Nettetal Nettetal braucht neue Unterkünfte

Nettetal · Die Stadt rechnet in diesem Jahr damit, dass ihr 500 bis 700 Flüchtlinge neu zugewiesen werden. Die Notunterkunft in der ehemaligen Hauptschule Lobberich wird auf Bitten der Landesregierung bis Herbst weitergeführt.

 Kann die Stadt Nettetal demnächst Flüchtlinge in der ehemaligen Gaststätte "Beim Leutherheider" unterbringen? Das Kolping-Bildungswerk, dem das Haus gehört, hält sich vorerst bedeckt.

Kann die Stadt Nettetal demnächst Flüchtlinge in der ehemaligen Gaststätte "Beim Leutherheider" unterbringen? Das Kolping-Bildungswerk, dem das Haus gehört, hält sich vorerst bedeckt.

Foto: Burghardt

Fest steht nur eins: "Wir brauchen jeden Platz für Menschen, die wirklich in Not sind", machte Christian Wagner klar. Ob es allerdings auf Dauer gelingen kann, jedem Flüchtling, der in Nettetal ankommt, eine menschenwürdige Bleibe zu geben, kann der Bürgermeister nicht versprechen. Der Sozialausschuss befasst sich mit dem Thema und erfuhr, dass die Verwaltung mit Hochdruck daran arbeitet, weitere Unterkünfte zu finden.

"Der Bedarf ist ab Juni nicht mehr gedeckt", kündigte Ina Prümen-Schmitz an. Die Leiterin des Fachbereiches Soziales erläuterte, "länger zu planen hat keinen Sinn". Das hänge mit unkalkulierbaren Zuweisungen, Quoten und "Zahlenmaterial" zu zusammen. Derzeit erfülle Nettetal die Zuweisungsquote an Asylbewerbern zu 146 Prozent. Damit liege sie deutlich über dem Soll. Allerdings wird die Erstaufnahme angerechnet, für die das Land und die Bezirksregierung zuständig sind. Das gilt für die Belegung der ehemaligen Hauptschule in Lobberich und des Sportdorfes in Hinsbeck.

Im März sollen die letzten Flüchtlinge aus der Unterkunft in Hinsbeck auf andere Quartiere im Land verteilt sein. Die Unterkunft in den Hütten auf dem Platz von Union Nettetal ist bis zum 31. März befristet. So fehlen laut Prümen-Schmitz schon im April 33 Plätze. Folglich muss neuer Wohnraum gefunden werden. Immerhin habe der Nettebetrieb zugesagt, bis dahin die Notunterkunft Vorbruch in Breyell wieder bezugsfertig herzurichten.

Abhilfe könnte von dritter Seite kommen: Das Kolping-Bildungswerk habe angeboten, das Gebäude "Der Leutherheider" als Flüchtlingsunterkunft für 58 Personen selbst zu führen. Entschieden ist nicht, man sei "in Verhandlungen", hieß es im Ausschuss. Das freilich wollte man beim Kolping-Bildungswerk in Aachen gestern auf Nachfrage nicht bestätigen: Man habe zwar die Immobilie erworben, und es gebe Überlegungen in diese Richtung, aber keine konkreten Pläne.

Einige Unterkünfte sind dagegen bereits hergerichtet und teilweise bezogen. In Kaldenkirchen sind das Gebäude der Firmen Lappen und Terratec für insgesamt über 100 Personen. Günstig auf die Quote wirkt sich aus, dass die ehemalige Hauptschule Lobberich vorläufig in Betrieb bleibt: "Wir werden auf Bitten der Landesregierung im Zuge der Amtshilfe die Notunterkunft bis Ende September weiterführen", erklärte Wagner, und zwar für bis zu 200 Menschen. Er bekam dafür die Zustimmung des Ausschusses. Eine Arbeitsgruppe sichtet ferner weitere Möglichkeiten, Gebäude in der Stadt als Unterkünfte nutzen zu können, es seien "drei Großobjekte in Prüfung".

Aufgrund des Quotenschlüssels sind bis Juni Kalkulationen einigermaßen möglich. Danach, so Prümen-Schmitz, wage man nicht einmal mehr Prognosen. Das Land rechnet für dieses Jahr mit über 200.000 neuen Flüchtlingen, für Nettetal erwarte man demnach 500 bis 700 Neuzuweisungen. Nicht einmal schätzen lasse sich, wie viele der derzeitigen Asylbewerber wie lange bleiben, wie viele wegziehen oder abgeschoben werden.

Wagner machte in der Sitzung mit Nachdruck deutlich, dass es bei allen Zahlen und Quoten in erster Linie um Menschen gehe. Für die Flüchtlinge aus den Herkunftsländern Irak, Iran, Eritrea und Syrien in Nettetal stehen nach seinen Angaben die Chancen gut, dass ihr Asylantrag bewilligt werde und dass sie möglicherweise auch in Nettetal bleiben.

Personen, bei denen berechtigte Zweifel bestehen, werden möglichst nicht in neue Unterkünfte, sondern auf die alten Obdachlosenheime verteilt. Wagner erläuterte, dass in Erstaufnahmeunterkünften vorab gefiltert werde: "Flüchtlinge, die kaum Aussicht haben, kommen gar nicht in den Kommunen, zum Beispiel Nettetal, an."

(jobu)
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