Nettetal Stöbern in den Briefmarkenschätzen

Nettetal · Der 64. Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Nettetal strahlte weit über die Grenzen Kreises Viersen hinaus und Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet an. Und sie kamen auch, um ihre Sammlung schätzen zu lassen.

 Kopf an Kopf gehen die Briefmarkenfreunde die Postwertzeichen durch, die auch ein Stück Geschichte sind und das Lebensgefühl ihrer Zeit widerspiegeln.

Kopf an Kopf gehen die Briefmarkenfreunde die Postwertzeichen durch, die auch ein Stück Geschichte sind und das Lebensgefühl ihrer Zeit widerspiegeln.

Foto: Busch

Der Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Nettetal gehört neben Kevelaer und Mönchengladbach zu den bedeutendsten am Niederrhein, Das zeigte sich auch beim 64. seiner Art am Sonntag in der Gesamtschule Nettetal. Als die Verantwortlichen gegen 7 Uhr mit den mehr als drei Stunden dauernden Vorbereitungen beginnen wollten, standen die ersten Aussteller bereits am Eingang. Parkplätze wurden schon kurz nach der Eröffnung gegen 11 Uhr gesucht. An den Kennzeichen erkannte man, woher die Aussteller an den 160 Tischen sowie mehr als 400 Besucher kamen: Aus den Niederlanden, Bonn, Dortmund, Duisburg, Heinsberg, Mönchengladbach, aber auch aus dem Raum München: Der Philatelist übernachtete bei einem Briefmarkenfreund in Nettetal. Ausstellungsleiter Hans Holpertz: "Ich war beim Großtauschtag in Sindelfingen. Dort war, wie bei manch anderer Ausstellung weniger los als früher. Bei uns geschieht genau das Gegenteil. Unser Hobby lebt! Wir nehmen keinen Eintritt."

Und Stephan Heidenfels, Vorsitzender des ausstellenden Vereins, meinte, man habe nach drei Jahrzehnten nun wieder auf mehreren Ebenen (Unter- und Erdgeschoss) Ausstellungsmöglichkeiten für Briefmarken, Münzen und Ansichtskarten angeboten. Am Eingang konnte man "seine Schätze" kostenlos zur Begutachtung und Schätzung vorlegen. Davon machten Interessenten, so berichtete Heidenfels, auch fast bei jeder Zusammenkunft jeden zweiten und vierten Freitag im "Alten Braukeller" Gebrauch. Denn viele hätten zwar eine große Sammlung, aber würden ihren Wert nicht kennen. Und weitergeben könne man sie nicht: Die Kinder haben kein Interesse, und die Enkelkinder sammeln auch nicht.

Ein Mönchengladbacher Sammler zeigt seine Deutschlandsammlung seit 1949, darunter der Posthornsatz. Ein Wermutstropfen: Viele sind nachgummiert. Dadurch sinkt der Wert. Ein Interessent bietet ihm 250 Euro, ein zweiter hält das für zu hoch angesetzt. Das "Geschäft" wird verschoben. Ein Ehepaar aus Lobberich, es will seinen Namen nicht nennen, legt mehrere Alben vor. Sie berichtet, es handele sich im Wesentlichen aus Sammlungen aus ihrer Kindheit. Der Experte blättert mit Sorgfalt: "Die ungestempelten Briefmarken kleben fast alle an, die Arbeit, sie mit einem Wasserbad zu lösen, lohnt sich nicht, die gestempelten Marken sind nicht selten. Das Ehepaar geht auf den Vorschlag ein, die Sammlung für einen guten Zweck zu verschenken.

Da kommt dann Christine von Ratingen ins Spiel. Sie ist die Vorsitzende des "Frauenbriefmarkenvereins" aus Süchteln und auch Mitglied in Nettetal. Beim Großtauschtag ist sie wieder mit einem Stand vertreten. Sie unterstützt die Aktion Medeor, hilft also Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Sie ist dankbar für Alben, Kataloge, Kiloware, Belege, Zubehör: "Und wenn es nur einen Euro wert ist, dafür gibt es schon ein Medikament," betont die für "Aktion Briefmarkenspende" Verantwortliche und zeigt auf ihre Sammelbüchse.

Erstmals finden Sammler einen Infostand des "Marktplatz Philatelie", der Briefmarkenmesse im Internet. Hans Holpertz von der Arbeitsgemeinschaft Ungarn macht Ausführungen zu den "Schnittermarken": Ein Mann schneidet mit der Sense Getreide, auch die Arbeit der Binderin ist zu erkennen. Leo Peters zeigt mit Stolz eine 100 Jahre alte Ansichtskarte mit einem Zeppelin über Kaldenkirchen, Willi Roosen verweist auf seine Sammlung "Berchtesgadener Land". Länder- und Motivsammlungen gibt es unter anderem von Rolf Bolten, dessen Sammlung "Bundesrepublik Deutschland" in den USA prämiiert wurde. Volker Reuschenbach wartet mit dem "Bayerischen Mühlradstempel auf Brief" auf, Julia Holzportz mit "Pferd - mein Freund und Helfer" und Florian Bolten mit "Meine Eisenbahn". Elke Weinowski zeigt "Leuchttürme auf deutschen Briefmarken", Christian Meyer "Wir sind Papst ! - Papst Benedikt XVI. Und der Vatikan" sowie ebenfalls von Hans Holpertz seine in Ungarn prämiierte Sammlung "Ungarn-Vorphila-Brief aus Pesth". Und dann die hochkarätige Sammlung von Petra van Loyen. In ihrem Ansichtskarten-Salon zeigt sie 270 "Katzen - Jäger auf Samtpfoten".

(sa)
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