Nettetal Eine Blutspende rettet drei Leben

Nettetal · Viermal im Jahr kann man in Lobberich Blut spenden. Neuspender zu erreichen, sei schwierig, beklagen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes. Seitdem in der Stadt nicht mehr plakatiert werden darf, fehlt die Sichtbarkeit

 Florian Jansen aus Lobberich hat bereits 31 Mal Blut gespendet. Nach jedem Mal hat er ein gutes Gefühl.

Florian Jansen aus Lobberich hat bereits 31 Mal Blut gespendet. Nach jedem Mal hat er ein gutes Gefühl.

Foto: Horst Siemes

Florian Jansen kennt die einzelnen Schritte schon. Denn er hat bereits 31 Mal Blut gespendet. Der Lobbericher hatte seine Eltern zum Vorbild, die ihn als Kind zur Blutspende mitgenommen haben. "Ich habe zugeschaut und sofort mit 18 angefangen, selber zu spenden", sagt der 36-Jährige. So wie Jansen tun es viele in der Grundschule im Hoverbruch - sie spenden Blut und retten damit Menschenleben.

Seitdem das Plakatieren nicht mehr erlaubt ist, hat es das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schwer, Neuspender zu erreichen. "Banner sind auch nicht erlaubt, bei Wahlen oder Festen sind Plakate aber kein Problem", sagt Gabriele Hoch vom DRK. Das sorgt für Unverständnis: beim DRK, den freiwilligen Helfern und den Spendern. Möglich wäre es stattdessen, Ständer bei der jeweiligen Stadt abzuholen, aufzustellen und wieder zurückzubringen. "Logistisch überhaupt und vom Finanziellen nicht machbar", erklärt Hoch. Das DRK kämpft mit der öffentlichen Sichtbarkeit.

Die meisten der Spender gestern kommen seit Jahren. "Wir versuchen, junge Leute zu mobilisieren, denn für einen ausscheidenden Blutspender brauchen wir drei Neue", erklärt Hoch. Der Grund: Die Regelmäßigkeit habe sich verändert. Viele jüngere Blutspender seien beruflich unterwegs, hätten familiäre Verpflichtungen und kommen laut Statistik nur ein- bis zweimal jährlich zur Blutspende.

Jansen kommt so oft es geht, aber auch er kennt besonders die beruflichen Einschränkungen: "Ich war eine zeitlang im Ausland, da konnte ich nicht spenden", erzählt der Maschinenbautechniker. Alle zwölf Wochen versucht er es nun möglich zu machen: "Ich verstehe, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht spenden kann, aber dass man Angst hat, verstehe ich nicht", sagt er. Blut spenden kann jeder ab 18 Jahren, Neuspender bis zum 68. Geburtstag. Er wird nach seinem allgemeinen Befinden befragt und beantwortet den Fragebogen zum Gesundheitszustand im Vorfeld wahrheitsgemäß. "Das ist unheimlich wichtig, man befindet sich in einer hohen Verantwortung", erklärt Hoch. Jansen hat kein Fieber, der Hämoglobinwert liegt bei 16,8 und damit im grünen Bereich. Eine Ärztin setzt die Nadel, und etwa fünfzehn Minuten lang sitzen die Spender im Klassenraum der 2b in der Grundschule am Hoverbruch. Der Beutel von Jansen ist mit Blutgruppe A negativ und 500 Millilitern gefüllt. Zehn Minuten ausruhen, dann macht er die Liege für den nächsten frei. "Ich esse gleich zwei bis drei Brötchen, trinke etwas und merke ansonsten nichts", sagt der 36-Jährige. Für den Tag ist das DRK zufrieden. "Obwohl Ferien sind, läuft es gut", sagt eine Mitarbeiterin.

Nach vier Stunden wird das Blut der Spender nach Breitscheid ins Zentrum für Transfusionsmedizin gebracht, noch in der Nacht nach Hagen ins Zentrallabor gefahren. Womöglich drei Leben können mit einer Spende gerettet werden. "Männer dürfen sechsmal pro Jahr, Frauen viermal Blut spenden", sagt Hoch. Mit ihren Kollegen überlegt sie, wie man weitere - junge - Spender animieren kann. Ein Info-Clip ist bereits entstanden.

Jansen war weniger als eine Stunde in der Grundschule. Nach jedem Mal hat er ein gutes Gefühl. "Das gehört für mich zum Leben hinzu, man sollte nie vergessen, dass man selbst vielleicht mal eine Blutspende braucht", sagt der Lobbericher.

(janj)
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