Nettetal Jetzt sind die Fischesser im Element

Nettetal · Die Biologische Station registriert Veränderungen im Bestand der Wasservögel. Das lässt sich am Entwicklungsprozess des "Rohrdommelprojekts" an der Leuther Nette gut ablesen. Manche Vögel weichen der Bejagung aus.

 Ein wahres Paradies für Wasservögel ist das neben der Nette in Leuth angelegte "Rohrdommelprojekt" geworden. Allerdings gibt es jetzt Veränderungen. Zunehmend suchen und finden Fischesser hier Nahrung.

Ein wahres Paradies für Wasservögel ist das neben der Nette in Leuth angelegte "Rohrdommelprojekt" geworden. Allerdings gibt es jetzt Veränderungen. Zunehmend suchen und finden Fischesser hier Nahrung.

Foto: Busch

Im Wasser, auf dem Wasser und rund ums Wasser tut sich was: "Der Fischbestand lockt neue Wasservögel an, andere Arten weichen aus", schilderte Ansgar Reichmann jetzt im Umwelt- und Klimaschutzausschuss des Stadtrates die Entwicklung im sogenannten Rohrdommelprojekt. Der Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen stellte wie in jedem Jahr den "Betreuungsbericht" seiner Einrichtung für die Flächen vor, die der Stadt Nettetal gehören. Das ist nahezu beispielsweise das gesamte Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen.

Aus dem Bericht für das Rohrdommelprojekt an der Leuther Nette lassen sich auffällige Veränderungen in der Vogelwelt ablesen - was auch mit den Fischen im Wasser zu tun hat. In der neu angelegten und überfluteten Röhrichtfläche an der Nette, zwischen Leuther Mühle und Wittsee, wurden beispielsweise sieben Fischarten registriert. Die Biologen nutzten dafür die "die Methode des Elektrofischfangs von einem Boot aus". Diese für die Tiere schonende Art der Zählung ergab wenige vergleichsweise große Arten wie Hecht oder Giebel. Häufiger scheinen kleinere Arten wie Schleie oder Rotfeder zu sein - und sie sind begehrte Nahrung für manche Wasservögel.

"Eine Zunahme von Vogelarten wie Haubentaucher oder Kormoran" stellten die Biologen laut Reichmann auf der dauerhaft gefluteten Fläche fest. Diese Fischesser nutzen das Nahrungsangebot, während Pflanzenesser ausweichen, zumal karpfenartige Fische sich mittlerweile dort über Wasserpflanzen hermachen. Vögel wie die Blässrallen, die eigentlich Allesesser sind, aber pflanzliche Kost bevorzugen, fanden dafür auf den Seen unerwartet viel Futter: "Immer wenn die Wasserpest sich in den letzten Jahren ausbreitete, stieg die Zahl der Wasservögel dort an", bilanzierte Reichmann. Im Naturschutzgebiet habe sich innerhalb eines Jahres die Zahl der Blässrallen auf über 1000 nahezu verdoppelt. Die Biologen gehen ohnehin wesentlich gelassener mit der Erscheinungsform der Wasserpflanzen um. Für sie ist das ein ganz natürlicher Prozess, der damit zusammenhängt, dass das Wasser in den Seen deutlich reiner ist als in der Vergangenheit. Reichmann weist immer wieder darauf hin, man müsse Geduld mitbringen und sich als Mensch weniger in natürliche Prozesse einmischen.

Für die Bestandszunahme von Vogelarten können aber auch andere Gründe eine Rolle spielen. Aufgefallen war den Biologen in der Vergangenheit, dass die Zahl der Kanadagänse rapide anstieg. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang damit, dass im vergangenen Jahr die Bejagung der Vögel am Elfrather Badesee in Krefeld intensiviert wurde. Es sieht so aus, als suchten sich die Gänse nun sicherere Gebiete. Die fanden sie an den Netteseen. Im Jahr 2013 wurden noch 67 Kanadagänse gezählt, im vergangenen Jahr waren es schon 311. Reichmann staunte selbst darüber, "was man alles an Wasservogelzählungen ablesen kann".

(jobu)
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