Viersen Die Kleinen erobern die Kita Lobbberich

Viersen · Die neue Kindertagesstätte neben der Hauptschule in Lobberich ist seit Anfang des Jahres in Betrieb. Noch sind einige Handwerker mit letzten Arbeiten beschäftigt, doch die Mädchen und Jungen fühlen sich bereits richtig wohl.

 Guido Royè (von links), Steffi Zörner und Francoise Offenberg freuen sich mit den Mädchen und Jungen, dass die Räume der Kindertagesstätte Kinderreich in Lobberich fertig sind. An der Außenanlage wird unterdessen noch gearbeitet.

Guido Royè (von links), Steffi Zörner und Francoise Offenberg freuen sich mit den Mädchen und Jungen, dass die Räume der Kindertagesstätte Kinderreich in Lobberich fertig sind. An der Außenanlage wird unterdessen noch gearbeitet.

Foto: Busch

Die Hände der Kinder sind mit Farbe beschmiert, die großen Papierbögen vor ihnen sind noch nass von der Wasserfarbe, und auf dem Tisch sind ein paar Kleckse zu sehen. Der Rest des Raums ist aber blitzsauber, die Spielsachen stehen in Reih' und Glied in den Regalen. Und auch auf dem Weg zum Waschbecken passen die Kleinen auf, nichts vollzuklecksen. Alles ist neu in der Kindertagesstätte Kinderreich in Lobberich, die rund 30 Mädchen und Jungen und ihre Erzieher erst vor wenigen Tagen bezogen haben. Alles wirkt noch ein bisschen steril, auch ein paar Spielzeuge fehlen noch, aber das werde sich bald ändern, sagt Francoise Offenberg, die Leiterin der Kita.

Platz für 55 Kinder

Während Bauarbeiter noch auf dem Außengelände mit schwerem Gerät unterwegs sind und einige Handwerker in den Räumen letzte Handgriffe erledigen, fühlen sich die Kinder bereits pudelwohl in ihrem neuen Kindergarten. Sofort fällt auf: Es ist ungewöhnlich still, der Bau schluckt den Schall, was die Nerven schont und die Konzentration fördert. Denn im Kinderreich sollen die Mädchen und Jungen nicht verwahrt und beschäftigt, sondern gefördert werden. Und zwar alle Kinder, ob sie nun eine Behinderung haben oder nicht.

Das Kinderreich ist eine integrative Kindertagesstätte mit Platz für 55 Kinder, die sich auf eine Gruppe für 25 Kinder über drei Jahren und zwei Gruppen für jeweils 15 Kinder aufteilen. Die beiden letztgenannten Gruppen können von Kindern mit und ohne Behinderung unter und über drei Jahren besucht werden. "Eine dritte integrative Gruppe wäre auch noch möglich, richtet sich aber nach der Bedarfsplanung der Stadt Nettetal", sagt Guido Royè, Einrichtungsleiter von "Schloss Dilborn — Die Jugendhilfe" aus Brüggen, die die Trägerschaft des neuen Nettetaler Kindergartens übernommen hat.

Inklusion: "Oft prallen Welten aufeinander"

Im August 2010 hatte die Jugendhilfe in Gangelt ihre erste Kindertagesstätte eröffnet und sich wegen des Erfolgs entschlossen, sich mit ihrem Konzept auch um die Trägerschaft der neuen Einrichtung in Lobberich zu bewerben. Im März 2013 erhielt sie vom Jugendamt der Stadt Nettetal den Zuschlag und startete gleich im April mit 20 Kindern in einer Übergangslösung in Räumen der Hauptschule, in deren direkter Nachbarschaft sich nun auch das neue Kinderreich befindet. "Für uns ist es konsequent, neben ambulanten Familienhilfen, Behindertenhilfen, Wohngruppen für Jugendliche und anderen Angeboten eben auch in der Prävention tätig zu sein. Also nicht erst dann, wenn das Kind schon ,in den Brunnen gefallen' ist. Die Arbeit in Kitas gehört maßgeblich dazu", erklärt Royè.

Die Inklusion, also das gleichberechtigte Zusammenleben behinderter und nicht behinderter Menschen, habe für Schloss Dilborn hohe Priorität. Am besten gelinge diese bereits im frühen Kindesalter. "Vor allem Erwachsene haben Hemmungen, was das Zusammenleben in einer Kita angeht", sagt Steffi Zörner, Bereichsleiterin Kreis Viersen der Jugendhilfe Schloss Dilborn. "Oft prallen Welten aufeinander, aber die Kinder selbst gehen viel unbefangener aufeinander zu und haben keine Hemmungen, ihre Kameraden auf die Behinderung anzusprechen."

Förderung für alle

Dafür, dass ein wirkliches Zusammenleben stattfinden kann, sorgen auch die durch Glasflächen abgetrennten Nebenräume, in denen die körperlich oder geistig behinderten Mädchen und Jungen auf unterschiedliche Weise, etwa von Physiotherapeuten oder Logopäden aus Praxen in der Umgebung, therapiert werden und dabei doch mitten im Geschehen sind. "Das hat den Vorteil, dass die Eltern nicht noch nachmittags mit ihren Kindern zur Therapie fahren müssen und so die Freizeit entspannt mit ihren Kindern verbringen können", sagt Royè.

Aber nicht nur die behinderten Jungen und Mädchen werden gefördert: Allen soll das Montessori-Konzept der Kita zugutekommen, das unter anderem die Mehrsprachigkeit umfasst. Zwei Erzieherinnen sprechen ausschließlich Niederländisch mit den Kleinen, derzeit wird auch noch eine Muttersprachlerin in Englisch gesucht. "Wenn die Kinder die Sprache einer bestimmten Person zuordnen können, lernen sie sehr schnell", erklärt Steffi Zörner das Konzept, das auch den Blick auf die unterschiedlichen Kulturen der Kinder beinhaltet.

Nun freuen sich die Kinder auf den Frühling. Dann soll auch das Außengelände fertig sein und viel Freiraum zum Spielen in der Natur bieten. Denn auch das ist ein wichtiger Bestandteil der Montessori-Pädagogik.

(RP)
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