Nettetal Heilig-Geist-Kapelle wird Ort der Verehrung

Nettetal · Die auf Initiative von Johann Jakob Steger errichtete Kapelle am Stegerhof in Oirlich soll künftig an den Heiligen Arnold Janssen erinnern. Steger war sein dritter Schüler in Steyl.

Vor allem das 19. Jahrhundert hat nicht nur in Hinsbeck Zeugnisse der fast ausschließlich katholischen Bevölkerung hervorgebracht. Es gibt im Ort selbst und in der weitläufigen Umgebung zahlreiche Kapellen und Wegekreuze. Besonders schön gestaltet ist die 1897 erbaute Heilig-Geist-Kapelle am Stegerhof im Oirlich. Ihre Ausmalung und Einrichtung sind außergewöhnlich.

Den Bau regte der 1850 geborene jüngste Sohn, Pater Johann Jakob Steger an. Er nahm 1870/71 am deutsch-französischen Krieg teil und behielt nach einer Verletzung ein steifes Bein. Nach der Entlassung aus dem Militärdienst 1872 erhielt er eine kleine Kriegsinvalidenrente, konnte aber nicht mehr auf dem elterlichen Hof mitarbeiten.

1875 hatte der Priester Arnold Janssen aus Goch das Missionshaus St. Michael in Steyl gegründet, die "Gesellschaft des göttlichen Wortes" (Societas Verbi Divini - SVD). Jakob Steger trat einen Monat später als dritter Schüler ein und begann ein Priesterstudium. Am 7. Juni 1884 erhielt er die Weihe zum Priester, das ewige Gelübde legte er am 25. Oktober 1891 ab. Die Kriegsverletzung hinderte ihn aber auch an der Missionsarbeit. Er arbeitete in Steyl in der Missionsprokur, war Brüderspiritual und Geistlicher Berater der Steyler Anbetungsschwestern. Daneben war er als Hausgeistlicher und Priester zur Aushilfe tätig.

Eine besonders gute Verbindung hatte er wohl zum Haus Arenberg auf Schloss Pesch. Sie unterstützte ihn jedenfalls beim Bau der Kapelle. Steger führte unter anderen die Söhne Prinz Anton Wilhelm und Prinz Eberhard 1904 zur Erstkommunion. Davon zeugt ein wertvolles silbernes Kreuz im Steyler Missionshaus, das die Prinzen schenkten.

Um die Kriegsinvalidenrente zu sichern, musste er mindestens sechs Monate im Jahr auf deutschem Gebiet leben. So verbrachte er diese Zeit auf dem elterlichen Hof. Hier konnte er aber nicht täglich eine Messe lesen. Daher ließ er die Heilig-Geist-Kapelle errichten, die 1897 fertig wurde. 1898 besuchte Pater Arnold Janssen die Kapelle. Die Messen zogen Bewohner aus Oirlich und Hübeck an. Am 30. März 1911 starb Pater Jakob Steger im Missionshaus Steyl. Sein Grab dort wurde Ende der 1990er-Jahre eingeebnet, jedoch steht sein Name auf einer Namenstafel in der früheren Grabkapelle Arnold Janssens.

Die Kapelle im neugotischen Stil ist im Originalzustand erhalten. 1983 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und 1985/86 umfangreich renoviert. Auf dem Ziegeldach befindet sich ein Turmhelm mit Kugel und Kreuz und der Originalglocke mit der Jahreszahl 1886. Der Innenraum ist geteilt in einen Fußraum und einen leicht erhöhten Chor, die Trennung markiert ein bemalter Chorbogen. Die Wände tragen gemalte Wandteppiche, Ornament- und Blattrankenfriese. Die vier ornamentalen Rundbogenfenster mit figürlichen Medaillons geben dem Raum ein stimmungsvolles Licht. An den Wänden sind sechs Heiligenfiguren aufgestellt.

Seit der Renovierung 1986 ist die Kapelle der Öffentlichkeit zugänglich. Im Sommer ist sie ganztags geöffnet und lädt zum stillen Verweilen ein, im Winter ist die Kapelle geschlossen.

(heko)
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