Nettetal Mahnmal erinnert an Breyeller Juden

Nettetal · In das neue Mahnmal sind die Namen aller Breyeller Juden eingraviert, die während der NS-Herrschaft ihr Leben verloren. Schüler der Gesamtschule hatten sich für die Erinnerungsstätte eingesetzt, die am Samstag enthüllt wurde.

 Jack Klaber (re. im schwarzen Mantel), Enkel des Grundstücksstifters, war mit seiner Frau aus Israel zur Enthüllung angereist. Er betonte, wie wichtig es ihm ist, die Breyeller Juden mit Hilfe des Mahnmals aus der Anonymität zu holen.

Jack Klaber (re. im schwarzen Mantel), Enkel des Grundstücksstifters, war mit seiner Frau aus Israel zur Enthüllung angereist. Er betonte, wie wichtig es ihm ist, die Breyeller Juden mit Hilfe des Mahnmals aus der Anonymität zu holen.

Foto: Busch

Als gegen Ende der Veranstaltung "Lesch isch jesch schem" — "Ein jeder Mensch hat einen Namen" — erscholl, rang Jack Klaber um Fassung. "Dieser Augenblick ist mir sehr nahe gegangen", berichtete er später. Er machte keine kurze Pause. Dann fügte er hinzu: "Ich bin diesen jungen Menschen sehr dankbar dafür, was sie hier verwirklicht haben." Nun, wo das Mahnmal in Breyell enthüllt wurde, ist der Ort auch sein Zuhause.

Vier Jahre lang hatten Nettetaler Gesamtschüler mit dem Team ihrer Gesellschaftslehrer diesen Tag vorbereitet. Als sie seinerzeit damit begannen, sich mit der Geschichte der Juden in Breyell und dem Untergang der Synagoge am Morgen des 10. November 1938 zu befassen, ahnte niemand, dass am Ende ein Mahnmal stehen würde. Es erinnert nicht nur an die Synagoge, die etwa zweihundert Meter weiter entfernt im Original gestanden hatte. Es gibt endlich den Juden von Breyell ihre Namen und ihre Identität zurück, die die Nazis versucht hatten auszulöschen. Die Menschen verloren ihr Leben durch die Gewalt des Rassenwahns. Aber sie leben fort in der Erinnerung.

Schulleiter Roland Schiefelbein erläuterte in einer beeindruckenden Ansprache, warum sich Schüler und Lehrer so intensiv mit dem Thema befasst hatten. Seitdem im Jahr 2000 der Gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern etabliert worden war, verstärkte sich die Möglichkeit, Schüler dafür zu sensibilisieren, sich für Schwächere in der Gesellschaft einzusetzen. Aus den Nachforschungen der Schüler habe sich eine Dynamik entwickelt, die in den Jugendlichen eine Solidarität mit den Opfern und Leidenden geweckt habe. "Wir als Schule müssen dafür sorgen, dass sich unsere Schüler mit Werten, Wertesystemen und Orientierungsmustern auseinandersetzen können. Die Grund- und Menschenrechte sind die Basis für das Handeln aller Lehrpersonen und Pädagogen", fügte der Schulleiter hinzu. Er dankte nachdrücklich der Stadt Nettetal für ihre Bemühungen, die Idee eines Mahnmals zu unterstützen und zu begleiten.

Bürgermeister Christian Wagner wiederum sprach den jungen Menschen seine hohe Anerkennung und Dankbarkeit aus. Anknüpfend an den Gedanken der Inklusion an der Schule enthüllten Tasmin Hendricks aus der Schülergruppe und Julian Peters als erster inklusiver Schüler der Gesamtschule das von Schülern mit der Lehrerin Camilla Natterer entworfene Mahnmal. Es zeigt eine Mutter mit ihrem Kind vor der Synagoge, auf der die Namen aller Breyeller Juden eingraviert sind, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland ihr Leben verloren.

Jack Klaber, Enkel des Grundstückstifters Jakob Klaber, war mit seiner Frau aus Israel angereist. Zahlreiche Verwandte aus Belgien und den Niederlanden waren ebenfalls anwesend. Klaber unterstrich in seiner kurzen und bewegenden Ansprache, wie wichtig es ihm erscheine, dass die Breyeller Juden aus der Anonymität des fast Vergessenen hervorgeholt und ihnen eine würdige Gedenkstätte errichtet wurde.

Zum Mahnmal gehört eine Glasscherbe, die aus den Trümmern der zerstörten Synagoge stammt. Vera Gäbler, die sich ebenfalls intensiv um die Erinnerung bemüht hatte, berichtete darüber, wie diese Glasscherbe erhalten wurde und nun ein bedeutender Teil des Mahnmals ist. Mehr als zweihundert Menschen wohnten der beeindruckenden Feier bei.

(RP)
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