Nettetal Handel setzt Kartoffelpreise unter Druck

Nettetal · Die Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (Reka) schaut auf ein schwieriges Jahr zurück. Nach guten Umsätzen dehnten Anbauer die Flächen erheblich aus. Das wirkte sich auf die Speise- und Industriekartoffeln spürbar aus.

 Ein Landwirt pflanzt Kartoffeln. Bereits aus der Abnahmemenge von Pflanzkartoffeln lassen sich Rückschlüsse zu den Erträgen einer Saison schließen.

Ein Landwirt pflanzt Kartoffeln. Bereits aus der Abnahmemenge von Pflanzkartoffeln lassen sich Rückschlüsse zu den Erträgen einer Saison schließen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das nach Erträgen hervorragende Jahr 2013 hat sich nachhaltig auf den Kartoffelmarkt des vergangenen Jahres ausgewirkt. Wie kaum anders zu erwarten, dehnten Anbauer Flächen aus in der Hoffnung, Umsätze und Gewinne zu steigern. Das Wetter und allgemeine Marktentwicklungen sorgten allerdings für Ernüchterung. Dennoch zeigt sich Rheinische Erzeugergemeinschaft der Kartoffeln (Reka) nicht gänzlich unzufrieden.

Vorsitzender Martin Dahmen (Tönisvorst) berichtete vor annähernd Hundert Kollegen im Hotel "Zum Schänzchen" in Lobberich, dass Speisekartoffeln von Beginn an im vergangenen Jahr preislich unter Druck gerieten. Trotz hoher Erntemengen sei die Vermarktung rheinischer Ware "relativ unproblematisch" gewesen. Kritisch merkte er allerdings an, dass der von außen hereingetragene Druck zu früh und zu nachhaltig zu Preisrücknahmen führte. Die Branche denke darüber nach schon kurzfristig neue Vermarktungsstrategien über Anbauflächen und Absatzwege einzuleiten. Das verlange allen allerdings eine größere Flexibilität ab.

In der Haupternte bestätigte sich die hohe Erwartung an Erntemengen. Schnelle Vermarktungsbestrebungen "aus dem Feld" übten enormen Preisdruck aus. Ende August war der Preis unter 10 Euro für den Doppelzentner gesackt, 2013 wurden zu diesem Zeitpunkt 23 Euro notiert. "Das Rheinland konnte mit Qualität, Regionalität und Frachtvorteil punkten", berichtete Dahmen.

Allerdings mussten die Anbauer hinnehmen, dass die vom Lebensmitteleinzelhandel geforderten Qualitäten ohne Abstriche durchgesetzt wurden - und zu hohen Sortierabgängen führten. Die Landwirte haben auf diesem Markt erheblich zu kämpfen. Nicht nur hohe Lagervorräte, sondern auch die wachsende Unzufriedenheit des Einzelhandels und der Discounter mit Umsätzen und Renditen wirken sich auf den Markt aus. "Die Erzeuger haben als letztes Glied in der Kette mal wieder das Nachsehen", stellte Dahmen fest. Er rechne nicht damit, dass sich daran kurzfristig etwas ändern werde.

Der Marktverlauf in der Industrieware (Verarbeitung für Pommes frites, Chips und andere Produkte) hat nach Dahmens Angaben gezeigt, dass nicht nur die reine Flächengröße, sondern die Erträge je Hektar ausschlaggebend sind. Auf die Preisentwicklung hatten negative Wirkung noch vorhandene Ware aus dem Jahr davor (alterntig), zu früh verfügbare Neuware, eine Überdehnung der Anbauflächen und darauf zu hohe Ernteerträge. Auch die zeitweilige Umleitung in die Produktion von Kartoffelstärke nahm den wachsenden Druck nicht weg.

Gleichzeitig boten die Fabriken nach für sie unangenehmen Erfahrungen im Jahr zuvor mit Abhängigkeiten und extremen Preisschwankungen gute Preis für mehrjährige Verträge. Viele Produzenten griffen gerne zu - und engten damit den Spielraum für frei verkäufliche Ware erheblich ein. Landwirte, die darauf gesetzt hatten, mussten erkennen, dass die Fabriken zum einen gute Lagerbestände hatten und bevorzugt Vertragsware abnahmen. Sie "mussten sehr viel Geduld bei der Vermarktung mitbringen", meinte Dahmen. Die Preise sanken klar unter fünf Euro für den Doppelzentner - ein historisches Preistief.

Ähnlich war in der Haupternte. "Problemware" landete in der Verarbeitung zu Stärke, Biogas oder Futter. Vertragskartoffeln wurden weiterhin gut abgenommen, allerdings auch hier zu knallharten Qualitätsvorgaben. Freie Ware ist inzwischen unter drei Euro auf Hundert Kilogramm gesunken, für die betreffenden Landwirte eine katastrophale Situation.

Dennoch verbreitete Dahmen Zuversicht. "Die Nachfrage nach Fritten ist weiterhin groß", in Belgien und den Niederlanden werden neue Industrieanlagen errichtet, die dem Absatz der rheinischen Vermarkter entgegenkommen. Dahmen mahnte die Kollegen, bestimmte Geschäftsfelder nicht zu vernachlässigen. Nischensorten seien recht attraktiv. Dazu riet auch Ferdi Buffen (Weuthen GmbH), der für den Handel die Versammlung beobachtete und die weitere Marktentwicklung durchaus positiv bewertet.

(RP)
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