Nettetal Fledermäuse brauchen dringend Hilfe

Nettetal · Beim Erntedankfest auf dem Naturschutzhof informierte die Fledermaus-Ambulanz über die kleinen Säugetiere.

"Hier kann man sehen, wie ein schönes Haus gemacht wird", sagte der kleine Ben. Mit seinen Eltern war er aus Brüggen zum Erntedankfest auf den Naturschutzhof nach Sassenfeld gekommen. Was es mit dem "freundlichen Haus" konkret auf sich hatte, wusste er da allerdings noch nicht. Es handelte es sich um ein Fledermaus-Haus, dass Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz im Kreis Viersen den durchweg sehr interessierten Besuchern vorstellte.

Das goldene Oktoberwetter zog einmal mehr ungewöhnlich viele Gäste an, die zum Erntedankfest auf den Naturschutzhof kamen. Schon vor der eigentlichen Eröffnung schlenderten Spaziergänger bei angenehmen Temperauren über das weitläufige Gelände am Ostufer des Wittsees. Ebenso früh breitete sich der Duft zahlreicher Köstlichkeiten, drunter verschiedene Pesto-Variationen - aus, viele Pflanzen waren zu bewundern und zu erwerben.

Der fünfjährige Ben erfuhr unterdessen mehr über die Fledermäuse, die er "noch nie so wirklich" gesehen hatte, wie er erzählte. Dass sie mit den Händen fliegen, mit den Ohren sehen und erst dann erwachen, wenn Ben bereits schläft, faszinierte den kleinen Jungen. Über gruselige Geschichten, die um die Fledermäuse herum erzählt werden, klärte Manuela Menn ihn und andere Besucher auch auf. "Sie sind nicht angriffslustig und trinken kein Menschenblut", erklärte sie schmunzelnd. Das Gegenteil sei der Fall. Die fliegenden Säugetiere seien reine Insektenvertilger. Eine Fledermaus fresse pro Nacht rund 2500 Mücken. "Jetzt habe ich wieder etwas gelernt", freute sich eine Lobbericherin, die ebenfalls sehr aufmerksam zugehört hatte.

Sie erfuhr aber noch etwas. "Fledermäuse brauchen unsere Hilfe", berichtete die Fledermaus-Expertin Manuela Menn. Denn der natürliche Lebensraum für die Fledermäuse werde immer kleiner, ihre Überlebenschancen in der Umgebung gingen ständig zurück. Viele Fledermäuse suchten nach einer neuen Bleibe - oft vergeblich. "Sie werden aber auch oft vertrieben oder ihre Quartiere werden zerstört", erzählte Manuela Menn. Über 60 Anrufe hat sie bereits von Fledermaus-Freunden erhalten, die den fliegenden Säugetieren ein sicheres Zuhause geben wollen. Dafür sei sie allen, die helfen wollten, sehr dankbar.

"Das ist ein Beitrag zum Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Säugetiere", sagte sie jenen Besuchern eindringlich, die interessiert bei ihr stehenblieben und sich informieren ließen. Man könne den kleinen Säugern ein "Asyl" gewähren, ohne sie gleich ins Haus zu lassen. Die meisten Fledermaus-Quartiere befinden sich nicht im Inneren eines Hauses, ihnen reicht ein Unterschlupf außen am Haus. Menn riet dazu, dafür zu sorgen, dass potenzielle Verstecke nicht einem falschen Ordnungssinn zum Opfer fallen.

Der kleine Ben aus Brüggen will künftig auf jeden Fall in der Dämmerung nun ganz eifrig nach Fledermäusen Ausschau halten. "Aber geschlafen wird doch noch frühzeitig", setzte seine Mutter dem Forscherdrang des Jungen klare zeitliche Grenzen.

Den Erntedank-Gottesdienst hielt Pfarrer Rainer Ollesch aus Kempen. Musikalisch gestalteten Schülern des Werner-Jaeger-Gymnasiums den Gottesdienst. Wie immer standen beim Erntedankfest des Naturschutzbundes Feldfrüchte und Obst im Mittelpunkt des Interesses. Viele Besucher informierten sich darüber, welche Pflanzen für ihren Garten geeignet sind oder wie sie ihren Garten ohne großen Aufwand etwas naturnäher gestalten können. Andere wiederum genossen schlicht den Spaziergang über das vielfältig gestaltete Gelände mit seinen unterschiedlichen Anlagen und Aufbauten.

(RP)
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