Nettetal Ein Messedesigner als Comiczeichner

Nettetal · Im Atelier van Eyk wird in diesen Tagen auf den Zeichner und Maler Jakob Thelen aufmerksam gemacht, den viele aus der Kommunalpolitik schon als "kreativen Querdenker" kennen.

Eine Mappe mit Zeichnungen genügte Mitte der 1960er-Jahre dem Düsseldorfer Messebauer Erich Rast: "Sie sind mein Mann!". Der "Mann" war Jakob Thelen, der nach etwas turbulenten Architektur-Studiensemestern und aufregenden fünf Jahren in der französischen Fremdenlegion wieder bürgerliche Pfade einschlug. Er wollte er ja auch einmal seine Freundin Ute Tönnis heiraten wollte, eine grundsolide Fremdsprachenkorrespondentin. Zu seinem Zeichentalent brachte er handwerkliches Geschick mit, das er von seinem Vater, dem Schreinermeister Paul Thelen, geerbt hatte.

In den Jahrzehnten als Messedesigner, in denen er große Stände für Firmen wie Ford, Märklin, Velux, Katjes, Vaillant oder Sharp entwarf und an deren Realisierung mitwirkte, wurde das Zeichnen und Malen in den Hintergrund gedrängt. "Ich hätte gerne gesehen, wenn er einige Ölbilder mehr gemalt hätte", sagte Ute Thelen heute, wenn sie auf die in kräftigen Farben gehaltenen Bilder an den Wänden des Hauses an der Bruchstraße schaut. Die Zeit ließ es nicht zu, der "kreative Querdenker", wie Jakob Thelen charakterisiert worden ist, kümmerte sich um viele andere Sachen in der Nettetaler Politik und in seinem Dorf Leuth. Ende 2004 starb er, im Januar 2015 wäre er 80 geworden.

Deshalb erinnert an ihn nun eine kleine Ausstellung im Atelier von Eyk unter dem Leitmotiv "Ich habe noch so viele Ideen" an sein zeichnerisches Œuvre. Erhalten sind vor allem Arbeiten aus der Zeit in der Legion Ëtranger in Algerien und auf Korsika. Für die vielen Soldaten aus aller Welt schuf er das kleine Buch "ABC - 300 mots", das die französischen Wörter im Comicstil erklärte. Plakate ermahnen auf lustige Weise, an die Sicherheit beim Umgang mit Maschinen und Autos zu denken: "Zehn Minuten Wartung am Tag können dir das Leben retten!!!" Von diesen Arbeiten sind mehrere zu sehen, ebenso zahlreiche Fotos, die er im Auftrag der Legion in Algerien gemacht hat. Aus Afrika hat er auch Motive für seine Ölbilder und einige Aquarelle, die mit kräftigen Kohlestift ergänzt sind, mitgebracht.

Hat Jakob Thelen als Bewunderer des französischen Architekten Le Corbusier bei seinem Haus an der Bruchstraße forsch ein sichtbares Stahlgerüst mit Holz und Klinker kombiniert, so fielen andere Bauten - auf Wunsch der Bauherren - konventioneller aus. Zahlreiche Regeln der "Architekterei" hatte er bei Wilhelm Herbertz gelernt, der in Leuth Häuser für die erste Siedlung an Speestraße und Xylanderweg und den "Neubau" der Schule entwarf.

In späteren Jahren machte Thelen sich Gedanken über seniorengerecht gestaltete Wohnungseinrichtungen mit in der Höhe beweglichen Arbeitsplatten und Schränken. Wie seine Hausbau-Ideen ausgesehen haben, lässt sich nicht mehr im Detail nachvollziehen: Papierrollen mit Plänen wurden von einer Putzhilfe in der Gesamtschule "entsorgt", weil Jakob Thelen sie in einer Tonne in der Ecke abgestellt hatte. Nicht nur Joseph Beuys hatte also Probleme mit Reinigungskräften.

An der Gesamtschule unterwegs war Jakob Thelen oft, weil er dort mit seiner FDP-Parteifreundin Katharina Linke-Lowis zu den Geburtshelfern von "Base-L", einem Selbstlernzentrum für Schüler, gehörte. Der Kommunalpolitiker Thelen engagierte sich im Nettetaler Stadtrat aber auch für Miteinander von Ökonomie und Ökologie und wurde selbst aktiv, als es galt, in Leuth an einem Wanderweg von Hastert zur Nette aufzuforsten: Er pflanzte Weidenstämme, die inzwischen prächtig gediehen sind: Ute Thelen hat vom Frühstückstisch aus immer einen Blick darauf.

Wenn das Pfarrorchester St. Lambertus am Freitagabend im Atelier van Eyk neben den Bildern von Jakob Thelen ein Freiluft-Konzert gibt, schließt sich ein Kreis. Denn der Ur-Leuther unterstützte nicht nur die Karnevalisten der "Löther Rieser" mit Rat und Tat bei etlichen Karnevalswagen, sondern gehörte auch zu den Gründern des Pfarrorchesters, in dem Sohn Sebastian heute mit der Posaune und als Schriftführer einer der wichtigen Ton-Träger ist.

Ausstellung Jakob Thelen, Atelier van Eyk, Leuth. Heerstraße 58a: Freitag, 28. August, 18 bis 23 Uhr (offizielle Eröffnung um 19.15 Uhr durch Renate Dyck, Vorsitzende des Nettetaler Kulturausschusses), und Sonntage 30. August und 6. September, jeweils von 14 bis 18 Uhr.

(mme)
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