Viersen Lehrer kämpfen für gerechten Lohn

Viersen · Mit der Aktion "Regenschirm" machte gestern die GEW in der Viersener Innenstadt auf die Situation nicht verbeamteter Lehrer aufmerksam. Sie verdienen bei gleicher Arbeit mehrere Hundert Euro weniger als ihre verbeamteten Kollegen.

 Diese Lehrer aus Viersen, Nettetal, Willich und Mönchengladbach kämpfen an der Seite von Hans-Josef Busch (vorne links) und Klaus Neufeldt (vorne rechts) für einen gerechten Tarifvertrag.

Diese Lehrer aus Viersen, Nettetal, Willich und Mönchengladbach kämpfen an der Seite von Hans-Josef Busch (vorne links) und Klaus Neufeldt (vorne rechts) für einen gerechten Tarifvertrag.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Seit 17 Jahren arbeitet Hans-Josef Busch als Lehrer an der Gesamtschule Nettetal. Er unterrichtet drei Fächer, korrigiert Klausuren, übernimmt Aufsichten – er macht all das, was jeder andere Lehrer an der Schule auch macht. Und dennoch ist er anders. Anders zum Beispiel als seine Kollegin, die am gleichen Tag wie er geboren und zum gleichen Termin wie er in den Schuldienst eingestellt wurde. Denn anders als seine Kollegin ist der 55-jährige Viersener angestellter und nicht verbeamteter Lehrer. "Dadurch habe ich in den vergangenen 16 Jahren zwischen 50 000 und 60 000 Euro weniger verdient als gleichgestellte Beamte", erklärt er.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zog gestern mit zahlreichen Lehrern durch die Viersener Innenstadt, um mit der Aktion "Regenschirm" auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Die GEW fordert einen gerechten Tarifvertrag für die Angestellten. "Die Schere klafft bei der Bezahlung immer weiter auseinander. Dagegen muss etwas unternommen werden", sagt Klaus Neufeldt. Auch er ist Lehrer an der Gesamtschule Nettetal. Wie Hans-Josef Busch ist er nicht verbeamtet.

"Inzwischen gibt es an den Schulen ein Drei-Klassen-System", erklärt Neufeldt. "Früher wurden wir nach dem Bundesangestelltentarif (BAT) bezahlt, doch der wurde eingestellt. Ohne das Mitwirken der Gewerkschaft wurden wir fortan nach dem TVL-Tarifvertrag bezahlt, und zwar schlechter als zuvor. Wer vorher nach dem BAT bezahlt wurde, erhielt einen Ausgleich, neu angestellte Lehrer nicht." Dadurch entstand eine Staffelung: Verbeamtete Lehrer erhalten einige Hundert Euro mehr im Monat als die angestellten Lehrer, die den Ausgleich erhalten. Am Ende der Nahrungskette stehen die angestellten Lehrer, die nach dem TVL-Tarifvertrag bezahlt werden. "Die sind richtig in den Hintern gekniffen", so der 59-Jährige.

Doch wie kommen die Unterschiede zustande? Warum wird der eine verbeamtet und der andere nicht? "Das ist eine Altersfrage, wobei sich der Altersschnitt ständig ändert", sagt Busch. "Ich bin mit damals 39 Jahren von der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst gewechselt und war damit zu alt, um verbeamtet zu werden." Der gleichaltrigen Kollegin wurde Kindererziehungszeit angerechnet. Ähnlich erging es Neufeldt. "Ich war einige Jahre im Ausland tätig." Der Beamtenstatus wurde ihm daher verweigert. Eine Klage brachte nichts.

Und so verrichten an den Schulen alle Lehrer die gleiche Arbeit – doch von Gleichheit könne man nicht sprechen. An der Schule in Nettetal seien von 80 Lehrern gut ein Viertel angestellt statt verbeamtet. Zwar sei das Kollegium solidarisch, "wir reiten nicht ständig darauf rum", so Busch, doch dass der Kollege für die gleiche Arbeit mehr Geld bekommt, drücke aufs Gemüt. "Wir kämpfen daher für ein Teilziel: Dass unsere Alters- und Krankenversorgung schlechter ist als die der Verbeamteten, darüber sehen wir hinweg. Doch wir kämpfen für einen ähnlichen Nettoverdienst, damit wir uns die gleichen Sachen leisten können wie unsere Kollegen", bringt es Busch auf den Punkt.

Die erste Verhandlungsrunde beginnt am 14./15. Februar.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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