Nettetal Spannende Geschichten im Jahrbuch

Der Umzug von Wachtendonk nach Venlo war 1670 ein Umzug innerhalb der spanischen Niederlande, für die Familie Poell also etwas ganz Normales. Sie blieben im Oberquartier Geldern, wie der südlichste Teil des einstigen Herzogtums Geldern hieß. Auch Hinsbeck, Leuth, Lobberich, Viersen, Elmpt und Niederkrüchten gehörten dazu.

Als Edmundus Poell im Jahre 1763 das Studium der Rechte an der Katholischen Universität Leuven aufnahm, zog er in die Österreichischen Niederlande. Doch die Stadt mit damals 52 Brauereien hielt ihn nicht lange, er wechselte in die Staaten der Niederlande an die Universität Utrecht, wo er am 7. Dezember 1765 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde - mit 19 Jahren! Seine "Disputatio" ist erhalten - 250 Jahre später hat sich einer seiner Nachfahren, Jos Poell, mit den 20 Thesen dieser Arbeit beschäftigt. Zu finden ist seine rund 90 Seiten umfassende Untersuchung im Jahrbuch 4 des Vereins "Over-kwartier van Gelre". Weil dieser Blick zurück so interessant ist, wurde der Umfang des Jahrbuches um 50 auf 226 Seiten erweitert.

Denn Edmundus Poell, der zeitlebens in Venlo als Advokat tätig war und von seinem Vater das Amt des Steuereinnehmers übernahm, hatte in "beiden Rechten" promoviert: im Römischen Recht (bürgerlich) und im Kanonischen Recht (kirchlich). Deshalb steigt sein Nachfahre tief in die Rechtsgeschichte bis zu Kaiser Justinian (482 bis 565) hinab, um die Wurzeln verständlich zu machen. Er beschreibt aber auch eingehend die Auswirkungen des Römischen Rechts auf die Republik im 18. Jahrhundert. Jos Poell fügt sieben Seiten Literaturhinweise an mit der Bemerkung, keinen Ehrgeiz gehabt zu haben, vollständig zu sein. Welche Bescheidenheit!

Mit Familien in Velden, Lomm und Arcen, seinem Lebenskreis, beschäftigt sich Sjraar Verkoeijen und gibt Tipps, wie man Familienforschung betreiben kann. In Kirchenbüchern blättern, klar, doch inzwischen eröffnet auch das Internet Recherchen vom heimischen Schreibtisch aus. Zum Schluss geht er auf die Suche nach "Wilhelmina aen de Veldijne" und berichtet von vielen Irrungen und Wirrungen.

Leider enthält das Jahrbuch diesmal nur einen Aufsatz in deutscher Sprache. Udo Durchgraf wirft ein reich bebildertes Schlaglicht auf den Kunstmaler Heinrich Froitzheim (Kevelaer). Ebenso viele Bilder enthält der Bericht von Will Steeghs über Erinnerungen deutscher Soldaten an ihren Kriegseinsatz in Venlo und Umgebung. Abgerundet wird das Buch mit Überlegungen zu der Frage, wie der Begriff "Knickkerdorp" vom Schimpfnamen zur Landkartenbezeichnung wurde.

Das Jahrbuch (18,50 Euro) kann bestellt werden bei Lucien Pijper (pijperlucien@outlook.com). Es ist auch erhältlich bei den Vereinstreffen, die an jedem zweiten Dienstag im Monat ab 19.30 Uhr in Wankum, Marienstraße 1, stattfinden.

(mme)
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