Nettetal Prachtkäfer frisst sich durch Eichenwald

Nettetal · Am Poelvenn sind ein städtischer und ein Landesbestand erheblich befallen. Größere Einschläge möchte der Umweltausschuss aber nicht zulassen. Er bevorzugt ein Konzept der Forstwirtschaft und des Naturschutzes.

 Am Poelvenn hat sich der Prachtkäfer über einen Eichenwald hergemacht. Demnächst werden vom Käfer befallene Bäume entfernt.

Am Poelvenn hat sich der Prachtkäfer über einen Eichenwald hergemacht. Demnächst werden vom Käfer befallene Bäume entfernt.

Foto: Busch

So ein Prachtkäfer macht seinem Namen alle Ehre. Er ist schlank und glänzt etwas metallisch. Harmlos ist er allerdings ganz und gar nicht. Er hat Hunger und pflanzt sich gerne fort. Und damit kann er zum Schädling werden. So wie am Poelvenn in Leuth. Dort hat er sich über einen Eichenwald hergemacht, dem es seither nicht mehr gut ergeht. Das Forstamt Niederrhein würde ganz gerne abgestorbene und vom Käfer stark befallene Bäume wegnehmen. Der Stadt ist das zu radikal.

Revierförster gegen radikale Lösung

Im Forstwirtschaftsplan des kommenden Jahres sind nur vergleichsweise geringfügige Eingriffe in Nettetals Wäldern vorgesehen. Revierförster Thomas Gieselmann wird lediglich etliche Pappeln am Quellensee in Breyell und am Ferkesbruch in Lobberich wegnehmen. Eine Erlenparzelle dort soll durchforstet werden. Da der Graben dort renaturiert werden soll, stimmt die Forstverwaltung sich mit dem Netteverband über den Zeitpunkt ab. Ein Horst von fünf Pappeln soll stehenbleiben, um als Rückzugsort für Vogelarten zu dienen, die solche Strukturen bevorzugen. Gieselmann versicherte, dass vor allem Bäume mit Höhlen stehenbleiben sollen, um Tieren Unterschlupf zu bieten.

Intensiver beriet der Umweltausschuss aber eben jenen Eichenwald am Poelvenn, in den der Prachtkäfer eingefallen ist. Vorsitzender Guido Gahlings bekannte, dass die Baumkommission, die regelmäßig Bäume und Baumbestände im Stadtgebiet begutachtet, vom Fortschritt des Befalls sehr beeindruckt gewesen sei. Mehrheitlich lehnt die Politik es dennoch ab, das gesamte Totholz aus dem Bestand zu entfernen. Die Stadt möchte nur jene Bäume entnehmen lassen, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht nicht stehenbleiben können. Der Forst wird den Wald außerdem durch Anpflanzen junger Gehölze widerstandsfähiger machen. Das Konzept soll nach dem Willen der Politiker mit der Biologischen Station Krickenbecker Seen abgestimmt werden.

Stadt verfügt über 240 Hektar Wald

Gieselmann griff im Ausschuss auf, dass Politiker es gerne sähen, wenn es in Nettetal eine Naturwaldzelle gäbe. Das sind Waldflächen in einer Größenordnung von mindestens 20 Hektar, in denen absolut keine Veränderung vorgenommen wird. Zugestanden werden lediglich Forschungsarbeiten zur Waldentwicklung. Nach Gieselmanns Angaben ist dies in Nettetal jedoch nicht möglich. "Die städtischen Waldflächen sind sehr klein. Es gibt in ihnen Wege, Gewässer, Gebäude und Flächen, die der Verkehrssicherungspflicht unterliegen", berichtete er. Insgesamt verfüge die Stadt über 240 Hektar Wald, auf 40 Hektar habe es seit Kriegsende nie Einschläge gegeben. Das betrifft vor allem Erlenbestände an den Seen und an der Nette.

"Sie sind Naturwald, der sich aber schlecht darstellen lässt", meint der Revierförster. Er könne auch so gut wie überhaupt nicht genutzt werden. Er habe die Sorge, dass die letzten Röhrichtflächen an den Seen verschwinden. Die Stadt erweise dort weder der Natur noch dem Tourismus einen guten Dienst.

(RP)
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