Nettetal Mit künstlicher DNA gegen Kabeldiebstahl

Nettetal · Die Telekom markiert Überlandleitungen mit künstlicher DNA, um sie vor Diebstahl zu schützen. Erster Ort in NRW war gestern Nettetal.

 Mit diesem Quadrokopter markierte der Mitarbeiter von Air Rotor Media für die Telekom eine Überlandleitung an der Landwehr in Kaldenkirchen.

Mit diesem Quadrokopter markierte der Mitarbeiter von Air Rotor Media für die Telekom eine Überlandleitung an der Landwehr in Kaldenkirchen.

Foto: Jungmann

Langsam steigt die Drohne in die Höhe. Der Quadrokopter hat einen Durchmesser von etwa einem Meter. An zwei orangefarbenen Schnüren hängt ein sogenannter Träger - er sieht ein wenig aus wie ein Wischmopp - herab. Mit dem Träger fliegt die Drohne an der Überlandleitung der Telekom vorbei, um sie zu markieren.

Die Firmen ATG und Air Rotor Media markieren für die Telekom Überlandleitungen mit einer künstlichen DNA (kDNA), um gegen Kabeldiebstahl vorzugehen. So sollen gestohlene Kabel wieder erkannt und die Täter überführt werden. "Unsere DNA ist beispielsweise magentafarben und ist mit einem Code versehen, den nur die Telekom benutzt", erklärt Manfred Strifler, Leiter Physical & Personnel Security bei der Telekom.

Die Telekom hat sich mit mehreren deutschen Unternehmen, unter anderem der Deutschen Bahn und RWE, zum Interessenverband Sicherheitspartnerschaft gegen Metalldiebstahl (Sipam) zusammengeschlossen, um dem Metalldiebstahl Herr zu werden. Es gab bereits erste Festnahmen, die durch die künstliche DNA gelungen sind.

Momentan markiert die Telekom vor allem neuralgische Punkte in Grenznähe und im ländlichen Raum und so viel wie möglich, erklärte Telekom-Pressesprecher Andre Hofmann. "Gerade hier in der Gegend haben wir schon Kabeldiebstähle gehabt." Erdleitungen müssen nicht aufwendig mit einer Drohne markiert werden. Das gehe auch von Hand per Pinsel, sagt Hofmann. Denn ab Werk können die Kabel noch nicht mit künstlicher DNA markiert werden.

Jedes beteiligte Unternehmen, das diese künstliche DNA verwendet, hat seinen eigenen Farbcode. Er wird dann sichtbar, wenn man mit einem speziellen UV-Licht das Kabel anstrahlt. Das soll es für die Polizei einfacher machen, bei Kontrollen die Täter zu überführen. "Die DNA überträgt sich auf Geräte, mit denen die Metalldiebe das Metall zerschneiden. Sie überträgt sich auf die Haut und die Fahrzeuge, mit denen das Diebesgut transportiert wird", sagt Strifler. Selbst große Hitze kann der künstlichen DNA nichts anhaben.

Die Firma ATG hat die Idee der künstlichen DNA weiterentwickelt und dafür im vergangenen Jahr sogar den Innovationspreis des Bundesforschungsministeriums bekommen. Dabei ist diese künstliche DNA nicht gesundheitsgefährdend, wenn man mit ihr in Kontakt kommt. Umweltverträglich sei die Substanz außerdem. "Wir sind momentan damit beschäftigt, feste Sicherheitsstandards zu entwickeln und möchten eine DIN-Norm dafür entwickeln", sagt ATG-Geschäftsführer Sascha Fuchs. Im nächsten Schritt wollen die Sipam-Unternehmen die Aktivitäten international ausweiten und Meldewege grenzüberschreitend ausbauen.

Jährlich entsteht bei der Telekom durch Metalldiebstahl ein Schaden von etwa einer Million Euro. "Doch der Schaden für die Infrastruktur und die Bürger ist viel größer. Ich geben ihnen ein Beispiel: Sie haben einen Unfall - und durch die fehlende Leitung erreichen Sie keine Hilfe", erklärt Strifler.

(RP)
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