Nettetal Hans Kohnen - der Hüter der Hinsbecker Mundart

Nettetal · Fast wie eine Liebeserklärung klingt es, wenn Hans Kohnen (83) vom Künstlerdorf Hinsbeck spricht. Der 83-Jährige wird in diesem Jahr den Rheinlandtaler erhalten. Der Heimatforscher sammelt bereits Ideen für sein sechstes Buch über das Künstlerdorf und seine Bewohner.

 Mit dem Künstlerdorf Hinsbeck und Bewohnern wie Jupp Rübsam - hier eine seiner Skulpturen - hat sich Hans Kohnen vielfach beschäftigt.

Mit dem Künstlerdorf Hinsbeck und Bewohnern wie Jupp Rübsam - hier eine seiner Skulpturen - hat sich Hans Kohnen vielfach beschäftigt.

Foto: Busch

"Manche Kunstwerke verschönern unser Dorf, in dem auch etliche Künstler wohnen." Einer von ihnen ist Kohnen selbst - zwar kein Künstler, der bildhauert oder malt, aber ein Autor. In seinem neuen Buch dreht sich alles um Hinsbeck und seine Künstler. Bekannt ist er als Heimatforscher, Autor des Wörterbuchs der Hinsbecker Mundart sowie des Werks über Redewendungen in niederrheinischer Mundart; er wird in diesem Jahr mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet.

Wenn der Ur-Hinsbecker plaudert, verfällt er schon mal in den Dialekt seines Heimatdorfes. "Oot on jriis on noch net wiis" ist so eine Redewendung in Hinsbecker Mundart, die er gern zitiert. Wobei sie auf ihn selbst nur eingeschränkt zutrifft: "Alt und grau und noch nicht weise", so lautet die Übersetzung. Mit seinen über 80 Lebensjahren darf man ihn wohl ungestraft alt nennen, und sein Resthaar hat tatsächlich einen Grauschimmer. Aber weise muss so ein Mann wohl sein, sonst könnte er nicht aus seiner Lebenserfahrung mit so viel Humor und Esprit erzählen.

Dabei geht es Kohnen, der abends gern mit seiner Frau Ursula Kniffel spielt, stets "um die Menschen, die hier leben und lebten". Wenn er durchs Dorf spaziere, "vertälle" er bei Begegnungen mit vielen Leuten, und aus den Gesprächen schnappe er "eigentlich fast jedes Mal irgendetwas auf", das ihm als Anregung für ein Forschungs- oder Buchprojekt diene. Mundartliches hat es ihm dabei besonders angetan.

"Es geht mir ums Bewahren. Der Dialekt gehört zur Geschichte, die etwas aussagt über die Menschen", nennt er als Grund für sein Interesse an der Mundart. Wobei er immer auch die Neu-Hinsbecker mit einbezieht: "Wenn Menschen dazu kommen, ist das meist eine Bereicherung fürs Zusammenleben, fürs Brauchtum, für die Sprache."

So leitete Kohnen, im Beruf ein erfolgreicher Immobilienmakler, über zehn Jahre lang den Hinsbecker Gesprächskreis "Jüüte vertälle". Kohnens mittlerweile fünftes "Hinsbecker Lesebuch", im November 2016 erschienen, dreht sich um Kunst und Künstler in Hinsbeck: "Lebenslinien und -kunst in und um St. Peter". Darin beschreibt er Kreatives und Kreative "in einem Radius von 300 Metern rund um unsere Dorfkirche". Der 1976 gestorbene Hinsbecker Bildhauer Jupp Rübsam kommt ebenso vor wie Meister Hubert aus dem 16. Jahrhundert.

Aus diesem Buch liest Kohnen am Donnerstag, 30. März, um 17 Uhr im Rahmen der "Lesebühne zur blauen Stunde" in der Stadtbücherei in Breyell. Trockener Stoff für eine Autorenlesung? Von wegen: "Ach, ich werde schon einige amüsante und kuriose Dinge vortragen", kündigt Kohnen schmunzelnd an.

Und davon sind noch viele zu erzählen. Er hat zwar "schon Ideen für ein sechstes Hinsbecker Lesebuch im Kopf", diese seien aber noch nicht spruchreif: "Ich werde bald 84, in dem Alter sollte man mit seinen Plänen eher zurückhaltend sein." So ist Hans Kohnen eben: alt und grau vielleicht, aber doch weise.

(jobu)
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