Nettetal Loks fahren über den Tisch

Nettetal · Beim ersten Stammtisch der Rokal-TT-Modellbahnfreunde hatten die Teilnehmer aus ganz Nordrhein-Westfalen eigene Modell mitgebracht. Unablässig rollten ihre Loks und Wagen über eine Tischanlage. Die Fans fachsimpeln und tauschen untereinander Teile aus.

Es braucht schon viel Liebe zum Detail, um die kleinen, aber eben feinen Unterschiede zu erkennen. Das gilt zumindest für den Laien. Die Profis sehen und hören sogar den Unterschied ihrer Modellbahnen allerdings auf Anhieb. So ist es nicht verwunderlich, dass die verschiedensten Loks den ganzen Abend über ihre Runden auf dem Tisch drehen.

Zum ersten Stammtisch der Rokal-Freunde Lobberich in diesem Jahr kamen fünfzehn Modelleisenbahnfreunde aus ganz Nordrhein-Westfalen. Das Motto am vergangenen Freitag war "Fahrtag" – im wahrsten QWortsinn. Eine Anlage war aufgebaut, auf der Modelle fahren konnten. So brachte jeder Besucher seine ganz persönlichen Schmuckstücke mit, um sie zumindest einmal über die Anlage auf dem Tisch fahren zu lassen.

Idee vom Karneval

"Die Idee zum Stammtisch entstand einst bei einer Karnevalsveranstaltung", erzählt Initiator Manfred Albersmann, während er kein Auge von seinem Miniaturzug wendet. Gemeinsam mit Walter Brandt gründet er den Stammtisch der TT-Modellbahnfreunde im Januar 2004. Seitdem engagieren sich die Mitglieder auf vielfältige Weise. Sie wollen die Erinnerung an einen Teil Lobbericher Industriegeschichte hochzuhalten. Rokal-Modelleisenbahnen wurden von 1948 bis 1970 im Werk von Robert Kahrmann in Lobberich produziert. Die Bezeichnung TT, die oft unmittelbar im Zusammenhang mit Rokal zu hören ist, beschreibt die Spurweite, also den Abstand den die Gleise der kleinen Bahnen haben. Man hat einst Größennormen festgelegt, die bekannteste und gängigste ist die etwas größere Spur H0. Kleiner als TT sind die Spuren N und gar Z.

"In einem Werk sieht man erst, wie viele Handgriffe nötig sind, um so eine Lok herzustellen", erzählt Ewald Breuking. Mit 93 Jahren ist er das älteste Mitglied des Stammtisches. Heutzutage ist das Hobby mit noch viel mehr Bastelarbeit als vor Jahren verbunden. Da die einzelnen Teile nicht mehr hergestellt werden, muss selbst repariert oder ausgetauscht werden. "Viele Leute denken: 'Ein paar alte Leute spielen mit der Eisenbahn', aber man muss ein Hobby haben", sagt der Dortmunder Breuking.

Bei den Stammtischen tauschen die Eisenbahnfreunde nicht nur Informationen über Ersatzteile und Reparaturen aus, auch das eine oder andere Sammlerstück wechselt den Besitzer. "Ich habe ein Buch über die Geschichte von Rokal geschrieben und dadurch eine ganze Menge Kontakte sammeln können", erzählt Albersmann. Auch an einer Internetseite über Reparaturen der unterschiedlichen Teile sind die Mitglieder beteiligt. Auf diese Weise sind die Rokal-Liebhaber heute stark im Internet vernetzt. Wenn sich die Gruppe nicht helfen kann, so kennen ihre Mitglieder aber zumindest jemanden in der Bundesrepublik, der helfen kann.

(RP)
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