Nettetal Eltern verärgert über neue Kita-Beiträge

Nettetal · Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres im Sommer werden vor allem gut verdienende Familien, die Kinder lange betreuen lassen, mit hohen Beiträgen zur Kasse gebeten. Eltern mit geringerem Einkommen werden allerdings entlastet.

Mit zum Teil erheblichen Beitragsveränderungen wartet die Stadt Nettetal zum neuen Kindergartenjahr ab dem 1. August auf. Viele Eltern werden künftig entlastet, aber Haushalte mit mittleren und hohen Einkommen müssen künftig mehr zahlen. Das gilt in erster Linie dann, wenn für Kinder 35 oder 45 Stunden pro Woche gebucht werden. Im Internet ziehen Eltern mittlerweile gegen die Beitragserhöhungen zu Felde. Sie sammeln Unterschriften und werfen der Stadt "Abzocke" vor.

Der Stadt ist das nicht verborgen geblieben. Sie will noch in dieser Woche alle Eltern schriftlich informieren. "Die Änderungen entlasten Durchschnittsverdiener und Eltern von zweijährigen Kindern", erklärt der zuständige Erste Beigeordnete Armin Schönfelder. Die neue Beitragsstaffelung betrachtet das Jugendamt als Steuerungsinstrument.

Der Stadt gehe es um eine bedarfsgerechtere Gestaltung. Eltern sollten mit Blick auf den nach Stundenumfang gestaffelten Beitrag so viele Betreuungsstunden wählen, wie sie tatsächlich benötigen. Bürgermeister Christian Wagner rät Eltern in einer Presseerklärung: "Wer sein Kind weniger als 35 Stunden betreuen lassen möchte, sollte auch nur 25 Stunden buchen müssen." Die Stadt habe in ihren eigenen Einrichtungen bereits verstärkt 25-Stundenplätze eingerichtet.

Schönfelder weist darauf hin, dass die Stadt die Tagespflege und die Kindertagesstätten zusammenführen möchte. "Die vorhandenen Stufen wollen wir stärker ausdifferenzieren, die Sprünge in der Staffelung sind zurzeit zu groß. Das neue Beitragssystem kann besser auf die Einkommenssituation eingehen", erklärt Schönfelder. Der Anreiz, womöglich gar nicht benötigte hohe Stundenkontingente fürs Kind zu wählen, sei zu groß. Träger erhielten vom Land NRW höhere Pauschalen, wenn Kinder länger betreut werden. Das sei dem Land schon lange ein Dorn im Auge. Eine Absicht des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) sei es, den Betreuungsbedarf in den Tagesstätten wirklichkeitsnäher zu steuern. "Man darf nicht vergessen, dass die Elternbeiträge auch nur etwa 15 Prozent der Kosten abdecken", fügte Schönfelder hinzu.

Durch die Neuregelung werden laut Stadtverwaltung einige Beitragsstufen entlastet, im Ausgleich aber auch andere höher belastet. "Ich habe vollstes Verständnis für den Unmut der nun höher belasteten Eltern und betone deshalb, dass die neue Elternbeitragstabelle nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt ist", erklärt Wagner. Die Stadt werde zum Ende des Jahres ein Fazit des Kindergartenjahres 2014/15 ziehen und dann die Beiträge gegebenenfalls überprüfen.

Die Reaktion auf die gestern veröffentlichte Erklärung der Stadt im Internetforum "KiTa-Abzocke im vermeintlich familienfreundlichen Nettetal" fiel unfreundlich aus. Wagners Ankündigung, erst nach Ablauf des Kindergartenjahres 2014/15 ein Fazit zu ziehen, sei zu spät. "Dieses Thema wird sicherlich Konsequenzen — nicht nur für die Kommunalwahl — haben", schreibt die Initiatorin des Protestes, "Lilli Morgenstern". Da bekämen jetzt bald einige "kalte Füße". Denn angeblich schauen sich Nettetaler Eltern bereits nach Plätzen außerhalb des Stadtgebiets um. In Brüggen, Viersen oder Grefrath seien Plätze jedenfalls dann spürbar günstiger.

(RP)
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