Nettetal Mehr als 3000 Typisierungen für Henry

Nettetal · Bis in den Abend hinein halfen Ehrenamtler bei den Blutabnahmen, so groß war der Andrang bei der Typisierungs-Aktion für den an Leukämie erkrankten Henry in der Werner-Jaeger-Halle.

 Mittels einer Blutabnahme ließen sich zahlreiche Bürger aus dem Kreis Viersen gestern typisieren. Sie wollen dem kleinen Henry helfen, der an Leukämie erkrankt ist.

Mittels einer Blutabnahme ließen sich zahlreiche Bürger aus dem Kreis Viersen gestern typisieren. Sie wollen dem kleinen Henry helfen, der an Leukämie erkrankt ist.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wer an diesem Sonntagmorgen vom Sassenfelder Kirchweg aus in die Straße An den Sportplätzen einbiegt, der merkt sofort, dass etwas Besonderes los sein muss. Autos parken von Anfang an, und Richtung Gymnasium und Sporthalle hinauf werden es immer mehr. An der Kreuzung mit der Wevelinghover Straße steht sogar ein Einweiser. Nur auf dem Parkplatz an der Sporthalle sind um 10.30 Uhr noch ein paar wenige Parkplätze zu ergattern.

Vor der Mensa der Werner-Jaeger-Halle hat sich eine Menschenschlange gebildet. Aber wer nur einen Augenblick stehenbleibt und zusieht, der merkt, wie zügig sich diese Schlange fortbewegt. Permanent gehen Menschen hinein und neue stellen sich an. Landrat Peter Ottmann kommt aus der Cafeteria, er hat gerade eine Kuchenspende vorbei gebracht.

In der Mensa stehen zwei lange Tischreihen. Auf der einen Seite sitzt jeweils einer der 200 Helfer, die in zwei Schichten ihren Dienst tun. Auf den Plätzen gegenüber wechseln sich die Menschen ab, die sich typisieren lassen wollen. Hier füllen sie - bei bedarf mit Hilfe - die Typisierungsbögen aus. Danach können sie, wenn sie möchten und können, Geld spenden, bevor es zur Blutabnahme geht. Hier sind allein 50 der Helfer, allesamt aus dem Krankenhaus und aus Arztpraxen, damit beschäftigt, Blut abzunehmen. In einem weiteren Raum können die möglichen Spender dann ihr Röhrchen mit allen Unterlagen abgeben. Im Schnitt dauert es 15 Minuten, bis der Parcours durchlaufen ist.

In der Cafeteria gibt es Kuchen - zur Stärkung hinterher oder zum Mitnehmen für einen Nachmittags-Adventskaffee. Hier verkauft auch ein Mini-Unternehmen von Drittsemester-Studierenden der Fontys aus Venlo individuelle Schlüsselanhänger. Drei Euro gehen als Spende an die DKMS. Für Henry. Denn für den zweijährigen Henry aus Lobberich findet diese Typisierungsaktion statt. Der Zweijährige leidet an JMML, einer sehr seltenen Form der Leukämie. Damit er leben kann, muss ein Spender gefunden werden. Familie und Freunde haben die Typisierungsaktion gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS auf die Beine gestellt, um vielleicht diesen einen Menschen zu finden, dessen Gewebemerkmale mit denen von Henry übereinstimmen. "Wir haben schon über 300", ruft eine Helferin um 10.45 Uhr mit strahlendem Gesicht. Gut fünf Stunden später werden es mehr als zehn Mal so viele sein. Die ehrenamtlichen Helfer werden dann mit den Überstunden beginnen, weil um 16 Uhr, als das offizielle Ende der Aktion vorgesehen war, noch immer Menschen Richtung Mensa strömen.

Nettetals Bürgermeister Christian Wagner, der die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen hat, lässt sich gegen 11 Uhr typisieren. Holger Brouwers, der Ehemann von Henrys Patentante Sandra, gehört zu den Helfern. "Wir haben die letzten zwei Wochen lang kaum etwas anderes gemacht, als auf diesen Tag hinzuarbeiten", sagt er. Die Weihnachtsvorbereitungen seien "so nebenbei" gelaufen. "Aber wir haben uns bewusst entschieden - Weihnachten kommt jedes Jahr wieder, helfen können wir vielleicht nur einmal, nämlich jetzt." Auch viele Vereine und Gruppen schicken Abordnungen von Mitgliedern, die noch nicht typisiert sind. Darunter auch die Feuerwehren aus Nettetal und Schwalmtal.

Der weltweite Suchlauf nach einem Spender für Henry soll bald starten. Alle, die am Sonntag gekommen sind, sind dann bereits in der Datei. Im Zentralen Knochemark-Spenderegister werden alle Gewebemerkmale gespeichert - mit dem Hinweis, bei welcher Datei der Spender registriert ist. Diese wird dann kontaktiert, wenn eine Übereinstimmung vorliegt. Der Suchlauf startet täglich von vorne, weil durch weltweite Typisierungsaktionen immer neue mögliche Spender hinzukommen.

Für die Familie beginnt jetzt die Zeit des Wartens, bis hoffentlich bald die erlösende Nachricht kommt: Ein Spender für Henry.

(hah)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort