Nettetal "Es gibt wunderbare Menschen, die sich aufmachen"

"Es gibt so wunderbare viele Menschen, die sich einfach aufmachen. Sie gehen auf Flüchtlinge zu und dann ergibt sich eben etwas. Es geht schlicht um das Wahrnehmen von Chancen, das Erkennen von Potenzialen." Beate Engelke, die Vorsitzende des Vereins Flüchtlingshilfe Nettetal, schilderte am Ende des Neujahrsempfangs, um was es geht.

Natürlich müssten Ankömmlinge untergebracht und in die Lage versetzt werden, ein einigermaßen eigenes Leben zu führen. Aber es gebe sehr viel mehr zu. Die Menschen werden begleitet bei Gängen zu Behörden und Institutionen. Sie erhalten Sprachunterricht und erfahren, wie anders diese Gesellschaft in Mitteleuropa ist im Vergleich zu Guinea, Afghanistan, Irak, Syrien oder Eritrea. Sie flüchten vor dem Terror, der Europa bei den Anschlägen in Paris in Furcht und Schrecken versetzte, vor Bomben auf ihre Städte, vor Kämpfen in ihren Dörfern, vor der Entfesselung von Gewalt, der Ursachen und Ziele selbst Fachleute heute kaum mehr erfassen können.

Beate Engelke und Ralf Schröder für die Flüchtlingshilfe sowie Elvire Kückemanns von der Flüchtlingsinitiative Kaldenkirchen, die schon seit den 1980er-Jahren aktiv ist, erhielten stellvertretend für alle Menschen, die sich mit ihnen engagieren, eine Urkunde der Stadt. Elvire Kückemanns fasste vermutlich emotional besonders eindrucksvoll zusammen, um was es geht. "Wir sind die verschonten, mussten nichts übers Meer oder die Balkanroute. Es ist nicht unser Verdienst, sondern pures Glück." Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend: "Darum weiß ich, warum ich so gerne in Nettetal wohne."

Sieben Männer aus Afghanistan, Irak, Syrien und Guinea, zwischen 20 und acht Monaten in der Stadt, dankten ihren Helfern und der ganzen Stadt - in mitunter bemerkenswert gutem Deutsch. Vier von ihnen sind selbst schon in der Flüchtlingshilfe aktiv, einige arbeiten ehrenamtlich in Kindergärten und Altenheimen. Sie alle wollen "möglichst viel von dem zurückgeben, was Sie für uns tun", sagte ein junger Syrer, der in seiner Heimat Jura studierte. Viele Gäste gingen später auf sie zu, um mehr zu erfahren.

(lp)
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