Nettetal Ex-Fußballstar im Einsatz für Afrika

Nettetal · Alphonse Yombi, der eine Zeit lang in Lobberich lebte, ist Gründer der Deutschen Kamerun-Hilfe. Zu Besuch bei Freunden in Breyell erzählte er jetzt von seinen Projekten in der Heimat

 Alphonse Yombi (Mitte) zu Besuch bei Ursula und Reinhard Klumpen in Breyell: Der ehemalige Fußballstar lebte früher in Lobberich und lernte so die Familie kennen, denen er von seinen Projekten in Kamerun erzählt.

Alphonse Yombi (Mitte) zu Besuch bei Ursula und Reinhard Klumpen in Breyell: Der ehemalige Fußballstar lebte früher in Lobberich und lernte so die Familie kennen, denen er von seinen Projekten in Kamerun erzählt.

Foto: jobu

Autogramme muss er immer noch geben: "Es kursieren wohl noch Panini-Sammelbilder von mir, da kommen manchmal Autogrammwünsche, sogar aus China", sagt Alphonse Yombi und lächelt. Der frühere Fußballstar, der mit seinem Heimatland Kamerun bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien für Furore sorgte und von Größen wie Maradona zu erzählen weiß, hat sich heute hauptsächlich humanitären Zwecken verschrieben: "Ich suche Unterstützung für die Deutsche Kamerun-Hilfe", sagt er bei einem Besuch bei Freunden in Nettetal.

Alphonse Yombi - Fans erinnern sich an den Verteidiger, der in Europa bei Vereinen in Frankreich, Dänemark und Griechenland spielte und immer wieder seine Heimat besuchte: "Da habe ich gemerkt, die Welt ist krass, hier alles geregelt und Wohlstand, da Schulen ohne Tafel, die Kinder sitzen auf dem Boden, kein Wasser, kein Strom", erinnert er sich. Dieser Zwiespalt ließ Yombi nicht los, nicht in Ruhe: "Wenn ich in der Heimat war und ein Nachbar klagte, er bräuchte Medizin für seine kranke Tochter, dann konnte ich doch nicht so einfach zurück nach Europa, ohne was zu tun." Also tat er was.

2002 gründete Yombi die Deutsche Kamerun-Hilfe. Das Prinzip bis heute: "Hilfe zur Selbsthilfe", so Yombi. Ausbildungs- und Schulzentren baute er mit Geld- und Sachspenden auf, arbeitet "auch mit dem Hilfswerk Action Medeor zusammen". Aktuelles Projekt in dem zentralafrikanischen Land mit rund 20 Millionen Einwohnern: "Wir bauen in Bafia ein Krankenhaus." Das soll schon im Dezember fertig sein - wenn alles klappt. Und damit alles klappt, ist er in Deutschland, besucht Freunde und Förderer, Sponsoren und Spender.

Zu seinen Freunden zählt er Ursula und Reinhard Klumpen in Breyell. Der Kameruner erinnert sich an die Zeit, in der er der Liebe wegen in Lobberich wohnte: "Wir hatten den ersten Container mit Sachspenden zusammengestellt und brauchten noch Geld für den Transport nach Kamerun, als auf dem Konto eine größere Spende einging." Die Spende kam von den Klumpens, Yombi besuchte sie, um sich zu bedanken - und eine Freundschaft entstand.

"Bei Alphonse wissen wir, dass jede Spende ankommt, und was vor Ort damit passiert", nennt Klumpen als Grund, die Kamerun-Hilfe zu unterstützen. Dem Geschäftsführer von HSK Sicherheitsschuhe in Breyell imponiert vor allem das Engagement von Yombi: "Er ist mit Herzblut dabei, hält den persönlichen Kontakt zu den Förderern." Oft flachsen die Klumpens und Yombi über ihre Mentalitätsunterschiede: "Hier in Deutschland lebt man nach der Uhr, das ist krass, in Afrika guckt man einfach, wann die Sonne untergeht", übertreibt der Kameruner schmunzelnd. Ursula Klumpen kontert: "Du suchst ja nur eine Ausrede, wenn du mal zu spät kommst." Alle drei lachen.

Yombi lacht eh viel, erzählt temperamentvoll mit großen Augen, seine Hände kreisen dabei ständig durch die Luft. Und doch deutet er an, das ihm manchmal auch zum Weinen zumute ist: "Mann, das ist krass, wenn ich Menschen in Kamerun sehe, die nichts haben, und dann gibt es da Reiche, die alles für sich behalten und durch Korruption noch reicher werden, schlimm sowas." Yombi sagt eine Zeit lang gar nichts, erzählt leise weiter: "Darum sammel ich nicht einfach Geld, sondern wir kümmern uns immer um konkrete Projekte."

Und schon ist er wieder im Redeschwung, der Kameruner vom Jahrgang 1969, der fließend Deutsch spricht. Er berichtet von Nähmaschinen und Ultraschallgeräten, die hier ausrangiert werden und in Afrika noch gute Dienste leisten. Von Senioren, die freiwillig mit ihren Fachkenntnissen vor allem im Handwerk junge Kameruner anleiten. Und immer, gibt er zu, spielt der Sport bei ihm eine Rolle: Yombi betreut junge Fußballer aus Afrika, damit sie sich in Europa zurechtfinden, besucht auch schon mal Spiele in der Region: "Aber Autogrammkarten hab ich nie dabei."

(jobu)
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