Nettetal Eintauchen in Fluchtgeschichten

Nettetal · Vier Autoren lasen bei den Nettetaler Literaturtagen aus "Grenzenlos"

Eine Lesung zum Thema Flucht, Vertreibung, Heimatlosigkeit? Viele Menschen denken angesichts der Medienpräsenz des Themas Flüchtlinge: "Ich kann es nicht mehr hören". Da kann eine Lesung zu dem Thema hilfreich sein und einen anderen Blickwinkel bieten. Bei den Nettetaler Literaturtagen lasen vier Autoren aus der im November 2015 erschienenen Anthologie "Grenzenlos". 23 Autoren haben Lyrik und Prosa zum Thema Flucht, Vertreibung, Heimatlosigkeit zusammengetragen.

Gabriele Lanser aus Nettetal ist eine der Autorinnen. Auf ihr Betreiben kam die Lesung zustande. Mit ihr waren Sven Köther, Michael Kohl und Jan Weidner, der unter dem Namen Martin Karrer schreibt, in die Stadtbücherei in Breyell gekommen. Ausgehend von einem Satz des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges - "Lesen ist Denken mit einem fremden Gehirn" - stellte Autor Sven Köther die These in den Raum, dass Lesen eine Form von Empathie sei. Tatsächlich schaffen Gedichte sowie Geschichten einen anderen Zugang zum Thema. Die Leser oder Zuhörer tauchen in Lebensgeschichten ein.

In "Gestrandete Wale", einer Kurzgeschichte von Sven Köther, treffen Fremde in der Fremde aufeinander. Auf wenigen Seiten entsteht das Kaleidoskop von Gestrandeten, die aus privaten, beruflichen, politischen Gründen heimatlos geworden sind. Der Berliner Schriftsteller Jan Weidner präsentierte seine "Fragmente". Er lässt den Ich-Erzähler über die Lebensgeschichte der aus dem Sudetenland vertriebenen Mutter berichten. Weidners Sprache ist eindringlich und klar.

Lansers Beitrag unter dem Titel "Im Inneren des Liedes", durchzogen von Pressemeldungen, die von Michael Kohl gelesen wurden, bezieht sich auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland und die Frage, wie "man anwesend ist in dem, was geschieht". Michael Kohl trug das Gedicht "Antonistrasse" von Andi Roscher sowie "Europ - Ein gescheitertes Sonett" von Marc Richter vor und stellte unter Beweis, dass ein Gedicht es vermag, in wenigen Worten die Probleme der Welt auf die Spitze zu treiben.

"Grenzenlos", herausgegeben von Alexandra Scherer, ISBN 978-3-7392-1115-2. Das Buch kostet zehn Euro, sie gehen an karitative Projekte.

(b-r)
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