Nettetal Der passgenaue Auszubildende

Nettetal · Seit der Vereinsgründung 2007 hat "baseL" 44 Schüler der Gesamt- und der Realschule in Ausbildungsbetriebe vermittelt. Jeder Schüler erhält ab Klasse 9 eine individuelle Betreuung, um zu schauen, was genau zu ihm passt

 Der Verein "baseL" hilft Jugendlichen dabei, einen Ausbildungsplatz zu finden, der zu ihnen passt. Und das mit großem Erfolg: Mittlerweile wurden 44 Schüler vermittelt.

Der Verein "baseL" hilft Jugendlichen dabei, einen Ausbildungsplatz zu finden, der zu ihnen passt. Und das mit großem Erfolg: Mittlerweile wurden 44 Schüler vermittelt.

Foto: Andreas Driessen

"Ich war sehr skeptisch", gibt Leon Neumann zu. Der 15-Jährige hatte erst keine Lust auf eine Berufsberatung. Sich mit Erwachsenen hinsetzen und über die Zukunft sprechen. Das sei doch alles noch weit weg. Er wollte eh noch die Oberstufe absolvieren. "Ich bin so froh, dass ich mich auf baseL eingelassen habe", sagt Leon. "Sonst hätte ich mir vermutlich nach dem Abi einen Job ausgesucht, den ich gar nicht mag, der überhaupt nicht zu mir passt." Und genau das ist der Grund, warum Roland Schiefelbein vor neun Jahren den Verein gründete. Und die Zahlen geben ihm recht. Mittlerweile hat baseL 44 Schülern eine Ausbildung vermittelt.

"Wir wollen verhindern, dass jemand ohne Perspektive ins Berufskolleg geht", sagt Schiefelbein. Oftmals wüssten die Schüler noch gar nicht, was sie später machen wollen. "Wir unterstützen sie dabei, herauszufinden, was zu ihnen passt, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren wollen und helfen ihnen bei Bewerbungen für einen Praktikums- und Ausbildungsplatz", erläutert Coach Sabina Dannenmann. Dreimal pro Woche bietet sie den Jugendlichen Einzelgesprächstermine an.

So kam auch Leon zu ihr. "Er hatte damals drei Berufe im Kopf, die er toll fand - unter anderem Immobilienmakler. Schnell stellte sich heraus, dass er diese Ideen aus dem Fernsehen oder von Freunden übernommen hatte", sagt Dannenmann. In intensiven Gesprächen erfuhr sie mehr über den heute 15-Jährigen. Zu seinen Hobbys zählte unter anderem das Kochen. Immer stärker kristallisierte sich heraus, dass er diese Leidenschaft auch zum Beruf machen wollte. "Wir haben ihm ein Praktikum auf der Burg Ingenhoven vermittelt. "Es lief sehr gut. Ich habe dort gerne gearbeitet", sagt Leon. Deshalb hat sich der Schüler nun in den Kopf gesetzt, dort einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Dannenmann wird ihn dabei bestmöglich unterstützen.

Bereits Erfolg hatte Robin Bielstein. Der 19-Jährige erhielt vor drei Tagen seine Zusage für einen Ausbildungsplatz - als Informatiker bei einem Krefelder Unternehmen. Er ist somit der vierte Schüler, der durch baseL an diese Firma vermittelt wurde. Der Verein arbeitet eng mit mehr als 40 Unternehmen aus der Region zusammen. Dabei achtet Schiefelbein, dass der Branchenmix gegeben ist. "Es ist eine Win-Win-Situation. Wir liefern ihnen einen Azubi, der zu ihnen passt. Umgekehrt halten sie uns Plätze für die Schüler frei", sagt der Vorsitzende des Vereins. Ein weiterer Vorteil: Da viele Unternehmer mit im Vereinsvorstand sitzen, können die Schüler von deren Erfahrungen profitieren, mit ihnen Bewerbungsgespräche proben, Tipps bekommen - und zwar von Leuten aus der Praxis.

Deshalb sind auch die Einzelgespräche im Vorfeld sehr wichtig. "Dazu nehmen wir auch die Eltern mit ins Boot", erläutert Dannenmann. "Wir halten regelmäßigen Kontakt mit ihnen und erfahren so noch mehr über ihre Kinder und deren Interessen und Eigenschaften." Begleitet werden die Schüler bis in die Ausbildung. Auch dort bleiben sie Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt oder jemand überlegt, die Ausbildung doch abzubrechen. "Wir können mit Gesprächen viel retten", sagt Dannenmann.

Dennoch gibt es auch beratungsresistente Jugendliche. "Das sind aber Einzelfälle", betont sie. "Wir bieten allen Schülern die individuelle Betreuung an, wer nichts davon wissen will, dem treten wir dennoch regelmäßig auf die Füße. Das hilft meistens."

Schüler, die sich hingegen für ein Studium interessieren, werden zwar auch von den Coaches beraten, aber einen Studienplatz können sie nicht vermitteln. "Wir konzentrieren uns rein auf die Vermittlung von Ausbildungsplätzen in der Region", sagt Schiefelbein.

(RP)
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