Nettetal Nach der Flucht nicht alleine sein

Nettetal · Der neu gegründete Nettetaler Flüchtlingsrat steht Menschen vor allem aus arabischen Ländern bei und sucht Freiwillige, die Flüchtlinge mit Zeit und Sprachunterricht helfen.

Die Nöte vieler Flüchtlinge sind groß. Und wenn sie in Nettetal ankommen, haben sie oft Schwierigkeiten, Fuß zu fassen. "Ohne deutsche Sprachkenntnisse finden sie zum Beispiel keine Arbeit, ohne Arbeit aber können sie keinen Sprachkurs bezahlen", berichtet Nimet Said vom neuen Flüchtlingsrat Nettetal. "Es muss sich doch jemand kümmern etwa um Menschen, die hier Asyl beantragen", sagt Said, die zu den Sprechern des Flüchtlingsrates gehört. Rund 35 Nettetaler wirken in dem Gremium mit. Mehr als die Hälfte von ihnen sind selbst Flüchtlinge. Oder sie stammen aus Familien, die einst hierher flüchteten.

"Derzeit sind viele Flüchtlinge aus Syrien hier. Da sind die Probleme besonders groß, man muss kurzfristig was tun", sagt Anbar Nihad, wie Said selbst syrischer Abstammung. Die beiden Frauen gehören zusammen mit dem Lobbericher Ehepaar Engelke, lange schon in der Flüchtlingsarbeit engagiert, zu den Gründungsmitgliedern des Rates.

Neben Unterstützung - beispielsweise bei Behördengängen oder Arztbesuchen - bieten die Mitglieder des Flüchtlingsrats zumindest Zeit und Zuwendung, wo Politik und Justiz passen müssen: "Manche Probleme können nur politisch auf Landes- wie auf Bundesebene gelöst werden", erklärt Beate Engelke. Ein Beispiel nennt Anbar Nihad: "Da sind gelernte Kraftfahrer aus Syrien, die eigentlich als Fahrer arbeiten könnten. Aber die Anerkennung von Führerscheinen in arabischer Schrift ist hier einfach nicht vorgesehen, da müssen die Behörden passen." Und doch geht es dem Flüchtlingsrat nicht um Kritik oder Beschwerden: "Wir wollen einfach da, wo wir können, konkret helfen und suchen deshalb Menschen, die mitmachen", stellt Nihad klar. Sie hat selbst verwandte Flüchtlinge aufgenommen - wie so manche syrischstämmigen Nettetaler: "Wenn man die Verwandtschaft nachweist und sich verpflichtet, sich um die Flüchtlinge zu kümmern, darf man sie kurzfristig hier aufnehmen, so geht alles schneller ", erklärt Nihad das Verfahren.

Allerdings haben die Nettetaler Gastgeber zumeist noch ihre eigenen Familien, dazu Beruf und Arbeitszeiten: "Manche lassen zehn Flüchtlinge bei sich wohnen, damit sie erst mal in Sicherheit sind, haben aber eigentlich nicht genug Platz, und nicht immer hat jemand Zeit, bei Behördengängen oder Arztbesuchen zu helfen", sagt Said.

Immerhin bieten die Kirchengemeinden in Lobberich Flüchtlingen zusätzlich Wohnraum. Said berichtet: "Was wir aber ansonsten dringend brauchen, sind Menschen, die vielleicht ein bisschen Sprachunterricht geben oder sogar dolmetschen können." Nihad fügt hinzu: "Es täte manchen Flüchtlingen auch einfach gut und es wäre hilfreich, wenn Mitbürger Zeit für sie hätten, damit sie zum Beispiel beim Gang zu einer Behörde nicht allein sind."

(jobu)
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