Nettetal Kommen und Bleiben optimal gestalten

Nettetal · Die Baugesellschaft Nettetal steigt für ein Achtfamilienhaus an der Breslauer Straße wieder in den sozialen Wohnungsbau ein. Ein gesondertes Förderprogramm des Landes dient der dauerhaften Bleibe von Flüchtlingen.

 Wird der Neubau an der Breslauer Straße genehmigt, beginnt die Baugesellschaft im Dezember damit, die Fläche freizumachen. Auch einige Bäume werden dann gefällt werden müssen.

Wird der Neubau an der Breslauer Straße genehmigt, beginnt die Baugesellschaft im Dezember damit, die Fläche freizumachen. Auch einige Bäume werden dann gefällt werden müssen.

Foto: Busch

Die Aufnahme und erste Versorgung von Flüchtlingen ist eine gigantische Aufgabe für jede Gemeinde. Darüber darf aber nicht vergessen werden, dass die meisten Menschen aller Voraussicht nach langfristig in Deutschland bleiben werden. Die Stadt Nettetal bedient sich der Tochter Baugesellschaft Nettetal AG für den nächsten Schritt. An der Breslauer Straße soll ein Haus für acht Familien errichtet werden.

Bewilligt ist zurzeit noch gar nichts. Aber die Stadt und das Unternehmen haben in den vergangenen Monaten Vollgas gegeben. Im Juli wurde bekannt, dass das Land über die NRW-Bank eine besondere Förderung für Flüchtlingsunterkünfte auflegt. "Im August haben wir mit ersten Überlegungen begonnen, sie gingen über in die Planung. Jetzt haben wir die Antragsunterlagen beim Kreis Viersen eingereicht und hoffen, dass die Förderung bewilligt wird", sagt der kaufmännische Vorstand, Sven Karth.

In Personalunion als Vorstandssprecherin der Gesellschaft und als Planungsdezernentin hat Susanne Fritzsche auf die Erkenntnisse zurückgreifen können, die die Stadt mit dem Bau von zwei Mehrfamilienhäusern in schlichter Ausführung am Caudebec-Ring in Lobberich machte. Zwar müssen bestimmte Aufträge ausgeschrieben werden, vor allem aber die Ingenieurleistungen können fast spiegelbildlich in das neue Projekt übernommen werden.

Die Baugesellschaft hatte bereits Abschied genommen vom öffentlich geförderten, sozialen Wohnungsbau. Das Land gesteht Unternehmen eine maximale Kostenmiete in Höhe von 5,25 Euro pro Quadratmeter zu. "Illusorisch" hinsichtlich der Gesamtkosten sei diese Zahl, kritisierte vor einigen Monaten Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Marcus Optendrenk diese Vorgabe. Diesmal verhält es sich anders. Erstens wird dem Unternehmen nach dem Sonderprogramm ein Teil der Tilgung erlassen, und die Bindung beträgt nur 20 Jahre. Dafür aber gehört den Flüchtlingen das Erstbelegungsrecht. Die Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus wurden nicht gelockert: Balkone, Barrierefreiheit sowie Abstellräume und Stellplätze sind verpflichtend. Nachrüsten kann die Gesellschaft später nur einen eigentlich auch vorgeschriebenen Aufzug.

Das Programm läuft Ende November aus. Mit großer Spannung warten Stadt und Gesellschaft darauf, ob die Förderung bewilligt wird. Die Zusammenarbeit mit dem Kreis sei bisher ganz hervorragend verlaufen, betonen die Vorstände. Neben der reinen Antragsvorbereitung mussten auch planungsrechtliche Voraussetzungen geschaffen werden. Außerdem musste das verfügbare Grundstück noch vom Nettebetrieb der Baugesellschaft übertragen werden. Das geschah im Rahmen der Dringlichkeit. Die AfD-Fraktion hat auch diesen Beschluss abgelehnt. Die Kosten seien unkalkulierbar, außerdem handele es sich bei Asylbewerbern "nur teilweise um Kriegsflüchtlinge".

Unterbringen will die Stadt im Neubau Familien mit Kindern. Die Wohnungen werden annähernd 70 Quadratmeter groß sein. Auch in die Ausstattung fließen Erfahrungen aus dem vorhandenen Bau in Lobberich (der zweite soll im Januar bezogen werden) ein. Anerkannte Flüchtlinge, die dann vom Jobcenter betreut und in Arbeit vermittelt werden, will man einziehen zu lassen. "Diese Menschen werden ja nicht einfach verschwinden, sondern sich bei uns eine Existenz aufbauen", erwartet Fritzsche. "Daher wollen wir das Kommen und Bleiben optimal gestalten."

Das Gesamtprojekt beziffert Karth mit etwa einer Million Euro. Die Baugesellschaft sei wirtschaftlich in der Lage, den Bau zu errichten. Sie wird ihren Eigenanteil aus Eigenmitteln finanzieren und ein geplantes Vorhaben um etwa ein halbes Jahr aufschieben.

(RP)
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