Nettetal Kleine Renne erhält gewundenes Bett

Nettetal · Der Netteverband hat die "Kleine Renne" zwischen Nettetal und Grefrath renaturiert. Eine neue Uferregion wurde modelliert; sie bietet Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Das wertet die gesamte Landschaft auf

 So sieht die "Kleine Renne" jetzt aus (v.l.): Wolfgang Müller (Bezirksregierung), Andreas Pook (Untere Wasserbehörde), Nettetals Bürgermeister Christian Wagner, Richard Nowak und Julia Herda (beide Netteverband)

So sieht die "Kleine Renne" jetzt aus (v.l.): Wolfgang Müller (Bezirksregierung), Andreas Pook (Untere Wasserbehörde), Nettetals Bürgermeister Christian Wagner, Richard Nowak und Julia Herda (beide Netteverband)

Foto: wolfgang kaiser

Hinter dem Campingplatz "Waldfrieden" in Grefrath-Vinkrath verändert sich plötzlich der Lauf des kleinen Baches, der hier entlangzieht. Die "Kleine Renne" kam bislang recht unspektakulär und relativ geradlinig daher. Das fünf Kilometer lange Bachsystem fließt parallel zur Nette. Doch hinter dem Parkplatz "An der Paas" verlässt der Bach sein gerades Bett mit der steilen Rasenböschung und beginnt zu mäandern. Es gibt nun breitere und engere Stellen, kleine Inseln und Senkbereiche. Drei Wochen lang haben Mitarbeiter des Netteverbandes im August diesen Jahres die "Kleine Renne" auf einer Strecke von 600 Metern renaturiert.

Die Renne ist einer der größeren Nebenbäche der Nette, die an der Wankumer Straße in Grefrath beginnt und nach 5,6 Kilometern in die Nette mündet. Sie fließt von Hinsbeck-Haak aus durch die Secretis, das Hinsbecker und das Glabbacher Bruch neben der Nette und mündet hinter der Kovermühle in die Nette.

Julia Herda und Richard Nowak vom Netteverband haben die Maßnahme geplant und geleitet. Sie erzählen, dass insgesamt 850 Kubikmeter Erde bewegt wurden, ausgehobener Mutterboden auf angrenzende Äcker verteilt und Unterboden abtransportiert wurde. Die Grundfläche des Baches musste dabei trotz aller Veränderungen auf gleichem Niveau bleiben, damit der Abfluss des Wassers weiter gewährleistet bleibt. Ein drei Meter breiter Grasweg wurde als Pufferzone zu den angrenzenden Ackerflächen angelegt. Die Uferstreifen waren zuvor im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens bereits in das Eigentum des Netteverbandes übergegangen.

Christian Wagner, CDU-Bürgermeister von Nettetal und Vorsteher des Netteverbandes, verweist auf die "gute Zusammenarbeit mit weiteren beteiligten Behörden". Denn diese Maßnahme gehört zur Umsetzung einer europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Die Fördermittel hat die Bezirksregierung Düsseldorf bewilligt, es waren 80 Prozent der Gesamtkosten von 80.000 Euro. Wolfgang Müller von der Bezirksregierung Düsseldorf verweist auf den "Hochwasserschutz, den auch kleinere Maßnahmen dieser Art bewirken": "Außerdem wird die Landschaft insgesamt aufgewertet, was auch dem Tourismus zugute kommt."

"Und der Lebensqualität aller Bürger", ergänzt Nettetals Bürgermeister Christian Wagner. Denn an der Renne entlang führt ein vielgenutzter Radweg im Naherholungsgebiet zwischen Grefrath und Wankum mit seinen Wäldern, Seen und Heide.

Zwei Maßnahmen dieser Art setzt der Netteverband pro Jahr um. Ein wichtiges Kriterium ist dabei, ob die für die Renaturierung benötigten erweiterten Flächen zur Verfügung stehen.

Da, wo die Strömungsgeschwindigkeit der "Kleinen Renne" höher ist, tritt der Kies des Erdreiches stärker hervor, an strömungsberuhigten Stellen hat sich Sand abgelagert. An eingesetzten Stümpfen von Laubbäumen, die mit Eichenpfählen gesichert sind, verfangen sich Laub und Morast. Erste Pflanzen siedeln sich an. Die Begrünung des Ufers ist unterschiedlich weit fortgeschritten. Eine neue Uferregion wurde modelliert.

Mit dem Ziel, sich dem ursprünglichen Zustand des kleinen Gewässers wieder anzunähern und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Auf eine Anpflanzung bestimmter Pflanzen oder Gehölze wurde, auch in Abstimmung mit den Experten der Biologischen Station Krickenbecker Seen, bewusst verzichtet. "Wir setzen da auf eine eigendynamische Entwicklung," sagt Julia Herda. "Wir haben jedoch auf bereits vorhandene Vegetation Rücksicht genommen", erläutert Richard Nowak und zeigt auf eine Fläche mit wilden Schwertlilien, die bei der Umbaumaßnahme integriert wurde. Auch Fische seien im Gewässer anzutreffen, versichern die Fachleute, wohl hauptsächlich Stichlinge. Flach ausgezogene Uferbereiche ziehen Käfer und Vögel an.

Doch jetzt heißt es zunächst einmal abzuwarten, wie die Natur sich dieses neu gestaltete Terrain zurückerobern wird. "Bei einer ähnlichen Maßnahme an der Nette vor drei Jahren sind die Artenzahlen regelrecht explodiert", sagt Julia Herda.

(RP)
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