Nettetal Fließende Konturen aus Acryllack

Nettetal · Die Porträts des Nettetaler Künstlers Heinz Lanser verschmelzen mit dem Hintergrund. Oftmals sind sie schwer zu entdecken — die Vielzahl der Linien lässt an die vielen Einflüsse denken, denen Menschen ausgesetzt sind

 Der Nettetaler Künstler Heinz Lanser stellt im Gebäude der NEW-Hauptverwaltung in Mönchengladbach aus. Seine Bilder sind dort bis Februar zu sehen.

Der Nettetaler Künstler Heinz Lanser stellt im Gebäude der NEW-Hauptverwaltung in Mönchengladbach aus. Seine Bilder sind dort bis Februar zu sehen.

Foto: Ilgner

Seine Bilder tragen Titel wie "Allerleirauh", "Sindbad der Seefahrer", " Cyrano", Ali Baba und die 40 Räuber" oder "Mondfrau", "Wolfgang Amadeus auf der Reise nach Prag" und "Der zufriedene Gärtner". Heinz Lanser, der in Köln 1937 geborene und heute in Nettetal lebende Maler, ist nicht nur an der Malerei interessiert, wie man den Titeln unschwer entnehmen kann. Ihn faszinieren historische Persönlichkeiten.

Und sie sind es, denen er eine Reihe von "Porträts" widmet. In Anführungszeichen gesetzt, denn seine Porträts sind schon sehr besonders. Knapp 30 davon hat Lanser für seine aktuelle Ausstellung unter dem Titel "Fließende Konturen" in den Räumen der NEW-Hauptverwaltung in Mönchengladbach ausgewählt. Bis auf vier Arbeiten datieren sie aus den Jahren 2015 und 2016.

Mit dem Begriff der "Fließenden Konturen" umschreibt Lanser seine Technik: Er legt, auf Leinwand oder Karton, einen farbigen Untergrund an, auf dem die Acrylfarbe auch mit Sand vermischt sein können. Er malt, er spachtelt, er kratzt und dabei ist immer der nächste Schritt eingeplant: Nach dem Trocknen nämlich lässt Lanser auf das am Boden liegende Bild schwarzen Acryllack tropfen. Der Acryllack macht aus der Farblandschaft, in der immer schon gedachter "Platz" für einen Menschen ist, ein Porträt - nur aus konturierenden Linien, denen weitere hinzugefügt sind. Dieses "Dripping" muss rasch erfolgen - denn einmal getrocknet, gibt es keine Möglichkeit mehr, die Linien zu korrigieren.

Aus der Farbe also erwächst mit Hilfe des Lacks das oft rätselhaft wirkende und schwer zu entziffernde Profilporträt eines Menschen, so als sei er Teil des Untergrundes und lediglich mal kurz aus ihm hervorgetreten, um sich zu zeigen. Besonders schön und nachzuempfinden ist diese Verbindung zwischen dem Grund und dem Porträt in "Der zufriedene Gärtner": Ein Untergrund aus vielen verschiedenen Grüntönen wirkt wie das Symbol der Lebenswelt des Gärtners, mit der er innig verbunden ist.

Bei anderen Porträts ist das Gesicht schwieriger zu entziffern: Die Linien laufen labyrinthisch über die Leinwand, vermehren sich, konzentrieren und verdicken sich nur an wenigen Punkten - es braucht eine Weile, um es zu sehen. Die zusätzlichen Linien, die scheinbar gar nicht dazu gehören, lassen an eine Verwirrung denken, an die Vielheit von Einflüssen, denen Menschen ausgesetzt sind, an ihre Vernetzheit, die nicht immer nur hilfreich und klärend ist.

Bei solch vielfältiger Vernetzung wird dann der Kern des Menschen undeutlich.

(RP)
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