Nettetal Pierburg schließt Nettetal

Nettetal · Der Automobilzulieferer zieht seine Produktion in Neuss zusammen. In der Hafenmole wird bis Ende 2014 ein neuer Betrieb errichtet. Möglicherweise verlieren hundert von 400 Mitarbeitern in Lobberich ihren Arbeitsplatz.

 Mit hervorragenden Ergebnissen wartet seit Jahren die Ausbildungswerkstatt von Pierburg in Lobberich auf. Auf dem Ausbildungsmarkt ist Pierburgs Weggang daher auch ein schmerzlicher Verlust.

Mit hervorragenden Ergebnissen wartet seit Jahren die Ausbildungswerkstatt von Pierburg in Lobberich auf. Auf dem Ausbildungsmarkt ist Pierburgs Weggang daher auch ein schmerzlicher Verlust.

Foto: Busch

Das Pierburg-Werk Nettetal wird geschlossen. Kolbenschmidt-Pierburg hat sich entschlossen, die Produktion in der Hafenmole in Neuss in einem neuen Werk zusammenzufassen. Von der Schließung in Nettetal sind etwa 400 Mitarbeiter betroffen. Den meisten wird angeboten, etwa ab Herbst 2014 in das neue Werk Neuss zu wechseln. Nach unbestätigten Angaben werden aber rund hundert Mitarbeiter am Standort Lobberich ihren Job verlieren.

Nettetal: Pierburg schließt Nettetal
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Seit Monaten war bekannt, dass der Automobilzulieferer Pierburg seine Produktion an einem Standort zusammenfassen will. Das Stammwerk mit 300 Mitarbeitern in der Produktion und die Verwaltung befinden sich in Neuss. Um den neuen Produktionsstandort hatten sich auch Mönchengladbach und Nettetal beworben. Für Neuss entschied sich Pierburg aus firmenstrategischen Gründen, da sich neben Produktion und Verwaltung dort auch Forschung und Entwicklung befinden.

In der vergangenen Woche fiel die Entscheidung für Neuss in einem 48-stündigen Verhandlungsmarathon im Swisshotel. Am Samstagmorgen um 6 Uhr stand fest, dass Lobberich aufgegeben wird. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Tretbar, die Werkleitung und der Personalchef des Unternehmens gaben gestern die Entscheidung in einer Betriebsversammlung bekannt. Tretbar bestätigte anschließend die Entscheidung, gab aber keine weiteren Einzelheiten preis.

Damit ist ein jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelanger Kampf um den letzten großen industriellen Produktionsbetrieb in Nettetal endgültig verloren. Bürgermeister Christian Wagner bedauerte die Entscheidung. Die Stadt habe mit der Wirtschaftsförderung des Kreises alles versucht, das Werk für Nettetal zu erhalten. Er hoffe nun, dass das Unternehmen "eine sozialverträgliche Lösung ohne Kündigungen" für die 400 Mitarbeiter finde und denen, die nach Neuss wechselten ein "ehrliches Angebot im Rahmen einer Betriebsvereinbarung" gemacht werde.

Für das Pierburg-Werk Nettetal gibt es seit 2007 einen Standortsicherungsvertrag, der bis Ende 2012 noch insgesamt 386,5 Arbeitsplätze absichert. Zuvor war es gelungen, eine Verlagerung des Werks nach Neuss abzuwehren. Pierburg investierte danach vereinbarungsgemäß in die Standortsicherung von Nettetal. So wurde erst zu Beginn dieses Jahres eine rund 1,3 Millionen Euro teure Gießzelle neu installiert. Die Arbeitnehmer verzichteten dafür auf ihnen zustehende tarifliche Leistungen. Beispielsweise erhalten sie bis heute Tariferhöhungen mit mehrmonatiger Verzögerung. Allerdings steckte Pierburg gleichzeitig auch hohe Millionenbeträge in den Aufbau eines neuen Werks in Rumänien. Zeitweilig befürchteten alle deutschen Belegschaften, es könnten noch größere Bereiche der Produktion ins Ausland verlagert werden.

(RP)
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