Nettetal Neues Konzept für Leuther Hof gesucht

Nettetal · Eine über 100 Jahre alte Familientradition endet: Familie Lenßen hat die Kündigung erhalten. Die Eigentümer suchen einen neuen Pächter

 Der Leuther Hof hat eine lange Tradition: Schon 1902 wurde der "Ackerer, Wirt und Kleinhändler" Heinrich Lenssen im Adressbuch genannt.

Der Leuther Hof hat eine lange Tradition: Schon 1902 wurde der "Ackerer, Wirt und Kleinhändler" Heinrich Lenssen im Adressbuch genannt.

Foto: Busch

Die Rollläden am Kaminzimmer sind seit einigen Tagen auch tagsüber heruntergelassen, auf der Schiefertafel steht statt der Ankündigung "Sonntags Brunch" nun "Geschlossen". Ob der Leuther Hof, der vor Jahren einen vorzüglichen Ruf als Restaurant genoss, wieder als Gaststätte eröffnet wird, ist noch nicht sicher. Die Eigentümer haben den bisherigen Pächtern gekündigt. Jetzt fragen sich viele Leuther, wie es weiter geht.

"Wenn wir einen guten und zuverlässigen Pächter finden, soll der Leuther Hof weiter Gaststätte sein", sagt Karim Lazrak. Er hat - zusammen mit seinem Geschäftspartner Kai Langheim - im Mai 2016 das Gebäude an der Heronger Straße bei einer Zwangsversteigerung erstanden.

Die beiden Softwareentwickler kümmern sich in ihrer Firma Cludes GmbH (Lobberich) um Warenwirtschaftssysteme, als weiteren Geschäftszweig kaufen und vermieten sie Immobilien. So haben sie auch den zuletzt als Diskothek genutzten Kneppenhof in Hinsbeck-Glabbach erworben. Er wird - nach einem teilweisen Umbau - jetzt als Unterkunft für geflüchtete Familien genutzt. Mit einer solchen Lösung für den Leuther Hof spielen die beiden Eigentümer gedanklich nicht. "Gaststätte, Wohnungen oder Gewerbe kommen infrage", erklärt Lazrak. Ein Facharzt habe sich bereits nach den Räumlichkeiten erkundigt.

Das Anwesen Heronger Straße 105 (früher auch Dorf 158 und Dorf 105) war schon Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Lenßen. 1902 wurde der "Ackerer, Wirt und Kleinhändler" Heinrich Lenssen im Adressbuch genannt. Anfang der 1950er-Jahre baute die Familie nördlich des Haupthauses ein Raum für die Spar- und Darlehenskasse an, Reinhold Lenßen war auch Kassenverwalter des Kreditinstituts geworden. Allmählich wurde die Landwirtschaft aufgegeben, es entstanden zwei Kegelbahnen. Eine davon wurde in die frühere Scheune hineingebaut. Die Kneipe wandelte sich zum Restaurant mit warmen Speisen. Ein Wintergarten für die Liebhaber der Spätnachmittagssonne wurde angebaut.

Einen wirtschaftlichen Einbruch erlitt das viele Jahre florierende Unternehmen nach einer Niederlage in einem Prozess mit dem Finanzamt. Hohe Nachzahlungen waren die Folge; dafür mussten Feld- und Waldgrundstücke verkauft werden. Die wirtschaftliche Situation blieb so angespannt, dass eine Zwangsversteigerung die letzte Lösung war. Sie wurde zwar mehrfach verschoben, schließlich im vergangenen Mai durchgeführt. In der Versteigerung erhielten Langheim und Lazrak für 159.500 Euro den Zuschlag. Die Volksbank als Hauptgläubigerin stimmte zu, da 50 Prozent des in einem Gutachten ermittelten Wertes erzielt wurden. Für die Bank war es trotzdem ein spürbarer Verlust.

Die neuen Eigentümer erlaubten zunächst, dass Heinz Lenßen und seine Tochter Annekathrin die Wirtschaft weiter betrieben betreiben. Doch sahen sie nach einigen Monaten die Vereinbarungen nicht erfüllt: "Es lief nicht mehr", sagt Lazrak mit einer gewissen Enttäuschung. Sie haben den Pächtern nun gekündigt und wollen nach dem Ausräumen "in Ruhe überlegen, was wir machen werden".

Ortsvorsteher Heinz-Robert Reiners (CDU) bedauert die Entwicklung und hofft, dass der Leuther Hof bald wieder ein Restaurant beherbergt: "Denn als Erholungsort brauchen wir gastliche Stätten auch im Ortskern."

(mme)
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