Nettetal Gäste mögen es auch im Sommer heiß

Nettetal · Nicht nur im Winter wollen die Besucher in der Saunalandschaft "Finlantis" schwitzen. Auch wenn es draußen über 30 Grad warm ist, kommen die Gäste. Dann aber müssen die Betreiber mit besonderen Angeboten um sie werben.

 Thomas Lamers leitet die Saunalandschaft "Finlantis". Er ist auch im Sommer mit der Auslastung zufrieden.

Thomas Lamers leitet die Saunalandschaft "Finlantis". Er ist auch im Sommer mit der Auslastung zufrieden.

Foto: bsen

Es gießt in Strömen, aber Helmut Hubbertz ist das Wetter egal. In einem dunkelblauen Bademantel aus Frottee sitzt der 60-Jährige unter einem großen Sonnenschirm und blickt in den Regen. Er sieht äußerst zufrieden aus. "Das ist für mich wie ein kleiner Urlaubstag", sagt er und lehnt sich entspannt zurück. Einmal in der Woche besucht der Nettetaler die Saunalandschaft "Finlantis", um sich dort ins Schwitzen bringen zu lassen. "Wenn es klappt." Den Rest der Zeit arbeitet Hubbertz als geschäftsführender Gesellschafter in einer Export-Schreinerei. Für ihn sei Saunieren ein Ausgleich zum stressigen Beruf, "um runter zu kommen". Hubbertz nickt bestimmt. "Sommer wie Winter."

Diesen Trend hat auch Thomas Lamers, Betriebsleiter von Finlantis und dem angrenzenden Nettebad, bei den Saunagästen erkannt. Der Großteil der Besucher komme in den kalten Wintermonaten. "Im Herbst und Winter ist Hochsaison", sagt er. Vor allem um Weihnachten herum seien die Saunen spürbar voll. Im Schnitt liegt die Zahl der täglichen Besucher im Winter bei 250 bis 300, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Dieling.

Aber auch im Sommer - der zwar derzeit launisch, aber doch ab und zu sehr heiß sein kann - sei man "mit der Auslastung zufrieden", sagt Lamers. Neben der Steigerung des Wohlbefindens oder zum Abschalten vom Alltag würden viele unabhängig von den Außentemperaturen der Gesundheit wegen saunieren. "Es regt die Herz-Kreislauf-Tätigkeit an", sagt Lamers. Dennoch zählen die Betreiber derzeit deutlich weniger Besucher.

Das belegen Zahlen: 2013 lag der höchste Wert der gemessenen Gäste bei knapp 3500. Bis Juli gab es einen stetigen Abfall auf knapp unter 1700 Besucher. Danach stieg die Zahl erneut auf 2900 im November. Im Dezember kamen circa 2800 Gäste ins Finlantis.

Im Juni dieses Jahres lag der Spitzenwert bei 120 Gästen pro Tag, Minimum waren 50 Besucher. "Das hängt von vielen Faktoren ab", sagt Stadtwerke-Chef Dieling. Aber an welchen genau, könne er selbst nicht sagen. Zuletzt etwa der Fußball-Weltmeisterschaft, schätzt er.

Auf jeden Fall sei das Betreiben einer Sauna "ein schwieriges Geschäft", gibt Lamers zu. Gerade im Sommer müsse die Anlage mit Aktionen wie exotischen Aufgüssen und Massagen bewusst um Kunden werben. Den klassischen Saunagänger, auf den sich der Betrieb einstellen könnte, gebe es nicht. "Die Leute kommen mit unterschiedlichen Bedürfnissen", meint Lamers. Zwar gebe es Stammgäste, aber die hätten ebenfalls je nach Tagesform unterschiedliche Ansprüche. An den Wochenenden sind es die "Sauna-Touristen", die in Kaldenkirchen eintrudeln. Sie testen die Saunen ihrer Region aus. "Es kommen auch noch jeden Tag neue Gäste, die entweder noch nie in einer Sauna oder noch nie bei uns waren", so Lamers.

Hinzu komme, dass "der Saunagänger fährt". Im Klartext bedeutet das: Wer in die Sauna gehen möchte, ist bereit, dafür weite Strecken auf sich zu nehmen. Die Finlantis-Stammgäste etwa kommen aus Essen, Dinslaken, Düsseldorf und Duisburg. Will ein Betrieb diese Besucher an sich binden, muss er etwas Besonderes bieten. In Kaldenkirchen ist das die Saunalandschaft an sich.

Vor knapp vier Jahren wurde die Anlage gebaut - vollständig aus Holz, um dem Vorbild einer finnischen Sauna möglichst nahe zu kommen. "Damit haben wir ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal", meint Lamers. Gast Hubbertz schätzt besonders die Atmosphäre. "Es ist klein und familiär", sagt er. "Das gefällt mir."

(RP)
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