Nettetal Geschäftsaufgabe: Bei Petra Trienes hat es sich ausgespielt

Nettetal · Petra Trienes schließt das traditionsreiche Spielwarengeschäft in Kaldenkirchen, das sie gut zehn Jahre führte. Ihre Begründung: Der Boom im Online-Handel ruiniere den Einzelhändlern das Geschäft.

 Petra Trienes schließt ihr Spielwarengeschäft an der Grenzwaldstraße in Kaldenkirchen. Gegen die übermächtige Konkurrenz des Internets sieht sie für den Laden keine auskömmliche Zukunft mehr.

Petra Trienes schließt ihr Spielwarengeschäft an der Grenzwaldstraße in Kaldenkirchen. Gegen die übermächtige Konkurrenz des Internets sieht sie für den Laden keine auskömmliche Zukunft mehr.

Foto: Burghardt

Das Ende einer Ära: Nach über 60 Jahren schließt das traditionsreiche Spielwarengeschäft Trienes an der Grenzwaldstraße in Kaldenkirchen. "Mit den Preisen im Internet-Versand können wir Spielwaren-Händler nicht mithalten", sagt Inhaberin Petra Trienes. Nach ihrer Einschätzung leidet die Branche der Einzelhändler vor allem im Segment Spielwaren unter dem Boom im Online-Handel: "Unser Geschäft ist ja nicht das einzige, das aufgeben muss."

Der derzeitige Andrang kommt zu spät

Hochbetrieb herrscht in diesen Tagen im Laden an der Grenzwaldstraße neben dem Kino. Doch der Andrang kommt zu spät: "Viele Kunden nutzen natürlich die Rabatte, die ich wegen der Geschäftsaufgabe gewähre", erklärt Trienes. Andere aber "kommen, weil sie es nicht glauben wollen und fragen, warum Schluss ist".

Stammkundin Stephanie Schulz ist enttäuscht: "Das ist einfach traurig, ich habe hier alle Spielsachen für meinen Sohn gekauft, man kennt sich gut nach so vielen Jahren und wird bestens beraten." Sie deckt sich noch mit Lego-Platten ein.

"Kinder kommen weinend zur Kasse"

Nicht nur Erwachsene fragen nach, wie Petra Trienes leidvoll erfahren muss: "Da kommen Kinder an die Kasse und weinen, weil sie sich hier bald nicht mehr mit ihrem Taschengeld Spielsachen aussuchen können." Es sei eben immer noch etwas anderes, vor allem für Kinder, ob man im Internet Preise vergleiche — oder "vor einem Regal stehen, Imke-Puppen und Puzzles bestaunen, aussuchen und dann kaufen" könne.

Mit Sentimentalität oder Nostalgie freilich lässt sich kein Gewinn erzielen. Weshalb Trienes offensiv mit der Geschäftsaufgabe umgeht. Sie legt auf Aushängen ihre Gründe dar und hat ihre Schaufenster mit Absperrband symbolisch verriegelt.

So wird es nach über 60 Jahren keinen Spielwaren-Einzelhändler mehr an der Grenzwaldstraße in Kaldenkirchen geben. Ältere Kaldenkirchener erinnern sich noch an Spielzeug Maubach, später übernahm Familie Trienes das Geschäft. Seit 2003 führt Tochter Petra Trienes den Laden, der bald Geschichte sein wird. Mit Folgen nicht nur für Kunden: "Die Arbeits- und Ausbildungsplätze fallen ebenso weg wie die begehrten Praktikantenstellen für Schüler", erläutert Trienes.

Die Branche geht am Stock

Künftig werden nun auch die Schul- und Kindergartenfeste ohne Petra Trienes und ihr Spielzeug auskommen müssen, Vereine brauchen nicht mehr nach Spenden für die Tombola zu fragen, und auf dem Lichterfest wird es keinen Trienes-Stand mit kreativem Sortiment mehr geben. "Auch die Vertreter aus dem Großhandel machen sich Sorgen, weil die Leute einfach im Internet gucken, was gibt es Neues und wo krieg' ich das am günstigsten", erzählt die 48-Jährige.

So ist aus Vertreterkreisen zu hören, die Branche gehe am Stock, allein in jüngster Zeit hätten sieben ihrer Kunden, alle sind Spielwaren-Einzelhändler im Raum Niederrhein, aufgegeben. Trienes ist da mit eingerechnet. Dabei hat sich die Inhaberin lange mit Macht gegen den stetigen Abwärtstrend ihres Geschäfts gestemmt und versucht, mit neuen und kreativen Ideen wie Spieleverleih oder Geburtstagskiste neue Kunden zu gewinnen und alte zu behalten.

"Aber das letzte Weihnachtsgeschäft war einfach katastrophal", klagt sie. Mitte Februar soll endgültig Schluss sein. Was dann aus den Geschäftsräumen wird, weiß Petra Trienes noch nicht: "Mal sehen, aber erstmal will ich hier alles sauber über die Bühne bringen."

(RP)
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