Im benachbarten Rehazentrum arbeiten Menschen mit Lepra in einer schlichten Textilmanufaktur an Spinnrädern und Webstühlen. Sie fertigen Bettzeug und Mullbandagen an. Vom Verkauf können sie einigermaßen leben. Beim Besuch einer Frauenwohngruppe stellte Voormans überrascht fest, dass dort Karate gelehrt wird — Konsequenz aus der sehr niedrigen Stellung der Frauen, die vor Übergriffen durch Männer nicht sicher sind.

Die Somedi-Gruppe besuchte weitere Stationen. Schulen für Halbwaisen, die funktionieren, weil den Kindern Essen zubereitet wird und sie nicht in Unterrichtszeiten ihr nacktes Überleben auf den Straßen sichern müssen (Food for Education). Voormans sah ein Camp, in dem unter größten Sicherheitsvorkehrungen Mädchen, die ursprünglich auf der Straße lebten und dann zur Prostitution gezwungen wurden, dem Zugriff der Zuhälterbanden entzogen werden. Sie lernen Haushalts- und Pflegheberufe.
Glücklich gemacht hat ihn, dass er der Leprastation im Norden von Mumbai aus den Kontakt zu einem Mobility Camp vermitteln konnte, das Prothesen anfertigt und die Station nun mit seinen Leistungen unterstützt. Außerdem legte er 2300 Euro, die Somedi aus dem Pfarrfest-Erlös in Lobberich erhalten hatte, für eine Schule an, die ein Jesuit in der Nähe von Mumbai begründet hat. Vier Jahre lang reicht der Betrag für alle anfallenden Kosten.

(lp)
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