Nettetal Realschüler proben für Rockmusical

Nettetal · Seine Mutter weiß genau, was für ihn richtig wäre, aber das interessiert Benni nicht. Ihn interessiert Jule. Nettetaler Realschüler üben derzeit das Stück "Benni boxt nie" ein. Das Musical ist eine Kooperation mit der Kreismusikschule

 Achtklässler Carlo am neu gekauften Schlagzeug, die zehn- und elfjährigen Schüler auf der Bühne: Im Juni wollen die insgesamt rund 30 Mädchen und Jungen das Rockmusical aufführen.

Achtklässler Carlo am neu gekauften Schlagzeug, die zehn- und elfjährigen Schüler auf der Bühne: Im Juni wollen die insgesamt rund 30 Mädchen und Jungen das Rockmusical aufführen.

Foto: Joachim Burghardt

Sich einfach mal gehen lassen, den Körper ausschütteln, mit den Armen wedeln, dazu hüpfen und stampfen und laut und lange zischen: Mehr als zwei Dutzend Kinder haben auf der Bühne in der Aula der Realschule ihren Spaß. Doch was so lustig aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. "Wir wollen Spannungen lösen, die Muskeln lockern und uns freiatmen, das ist wichtig fürs Singen", erklärt Stefanie Kunschke den Schülern des fünften Jahrgangs. Die Gesangslehrerin der Kreismusikschule Viersen stimmt sie ein, eine Doppelstunde lang fürs Rockmusical "Benni boxt nie" zu proben.

"Krause geht nach Hause, nur Jule geht zur Schule", singen die Fünftklässler mit Inbrunst. Das hört sich schon gut an. Die Stimmen sind hell und klar, dirigiert von Kunschke. Unterstützt werden sie von Schüler Carlo am Schlagzeug und Musiklehrer Stefan Janßen am Klavier. An diesem Mittag geht es um den Gesang, in den nächsten Wochen kommen die Spielszenen dazu, damit das Musical dann im Juni öffentlich aufgeführt werden kann. Die zehn- bis elfjährigen Schüler haben sich allerhand vorgenommen. Es geht um mehr als um den Spaß an Musik und Theater.

"Wir wollen künftig das musische Element stärker in den Fokus rücken", erläutert Realschulleiter Joachim Sczyrba. Kunst und Musik als Bildungsinhalt sollen das Profil der weiterführenden Schule schärfen und ergänzen. Sie hat bislang schon durch Opernaufführungen für Schüler von sich reden gemacht und bietet eine Theater- und Chor-AG an und hat auch eine eigene Schulband.

Die musische Bildung stützt sich auf ein pädagogisches Konzept, das Musiklehrer Janßen schildert: "Neben Stimmbildung und Rhetorik für die Sänger steht Teamwork im Vordergrund. Nur wenn das klappt, kann eine Aufführung gelingen." Die Schüler gestalten auch die Bühne, dafür benötigen sie einen Schuss Kreativität. Sczyrba ergänzt, das Projekt fördere die Persönlichkeitsentwicklung und stärke "das Selbstbewusstsein, ohne das ein Schüler sich nur schwer auf der Bühne präsentieren" könne.

Dazu passt der Inhalt des Stücks "Benni boxt nie". Die Geschichte vermittelt laut Szyrba "unter anderen gewaltfreie Lösungen, ein Miteinander ohne Mobbing und somit Respekt vorm Anderen". Etwa 30 Jungen und Mädchen meldeten sich fürs Projekt an, für das in so genannten Ergänzungs-Doppelstunden erprobt wird.

Soweit die Theorie, praktisch umsetzen ließ sich die Idee aber nur mit Hilfe von Sponsoren: "Uns fehlte die nötige Technik", berichtet Sczyrba. Es gab weder Mikrofone noch bewegliche Scheinwerfer, benötigt wurde zudem ein Schlagzeug. Auch die Gesangslehrerin der Kreismusikschule musste engagiert werden.

Der Förderverein der Realschule allein könne das nicht stemmen. Schließlich gab es Unterstützung durch Nettetaler Sparkassenstiftung, die das Musical mit 3860 Euro fördert.

Zufrieden mit seinem neuen Instrument äußerte sich Drummer Carlo. "Doch, das Schlagzeug ist ganz prima, vor allem für Pop und Rock", urteilt der 14-jährige Achtklässler. Er gehört zu den älteren Schülern, die als Mitglieder der Schulband und Techniker beim Musical mitwirken.

Mit Eifer und Freude sind auch die jungen Sänger bei Sache. Vanessa aus der Klasse 5b erzählt: "Hier oben auf den Bühne mit den anderen zu singen, macht einfach Spaß. Es klappt immer besser, dass wir uns aufeinander abstimmen." Und wie zum Beweis stimmt sie aus dem Musicalsong "Nur Jule geht zur Schule" den Refrain an: "Komm her zu uns, wir sind für dich da!"

(jobu)
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