Nettetal Mutter erwürgt – Gian-Luca war dabei

Nettetal · Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Vater des Jungen erhoben. Seine Stief-Schwester ist Nebenklägerin.

 Marc G. soll seine Ehefrau Anfang September bei einer Familienfeier in Leutherheide erwürgt haben. Bei der Feier soll es zum Streit gekommen sein, so das Ergebnis der Ermittlungen.

Marc G. soll seine Ehefrau Anfang September bei einer Familienfeier in Leutherheide erwürgt haben. Bei der Feier soll es zum Streit gekommen sein, so das Ergebnis der Ermittlungen.

Foto: Busch

Die Krefelder Staatsanwaltschaft hat den Vater des behinderten Jungen Gian-Luca (6) angeklagt. Am Freitag ging die Anklage auf Totschlag beim Krefelder Landgericht ein. Dem 40-Jährigen Viersener wird vorgeworfen, Anfang September nach einer Familienfeier im Hotel-Restaurant "Beim Leutherheider" seine 41 Jahre alte Frau erwürgt zu haben. Das Paar hatte über Jahre hinweg für den gemeinsamen Sohn Gian-Luca, der mit einem irreparablen Hirnfehler zur Welt gekommen war, Spenden für Delfin-Therapien gesammelt.

Spätestens im Februar, eventuell aber noch in diesem Jahr, entscheidet die zuständige Kammer darüber, ob ein Hauptverfahren eröffnet wird. Der Beschuldigte hat nun Gelegenheit, zur Anklage Stellung zu nehmen. Ein Sachverständiger soll überprüfen, inwieweit er strafrechtlich verantwortlich ist. Nach Informationen unserer Zeitung hat die zuständige Kammer auch die Nebenklage zugelassen: die Tochter der getöteten 41-Jährigen, die der beschuldigte Stiefvater adoptiert hatte. Wenn das Verfahren eröffnet wird, soll es klären, warum eine zunächst harmonische Familienfeier der Mutter des Angeklagten in Leutherheide im Streit endete und schließlich eskalierte.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stellt sich das Geschehen etwa so dar: Am Tatabend bringt Marc G. seinen Sohn Gian-Luca um 22.45 Uhr ins Bett und geht selbst ebenfalls in dem angemieteten Hotelzimmer schlafen. Weit nach Mitternacht soll die Stimmung unter den verbliebenen Gästen umgeschlafen und es zum Streit mit der 41-Jährigen gekommen sein, in den Marc G. auch hineingezogen wird, so die Staatsanwaltschaft. Eine Spardose und eine Vase gehen zu Bruch.

Das spätere Opfer soll mit den Fäusten gegen die Brust ihres Mannes getrommelt haben. Gegen 2 Uhr verlassen dann die letzten Gäste die Feier. Marc und Sabine G. sollen sich gemeinsam in ihr Zimmer zurückgezogen haben. Und dann, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll er seine Frau mehrere Minuten gewürgt haben, bis der Tod eintrat. Gian-Luca, so die Ermittler, war mit im Zimmer.

In der Beziehung zwischen Marc und Sabine G. hatte es offenbar bereits länger gekriselt. "Es sieht aus wie eine Familien-Tragödie mit langem Vorlauf über Monate und Jahre hinweg. Für meinen Mandanten war es eine schwierige Beziehung", sagt der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Gerd Meister, der den 40-Jährigen vertritt. Meister ist Experte für spektakuläre Fälle.

Der Jurist hatte bundesweit Aufmerksamkeit erlangt, als er die Verteidigung des inzwischen rechtskräftig verurteilten Mörders von Mirco übernommen hatte. Bisher hat sich der 40-Jährige zum Vorwurf des Totschlags nicht eingelassen. Allerdings soll er — so die Ermittler — unmittelbar nach der Tat Angehörigen die Tat per SMS und am Telefon gestanden und sich auch gegenüber einem Polizisten noch vor Ort entsprechend geäußert haben.

Der Beschuldigte sitzt seit der verhängnisvollen Nacht im September in Untersuchungshaft in Krefeld. "Es geht ihm schlecht. Er macht sich große Sorgen um Gian-Luca", sagt Meister. "Er steht im engen Kontakt zu seiner Familie und weiß, dass weiter Spenden gesammelt werden." Gian-Luca soll im Frühjahr wieder zur Delfin-Therapie.

(RP/rl/jco)
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