Nettetal Rasanter Schlagabtausch der Comedy-Newcomer

Nettetal · Meltem Kaptan, Robbi Pawlik und Dave Davis waren in Nettetal zu Gast.

 Dave Davis verpackte mit Witz, Temperament und Tempo grandios auch ernste Wahrheiten.

Dave Davis verpackte mit Witz, Temperament und Tempo grandios auch ernste Wahrheiten.

Foto: Franz-Heinrich Busch

So bunt durchmischt wie die Badeklientel des "Rudi Schaluppke", so bunt durchmischt war die siebte Nettetaler Comedy-Nacht. Mit Meltem Kaptan, Robbi Pawlik und Dave Davis garantierten wieder einmal "Newcomer auf der Bühne" in jeweils zweimal 20 Minuten einen rasanten Schlagabtausch der Charaktere und Themen. Verbindend wirkten da Witziges und Nachdenkenswertes zu Migration und Integration, das in unterschiedlichster Couleur immer wieder aufblitzte. Als Starter gab Pawlik mit seinem Alter Ego Schaluppke zum Auftakt die wichtigste Spielregel des Abends aus: "Wenn jemand angekündigt wird, ist zur Begrüßung unkontrollierte Ekstase angesagt". Ein einziger Testdurchlauf nach der Handlungsempfehlung fiel super aus, wie sich denn auch das Nettetaler Publikum während dieser Nacht bestens aufgelegt zeigte. Da musste Schaluppke gar eine Mini-Pause einlegen, als er gegen einen endlos durchdringenden Lacher akustisch einfach nicht mehr ankam.

Mit gelegentlichen Schlägen auf das oberhalb der weißen Shorts vorgewölbte Bäuchlein signalisierte Schaluppke gerne Handlungsbedarf. Witzig ließ er in mitunter multikulturellen Sprachnuancen teilhaben an seinen Auseinandersetzungen mit "hormonell übermotivierten" Jungs und den Rentnern von der Wassergymnastik. Beim zweiten Badegang gab er alles bei dramatischer Aktion im Zeitlupentempo und köstlich karikiertem Unterwasserballett.

Mit Tanzpower und üppiger Haarpracht eroberte Meltem Kaptan die Bühne. Selbstironisch auf ihre weiblichen Rundungen sowie Theater- und Musicalerfahrungen vor der Stand-up-Karriere anspielend, verriet sie: "Bei Cats war ich die eine fette Katze unten rechts". Die Comedian mit türkischen Wurzeln sinnierte über Unterschiede beim Schenken und Feiern von Deutschen und Türken, Verständnisfragen in türkischen Märchen und aus heutiger Sicht erstaunlich wirkenden Empfehlungen für die junge Ehefrau aus den 50er-Jahren. Die besten Momente hatte sie mit der kräftigen Altstimme zu ihren pfiffig verwandelten Songs.

Ein echter Knaller war der Auftritt von Dave Davis, der mit Witz, Temperament und Tempo grandios auch ernste Wahrheiten verpackte. Als "Bürger mit Pigmentierungsüberschuss" persiflierte er eine hierzulande oft zu beobachtende Unzufriedenheit: "Habt ihr vergessen, dass ihr aus der ersten Welt kommt?", fragte er amüsant und doch provokant, um zu verraten: "Der Afrikaner sagt: Hast du Sonne im Popo, dann hast du selbst im Dunkeln Licht".

Der in Köln geborene Sohn von Eltern aus Uganda beherrscht hinreißend die verschiedensten deutschen Dialekte. Er überraschte mit lockeren Sprüchen von tiefgründiger Tonlage, wie beim flott daher gesagten Satz: "Wenn der Homo Sapiens kein Migrant gewesen wäre, würdet ihr alle noch im Kongo sitzen". In Nettetal fand er "gutes Material" an "Albino-Äffchen" ("Das seid ihr"). Denen rechnete er vor, was beim Fußball bereits gelingt: die Meisterschaft im Mix der Hautfarben.

(anw)
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