Nettetal Möglichst ein Dach über dem Kopf

Nettetal · Das Nettetaler Konzept zur Vermeidung von Obdachlosigkeit grenzt die fatalen Folgen von Zwangsräumungen ein

 Es gibt nur noch zwei Unterkünfte für obdachlose Menschen in der Stadt. Eine steht an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen, die andere ist die hier abgebildete Unterkunft am Breyeller Schmaxbruch.

Es gibt nur noch zwei Unterkünfte für obdachlose Menschen in der Stadt. Eine steht an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen, die andere ist die hier abgebildete Unterkunft am Breyeller Schmaxbruch.

Foto: Burghardt

Kein Dach über dem Kopf zu haben - darunter soll in Nettetal möglichst niemand leiden müssen. Tatsächlich ist die Zahl der Menschen, die etwa wegen einer Zwangsräumung plötzlich ohne Wohnung dastehen, weiter rückläufig. Das geht aus dem neuen Sachstandsbericht der Verwaltung zum Thema Obdachlosigkeit hervor.

"Die Zahl der Räumungsklagen bleibt gleich, die der Zwangsräumungen nimmt ab", heißt es dazu aus dem Fachbereich Soziales im Rathaus. Ursache sei das seit einigen Jahren mit Erfolg umgesetzte Konzept zur Vermeidung von Obdachlosigkeit. Die Stadt hatte nach alarmierenden Zahlen dazu, dass Menschen obdachlos wurden, ein Konzept entwickelt, mit dem sie bereits frühzeitig Gefahren für Einzelpersonen und Familien erkennt und möglichst auch abwenden kann. Das heißt in der Praxis, dass die Stadt vorbeugend aktiv wird und nicht erst dann eingreift, wenn Menschen auf der Straße stehen. Eine Voraussetzung ist allerdings da: Betroffene müssen bereit sein, sich helfen zu lassen.

Dass das Konzept funktioniert, hängt auch "mit der guten Zusammenarbeit mit dem Jobcenter zusammen", wie im Bericht formuliert ist. Ist jemand arbeitslos, womöglich noch verschuldet und mit der Miete im Rückstand, sollte er sich von sich aus unmittelbar ans Sozialamt wenden, denn: "Der frühzeitige Kontakt zu von Obdachlosigkeit bedrohten Personen ist hier entscheidend." In den meisten Fällen kann in Abstimmung mit dem Jobcenter, dem Vermieter und anderen Beteiligten eine Zwangsräumung verhindert werden.

Die Zahlen der jüngeren Vergangenheit sprechen für sich: Innerhalb eines Jahres wurden 35 Räumungsklagen eingereicht, aber nur zwölf Zwangsräumungen umgesetzt. Lediglich eine Person musste tatsächlich in eine Obdachlosenunterkunft einziehen, weil alle Bemühungen ergebnislos blieben. Kaum Einfluss nehmen kann das Sozialamt, wenn sich jemand erst meldet, wenn er schon obdachlos geworden ist. Das war im vergangenen Jahr achtmal der Fall. Da bleibt zur Unterbringung nur eine der Notunterkünfte Schmaxbruch in Breyell oder Breslauer Straße in Kaldenkirchen.

Waren 2010 noch 69 Mensdchen registriert, die keine eigene Wohnung hatten, so leben derzeit dort 36 obdachlos gemeldete Personen. Die meisten von ihnen würden gern wieder in ein reguläres Mietverhältnis wechseln. Das allerdings erweist sich häufig als nicht einfach, weil wenig geeigneter kleiner Wohnraum vorhanden ist. Außerdem ist die Bereitschaft von Wohnungseigentümern nicht sonderlich ausgeprägt, an obdachlose und womöglich hochverschuldete Personen zu vermieten. Hier versucht das Sozialamt nach dem Konzept "Wege aus der Obdachlosigkeit" Lösungen zu finden. Es nimmt Kontakt auf mit potenziellen Vermietern und Wohngemeinschaften, unter Umständen auch mit Verwandten der Betroffenen. So konnten dank des Einsatzes der zuständigen Mitarbeiter im Sozialamt im letzten Jahr 13 bis dahin Obdachlose von der Notunterkunft in andere Bleiben wechseln.

Dabei sei das Bemühen der obdachlosen Mitbürger spürbar gewachsen, selbst initiativ zu werden und eine Wohnung zu finden, teilte die Verwaltung in ihrem Bericht mit. Ein Grund dafür: Weil mittlerweile auch Asylbewerber in den Einrichtungen untergebracht sind, gebe es dort "eine allgemein engere Belegung".

(jobu)
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