Nettetal Der erste Werner-Jaeger-Preis geht in die USA

Nettetal · Kuratorium entschied: Der US-Philologe Charles H. Kahn wird Ende September in Nettetal ausgezeichnet.

Erster Träger des Werner-Jaeger-Preises für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Altertumswissenschaften ist der bedeutende US-amerikanische Philosoph und Antike-Kenner Charles H. Kahn (86), emeritierter Professor an der Universität von Pennsylvania. Der Preis für einen Nachwuchsforscher geht an Christoph Hochholzer (Universität Münster). Beide Preise werden im Rahmen eines Werner-Jaeger-Symposions am Samstag, 27. September, in der Werner-Jaeger-Halle überreicht.

Den Preis regte der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Lobberich anlässlich des 125. Geburtstages des aus Lobberich stammenden Altphilologen Werner Jaeger im vergangenen Jahr an. Damit verbunden wird eine wissenschaftliche Tagung zur Philosophie und Literatur der Antike. Zur Unterstützung gewann der VVV neben der Stadt Nettetal die Gesellschaft für antike Philosophie (GANPH) und den Deutschen Altphilologenverband (DAV). Symposion und Preisverleihung sollen alle drei Jahre stattfinden.

Die Preisträger sind von einem siebenköpfigen Kuratorium ausgewählt worden, das sich zu vorbereitenden Arbeiten kürzlich auf Schloss Krickenbeck traf. Hier galt es, vor allem die Benennungen für den Nachwuchspreis zu sichten, zu dem sich junge Forscher selbst bewerben konnten. Leiter des Kuratoriums sind die Professoren Stefan Kopf (Humboldt-Universität Berlin) und Christoph Horn (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn). Die Preise sind mit je 2500 Euro dotiert, die von den Philologenverbänden gestiftet wurden.

Schon mit 16 Jahren hat Charles H. Kahn an der Universität von Chicago studiert. Nach dem Abschluss ging er 1949 für zwei Jahre an die Sorbonne nach Paris, um dann seine Ausbildung in Altertumswissenschaften an der Columbia Universität fortzusetzen. Nach einem Jahr Militärdienst in Deutschland verbrachte er 1955 auch ein Semester an der Freien Universität in Berlin. 1957 kehrte er an die Columbia Universität zurück, wo er als Spezialgebiet "Antike Philosophie" lehrte. Er hat den damals in den USA lebenden und lehrenden Werner Jaeger noch kennengelernt. Ab 1965 lehrte er an der Universität von Pennsylvania mit Gastaufenthalten in Athen, Oxford, Cambridge und Harvard.

Den ersten Nachwuchspreis erhält Christoph Hochholzer (34) von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für seine Dissertation "Teile und Teilhabe. Eine Studie über Platons ,Sophistes'". Der gebürtige Siegener studierte ab 2002 Philosophie und Allgemeine Literaturwissenschaft an den Universitäten in Siegen und Leipzig. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster.

Das erste Werner-Jaeger-Symposion findet zum Thema: "Philosophie der Bildung. Antike und moderne Modelle" statt. Es nimmt Werner Jaegers Bemühungen zum "dritten Humanismus" zum Ausgangspunkt und reflektiert aus unterschiedlichen Perspektiven die Bedeutung von Bildung. Dabei stehen sowohl Werner Jaegers eigene Überlegungen als auch antike Ansätze im Vergleich mit heutigen Vorstellungen zur Diskussion. Das Programm der Tagung im September ist im Internet unter www.werner-jaeger.de abrufbar.

(RP)
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