Nettetal Nettetaler Flachsernte wie anno-dazumal

Nettetal · Naturschutzhof und Textilmuseum luden am Wochenende zur Flachsernte ein. Die Experten standen Rede und Antwort.

 Die Erntehelfer rupften auf dem Naturschutzhof die Pflanzen aus dem Boden, schüttelten sie vom Dreck ab und legten eine Handvoll Stängel kreuzweise übereinander, "dann lösen sich die Fasern beim anschließenden Auseinandertrennen nicht sofort ab", erklärt Walter Tillmann.

Die Erntehelfer rupften auf dem Naturschutzhof die Pflanzen aus dem Boden, schüttelten sie vom Dreck ab und legten eine Handvoll Stängel kreuzweise übereinander, "dann lösen sich die Fasern beim anschließenden Auseinandertrennen nicht sofort ab", erklärt Walter Tillmann.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Pünktlich vor der großen Regenschauer am Sonntagnachmittag war der Flachs "eingefahren", die "Erntehelfer" auf dem Naturschutzhof hatten gründliche Arbeit geleistet. Mit Opa Heinz Schmitz zog der sechsjährige Leo auf das Flachsfeld, auf dem sein Opa vor 100 Tagen den Flachssamen eingesät hatte, um bei der Ernte mitzuhelfen. Seit der Flachs-Aussaat hatten sich Samenkapseln gebildet und die Pflanzen soweit entwickelt, das sich brauchbare Fasern gebildet hatten. Frauen, Männer wie Kinder benötigten rund 70 Minuten, um den Flachs abzuernten, "das hat gut hingehauen, die Stängel sind noch nicht verholzt", freute sich Walter Tillmann vom Textilmuseum "Die Scheune", das gemeinsam mit dem Naturschutzhof das alte Brauchtum der Flachssaat und der Flachsernte wieder aufleben ließ.

Die fleißigen Erntehelfer rupften die Pflanzen aus dem Boden, schüttelten sie vom Dreck ab und legten eine Handvoll Stängel kreuzweise übereinander, "dann lösen sich die Fasern beim anschließenden Auseinandertrennen nicht sofort ab", erklärte Walter Tillmann und stand den interessierten Frauen und Männern Rede und Antwort. "Die Schafgarbe am Feldrand kann stehen bleiben oder man rupft sie vorher aus", wusste er, "dann braucht man das Unkraut nachher nicht aus den Bündeln rauszerren". Das Bündel wurde mit einigen Halmen zusammengebunden und senkrecht zum Trocknen und Nachreifen vor einen Zaun gestellt.

"Früher hat man die Bündel gegeneinander aufs Feld gestellt, aber das brachte uns schlechte Erfahrungen", so Walter Tillmann. Karl-Heinz und Marika Strötges aus Lobberich waren eifrig bei der Feld-Arbeit, "wir wollten mal sehen, wie die Menschen früher den Flachs geerntet haben, ohne Maschinen. Dazu hat man ja nur noch selten Gelegenheit, das war ja richtig schwere Arbeit", war sich das Ehepaar nach getaner Arbeit einig. "Nicht zu spät und nicht zu früh, den Flachs du aus der Erde zieh. Sind die Kapseln voll, so hast du gute Saat und guten Bast", Textilingenieur und "Scheunenvater" Walter Tillmann wusste, wie schon zur Flachsaussaat, um einige gute Bräuche und Geschichten um den Flachs herum.

Wie passend die alten Bräuche sind, zeigte sich auch in der Länge des Flachs, "die Bäuerin muss vor dem Aussäen des Samens auf den Stubentisch steigen und rücklings herunterspringen", so Walter Tillmann, "wie weit sie zu springen vermag, so hoch der Flachs". Und mit einer Länge von 85 Zentimetern kam der Sprung der FÖJlerin Josephine Marx bei der Flachssaat dem Ergebnis erheblich nahe. Dietmar Jordan war extra aus Leichlingen nach Nettetal gekommen, "ich besuche den Naturschutzhof öfter im Jahr und die Flachsernte interessiert mich ungemein", sagte er, während ihm die Schweißtropfen von der Stirn trieften. "Voll Staub sind eure Schuh, seht her, was ich jetzt tu. Den Schmutz vom Weg auf eurem Fuß ich gleich mit Flachs abreiben muss", scherzte Walter Tillmann nach alter Sitte. Doch das Trinkgeld, das man früher dafür erhielt, war dem Textilfachmann nicht gegönnt. Unter den vielem freiwilligen Helfern waren nicht nur die Vorstandsmitglieder des Fördervereins Naturschutzhof, auch von der Wegberger Schrofmühle waren Interessierte gekommen, dort wird nach dem Dreschen und Trocknen der Samen, am 14. September Leinöl geschlagen. Ein Bündel durften sich die Erntehelfer zu Dekorationszwecken mitnehmen, am Sonntag 3. August findet um 14 Uhr auf dem Gelände des Textilmuseums "Die Scheune" das Raepfest statt.

(ivb)
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