Nettetal Poetische Wahrheit übers Windsurfen

Nettetal · Junge Künstler präsentieren heute Abend in der Stadtbücherei in Breyell Poetry-Slam und Popup-Theater. Dafür haben Schüler des Valuascollege in Venlo und der Gesamtschule Nettetal in Workshops geprobt.

 Deutsche und niederländische Schüler proben gemeinsam und improvisieren bereits für das Popup-Theater: Heute Abend treten sie in Breyell auf.

Deutsche und niederländische Schüler proben gemeinsam und improvisieren bereits für das Popup-Theater: Heute Abend treten sie in Breyell auf.

Foto: jobu

Erst ein Kniefall mit Heiratsantrag, dann der Aufstand gegen Hausaufgaben und schließlich großes Jammern über Zahnschmerzen: Rasant wechseln die Szenen, die jungen Mimen mühen sich ernsthaft - und müssen doch mitunter lachen, wenn eine niederländische Schülerin einem fremden deutschen Mädchen urplötzlich gesteht: "Ik hou van jou!" Die Mitschüler aus Venlo und Nettetal jedenfalls haben einen Mordsspaß bei der Generalprobe zum Workshop Popup-Theater. "Und Spaß werden die Zuschauer bei der Aufführung mit Sicherheit auch haben", verspricht Theater-Pädagoge Uli Windbergs als Workshop-Leiter.

Popup, Stehgreif-Theater also, ist angesagt bei den Nettetaler Gesamtschülern und den Schülern der Venloer Kulturschule Valuascollege. "Kulturaustausch", nennt Lehrer Bart Haenen aus Venlo als Motivation fürs Mitmachen. Seine Schüler formulieren es ähnlich: "Mal Deutsche kennenlernen", meint Mirko. Ihm macht's Spaß, seine Ideen schauspielerisch umzusetzen, nur dass mehr Mädchen als Jungen dabei sind, sei für ihn "merkwaardig".

Und so funktioniert's: Zwei Schüler auf der Bühne spielen spontan eine Szene, einen Heiratsantrag zum Beispiel, bis jemand aus dem Publikum "Stopp" ruft. Die Darsteller erstarren, der Rufer löst einen der beiden ab, spielt die Szene mit anderem Thema weiter - Streit um Hausaufgaben zum Beispiel. Solches zu improvisieren, erfordert Kreativität und Spontanität, auch Mut, sich vor Publikum auf Überraschungen gefasst machen zu müssen.

Nicht anders bei den jungen Dichtern der Stufen 6 und 9 in der Gesamtschule, die unter der Regie des Bühnenpoeten Jonas Jahn im Workshop mit Wörtern jonglieren und Texte fabrizieren. "Motiviert sind alle, Texte zu schreiben, aber sie vor Publikum rauszuhauen, das muss man sich erst mal trauen", erzählt Jahn. Gern gebe er Anstöße, es erst mal mit vertrauten Themen zu versuchen, dem Schulalltag zum Beispiel. Umso mehr freue es ihn dann, wenn manche dann vor Ideen nur so sprühen: "Das ist schon toll, wenn ein Schüler einen originellen Text verfasst wie 'Die Wahrheit übers Windsurfen', da merkt man die Lust am Dichten."

Ob Stehgreif-Theater oder Poesie - hinter den Workshops steckt das Projekt Kulturrucksack NRW, das jungen Leuten interaktiv den Zugang zur Kultur ermöglichen will - und entsprechende Maßnahmen fördert. Da passt es zeitlich prima, dass die Workshops während der Nettetaler Kinder-und Jugendbuch-Tage stattfinden und ins Programm eingebunden werden konnten. So gipfeln beide Workshops heute Abend in einer öffentlichen Aufführung in der Stadtbücherei. "Poetry-Slam und Popup-Theater wird sicher viele Nettetaler interessieren, nicht nur junge Leute" wirbt Bibliotheks-Leiter Ulrich Schmitter.

Die Zuschauer erwartet ein Wechselspiel von Texten und Theater und Musik, gespielt von der Schülerband der Gesamtschule. "Spannend wird's sicher auch, weil wir verschiedene Szenerien darstellen, ob Zoo oder Haltestelle", verrät Windbergs. Situationskomik und damit Spaß für Darsteller und Zuschauer sei allemal zu erwarten. Davon geht auch Gesamtschülerin Sarah aus: "Wir wissen ja nicht, was kommt, müssen improvisieren, das ist aufregend und lustig." Zum Beispiel, wenn auf der Bühne aus dem Schimpfen über Hausaufgaben eine Szene in der Zahnarztpraxis wird, die sich dann verwandelt in eine Romanze: "Gehen wir zu dir oder mir?"

(jobu)
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