Nettetal Die Zwei vom Hofcafé

Nettetal · Die Schwestern Luise und Margarete Gotzen übernahmen den 400 Jahre alten Bauernhof in Kaldenkirchen und erweiterten ihn um das Hofcafé Alt Bruch. Es ist inzwischen zu ihrer wichtigsten Einannahmequelle geworden

 Luise und Margarete Gotzen (v. l.) führen erfolgreich das Bauerncafe "Alt Bruch". Von der Landwirtschaft alleine könnten nur noch wenige Landwirte leben.

Luise und Margarete Gotzen (v. l.) führen erfolgreich das Bauerncafe "Alt Bruch". Von der Landwirtschaft alleine könnten nur noch wenige Landwirte leben.

Foto: jobu

Drinnen urgemütlich wie in einer großen Puppenstube, viel Holz, viel Deko, alles bäuerlich. Draußen idyllisch der Biergarten mit viel blühendem Gewächs, drumherum die typische niederrheinische Bruchlandschaft. Die so selten gewordenen Lerchen steigen überm Feld auf und trällern, bis Motorengeräusche ihren Gesang übertönen: Ein Trecker tuckert, die Frau am Steuer winkt freundlich und ruft: "Komme gleich!" Kurz drauf sitzt Treckerfahrerin Luise Gotzen mit ihrer Schwester Margarete im Hofcafe Alt Bruch und sagt: "Die Landwirtschaft macht sich nicht von allein."

Nein, macht sie nicht, deshalb müssen die beiden Schwestern selbst ordentlich ran auf dem Feld. Genau so wenig macht sich ihr Hofcafe von selbst - und auch da mischen die beiden munter mit: "Von nix kommt nix." Es scheint, als habe Luise für alles jeweils einen passenden Spruch parat. Und so nennt sie als Grund, warum das Bauerncafe am Rande Kaldenkirchens, zwischen Alleenradweg, Königsbach und Rittergut Altenhof gelegen, so beliebt und gut besucht ist: "Wir müssen uns heute darauf einstellen, was die Gäste morgen erwarten."

Innovativ sein, heute für Morgen planen, das war immer schon die Devise bei den Gotzens. Auch damals, als ihr Vater erkrankte und die zwei als älteste von sechs Geschwistern auf dem Hof Verantwortung übernahmen. Sich als Frauen in der Landwirtschaft Respekt verschafften in einer Zeit, in der "immer mehr billiges Gemüse aus anderen Ländern in die Supermärkte kam", wie sich Luise erinnert. Die Konsequenz: Konzentration aufs Kerngeschäft, sprich nach und nach manche Gemüsesorten auslaufen lassen, bis Spargel und Bohnen übrig blieben. Beide Sorten sind heute sowohl im Verkauf als auch zu Speisen verarbeitet die Renner im Hofcafe, das die beiden nach Umbau von Stallungen 2004 eröffneten.

"Von der Landwirtschaft allein können heute nur noch wenige leben", analysiert Margarete. Die Schwestern allerdings verstehen sich nach wie vor als Bäuerinnen, weisen die Kritik an niederrheinischen Landwirten zurück, sie würden zu viel düngen und den Boden mit Nitrat belasten: "Kein Bauer düngt mehr als nötig." Sie selbst bekämpfen Schädlinge soweit möglich per Handarbeit: "Läuse an Bohnen kann man auch abstreifen, dabei Tüten unter die Blätter halten und weg damit."

Anfangs war ihr Bauerncafe eins der ersten in der Region, dann boomte der Markt, aber nicht alle konnten sich halten. Rustikales Ambiente und Bauernhof-Flair - das reiche längst nicht mehr, um Gäste anzulocken, meint Luise.

Ihre Einrichtung taucht überall auf, ob in Reiseangeboten von 2-Land Reisen, dem Buchungsportal für den Niederrhein, oder in niederländischen Radrouten-Plänen für die Provinz Limburg. Die Gotzens setzten auf regionale und saisonale Speisen, E-Bike-Ladestation, selbst gemachte Kuchen und Brote, Frühstücksbüffet. Natürlich freuen sich die Schwestern "über immer mehr jüngere Gäste, Familien mit Kindern vor allem". Auch wenn sie deshalb umgestalten müssen: "Uns ist aufgefallen, dass sich immer mehr Leute unter den Lüstern ducken müssen", schmunzelt Luise. Die jüngere Generation sei eben größer: "Viele lange Kerls." Die Konsequenz: "Neue Lampen müssen her."

So viel Planung, so viel Arbeit, oft 13, 14 Stunden am Tag, geht das an den dynamischen Frauen spurlos vorüber, die doch schon um die 60 Jahre sind? "Ach, wir machen das gerne, und bald fahren wir ein paar Tage an die Mosel, das reicht", erläutert Margarete. Und Luise ergänzt lächelnd. "Wenn's mir zu viel wird, dann kann ich gut entspannen beim Spargel- oder Kartoffelschälen, da nehm ich mir gerne einen ganzen Sack vor."

(jobu)
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