Nettetal Die Stadt wie ein Unternehmen führen

Nettetal · Bürgermeister Christian Wagner stellte nach zweitägiger Klausur der Verwaltungsspitze die "Agenda 2020" vor. Bis zum Ende der Wahlzeit will er die Verwaltung umbauen und Abläufe nach unternehmerischem Vorbild professionalisieren.

 Bürgermeister Christian Wagner will mit dem Rat in der sechsjährigen Amtszeit die Verwaltung und deren Abläufe umkrempeln. Ohne die Bereitschaft der Bürger, selbst mehr "online" zu gehen, ist es allerdings nicht möglich.

Bürgermeister Christian Wagner will mit dem Rat in der sechsjährigen Amtszeit die Verwaltung und deren Abläufe umkrempeln. Ohne die Bereitschaft der Bürger, selbst mehr "online" zu gehen, ist es allerdings nicht möglich.

Foto: Busch

Köpfe werden keine rollen, aber manch altbekanntes Gesicht wird an anderen, neuen Positionen auftauchen: "Es wird Veränderungen geben in der Verwaltung", kündigt Bürgermeister Christian Wagner (CDU) an. Um die Verwaltung auf Vordermann zu bringen, gingen die Chefs für zweieinhalb Tage in Klausur. Das Ergebnis stellte Wagner jetzt als "Agenda 2020" vor, die in der neuen Wahlzeit zu mehr Effizienz und Bürgernähe im Rathaus führen soll.

"Wir haben sozusagen eine Kupplung zwischen Politik und Verwaltung entwickelt", erklärt Wagner. Soll heißen: Vom Stadtrat beschlossene Aufträge an die Verwaltung oder von der Verwaltung dem Rat vorgeschlagene Ziele sollen professionell schnell umgesetzt werden. "Man kann sagen, dass das Rathaus mit Einschränkungen ähnlich wie ein Unternehmen geführt werden soll", erläutert Wagner.

Die Einschränkungen ergeben sich aus der Struktur einer kommunalen Verwaltung: Beamte oder Angestellte im Öffentlichen Dienst rutschen bislang turnusmäßig in Hierarchie und Besoldungsgruppen nach oben und bekommen entsprechend mehr Verantwortung. Wagner: "Da wurde einer automatisch Amtmann, ohne Personalführung oder Zeitmanagement gelernt zu haben, das wurde einfach von ihm erwartet."

Die Qualifizierung des Personals, durch Umstrukturierungen die richtigen Leute an die richtigen Stellen bringen und dadurch freie Kapazitäten für neue Schwerpunkte schaffen ist das Ziel. Ein Zauberwort dafür: E-Government. Mehr und mehr sollen Bürger auf Wunsch Anträge oder Formulare online, also übers Internet, abwickeln können, damit nicht länger mehrere Mitarbeiter oder Fachbereiche mit einem Vorgang befasst sind. Freie Kapazitäten sollen mehr Zeit für andere Bürgeranliegen bringen.

Zu schaffen sind die Ziele nur mit qualifiziertem Personal, besonders in der Nachwuchsförderung: "Gute junge Leute wollen nach der Ausbildung schnell nach oben, sonst wechseln sie woanders hin", hat Wagner erfahren. Die Nachwuchskräfte bei der Stange zu halten, sei die eine Sache - die andere: "Wir dürfen nicht Gefahr laufen, keine Mitarbeiter mehr für die einfachen Dienste in den Büros zu haben."

Möglicherweise müsse Personal von außen her geholt werden. So wird schon seit geraumer Zeit mit der Politik über die Einstellung eines Klimamanagers diskutiert. Erster Beigeordneter Armin Schönfelder brachte für seinen Fachbereich Soziales einen Demografie-Berater ins Gespräch: "Der Anteil der älteren Menschen nimmt zu, die Bedürfnisse verschieben sich. Da könnte ein Experte nötig sein, um die richtigen Konsequenzen für die künftige Aufgabenstellung zu ziehen."

Konkrete Schritte sind bereits verwaltungsintern beschlossen. So übernimmt Roswitha Karallus, bisher für Stadtmarketing und Tourismus zuständig, ab 1. November die Leitung der Nettezentrale, die als Abteilung für Steuerung und Kommunikation direkt dem Bürgermeister unterstellt ist. In den Fachbereich Schule, Sport und Stiftungen wechselt zum 1. Januar 2015 Pressesprecher Arndt Venten.

Über Ventens Nachfolger ist laut Wagner "noch nicht entschieden". Da aber die Agenda 2020 als einen Schwerpunkt "mehr Kommunikation und Transparenz" haben soll, dürfte bei der Besetzung der Stelle entsprechende Kompetenz Voraussetzung sein.

(jobu)
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