Nettetal Die große Fischzählung

Nettetal · Wie steht's um die Wasserqualität von Niers und Nette? Das soll jetzt ein so genanntes Monitoring ergeben. Ein Team der Biologischen Station Krickenbecker Seen fängt, zählt und vermisst dazu die Fische in den Flüssen

 Ein Hecht! Acht von 21 Probenstellen haben die Mitarbeiter der Biologischen Station bereits bearbeitet, 19 verschiedene Fischarten im Mündungsbereich der Nette festgestellt.

Ein Hecht! Acht von 21 Probenstellen haben die Mitarbeiter der Biologischen Station bereits bearbeitet, 19 verschiedene Fischarten im Mündungsbereich der Nette festgestellt.

Foto: Hubert Buschmann

Die feuchten Schuppen schimmern in der Herbstsonne, ruhig liegt der kleine Hecht auf dem Messbrett. "Länge 30 Zentimeter", ruft Jürgen Schwirk, der im Wasser vorm Ufer steht und den kleinen Fisch mit seinen großen Händen umfasst. Plötzlich windet sich der Hecht, Schwirk beugt sich vor und lässt den Fisch los. Der taucht ins Wasser der Nette, verharrt kurz und schießt davon.

Stundenlang fangen, zählen und vermessen die Mitarbeiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen die Fische im Fluss. Dabei sind sie nicht die einzigen, die die Gewässer untersuchen. Beim sogenannten Fischmonitoring erfasst das Team der Biologischen Station im Auftrag des Niersverbandes den Bestand in der Niers, dabei wird auch im Mündungsbereich der Nette bei Wachtendonk gezählt. Andere erforschen die Makrophyten, also den Pflanzenbestand, wieder andere die Kleinstlebewesen, Makrozoobenthos genannt, oder führen chemisch-physikalische Messungen der Wasserqualität durch. "Da ist es schon passiert, dass zehn Meter neben uns im Fluss andere Untersuchungen liefen, dadurch werden natürlich unsere Fische vertrieben", erzählt Stefani Pleines. Sie ist federführend beim Fischmonitoring.

Einige der verschiedenen Gewässeruntersuchungen führen Niersverband und Netteverband selbst durch, für andere beauftragen sie Experten wie die Biologische Station, die gerade acht von 21 Probestellen bearbeitet hat. Die Biologin musste auch schon erleben, dass an einer geplanten Forschungsstelle kurz zuvor im Zuge der Gewässerpflege die Wasserpflanzen abgemäht wurden: "Da zu untersuchen hat dann keinen Zweck, die Jungfische sind weg, weil sie keine Versteckmöglichkeiten haben." Weshalb Pleines sich nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre dafür einsetzte, "dass alles vorher koordiniert wird." Das ist leicht gesagt, in der Praxis ist das aber kompliziert umzusetzen. All diese Untersuchungen nämlich sollen belegen, wieweit die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien schon umgesetzt sind. Die sehen vor, dass zum Beispiel die Wasserqualität der Flüsse etwa durch Renaturierungen besser geworden ist; für diese Maßnahmen fließen EU-Gelder. In NRW kümmert sich das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) um die Erforschung der Gewässer und arbeitet dafür mit den Boden- und Gewässerverbänden zusammen.

Dass dabei effektive Untersuchungen genaue Absprachen voraussetzen, hat der Niersverband frühzeitig erkannt und schloss deshalb mit dem Lanuv einen Kooperationsvertrag zum Gewässermonitoring ab - nach dem Motto "Wissen gewinnen, Doppelarbeit vermeiden", so Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverbandes. Dadurch seien "die Abstimmung der Messprogramme" ebenso gewährleistet wie der "Austausch von Daten". Auch Pleines hat in Gesprächen mit den zuständigen Stellen erreicht, dass "zum Beispiel die Mahd der Wasserpflanzen, sofern überhaupt nötig, reduziert wird oder zumindest zu anderen Zeiten erfolgt". Mittlerweile informieren sich Auftraggeber und Forscherteams gegenseitig über ihre Aktionen und kommen sich "in aller Regel nicht mehr" in die Quere, ist Wilfried Manheller vom Niersverband überzeugt. Für den Netteverband bestätigt das Marc Heußen: "Bei unseren Untersuchungen stimmen wir uns vorher ab." Auch Pleines hat den Eindruck, dass es "nach all den Gesprächen aktuell besser läuft".

Tatsächlich sind am Tag des Fischmonitorings an der Nettemündung auch Teams des Netteverbandes und des Niersverband am Fluss unterwegs; beide bestätigen, sie seien über die Aktion der Biologischen Station informiert. Und so kann Schwirk ungestört mithilfe zweier Mitarbeiter die Fische vermessen, Pleines notiert die Ergebnisse: "30 Zentimeter? Das ist noch ein Jungfisch von diesem Jahr."

Die Ergebnisse können im Internet eingesehen werden unter: www.flussgebiete.nrw.de sowie www.fischinfo.nrw.de

(jobu)
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