Nettetal Technik hilft hörgeschädigten Schülern

Nettetal · Die Stadt Nettetal hat am Werner-Jaeger-Gymnasium für die Inklusion in akustische Unterstützung investiert.

Wenn Barbara Prümen den Raum ihrer fünften Klasse am Werner-Jaeger-Gymnasium betritt, geht ihr erster Griff hin zum "Krawatten-Mikrofon". Weil zwei Schüler, deren Hörkraft eingeschränkt ist, das Gymnasium besuchen, wurden jetzt zwei Klassenräume technisch so ausgestattet, dass sie verstehen und sich verständigen können.

Dazu musste zunächst der Schallpegel in den Klassenräumen gesenkt werden. Die Stadt ließ Akustikdecken einsetzen und die Beleuchtung an die Deckenkonstruktion angepasst. "Die Akustikdecken waren notwendig, um den Widerhall in den Hörgeräten der Kinder zu senken", erläutert Schulleiter Hartmut Esser. Die Verwirklichung von Inklusion für alle Mitglieder der Schulfamilien, die bisher über wenig Erfahrungen mit behinderten Kindern verfügten, stelle eine große persönliche, pädagogische und didaktische Herausforderung dar, ergänzt Bürgermeister Christian Wagner.

Damit hörgeschädigte Kinder dem Unterricht folgen können, wurden eine Lautsprechersäule, vier Krawatten und ein Handmikrofon angeschafft. Das Handmikrofon gibt den Kindern die Möglichkeit, ihre Wortbeiträge sowohl an die Hörgeräte der Mitschüler als auch an die Lautsprecheranlage zu übermitteln. Für die Fachräume sind zusätzlich je drei Handmikrofone pro Klasse als mobile Einheit im Einsatz, hinzu kommt eine weitere Lautsprechersäule. Über das installierte Sound-Field-System wird die Stimme der Lehrkraft so verstärkt, dass die Schüler Anweisungen besser hören und leichter verstehen. Das wiederum führe zu verbesserten schulischen Leistungen.

Der zehnjährige Lennart McMorrow bestätigt das. "Ich verstehe die Lehrer jetzt viel besser und kann besser am Unterricht teilnehmen, das ist klasse", freut er sich. Die Lautsprechersäule empfängt die Signale der Mikrofone, also der Wortbeiträge, und verteilt sie gleichmäßig im Raum und auf die Geräte von hörgeschädigten Kindern. Störgeräusche werden gefiltert.

Die Wiedergabe sei sehr angenehm und gut durch jeden im Raum zu verstehen, bestätigt Lennarts Mitschüler Felix Wagner. "Beim Sprechen reicht die normale Stimmlage und Lautstärke aus", sagt Hartmut Esser. Die Anlage fungiere als Verbund, "alle weiteren Wortbeiträge können unterdrückt werden", ergänzt er. Zur Visualisierung wichtiger Informationen, wie Hausaufgaben, wurde je Klasse ein sogenanntes Whiteboard angebracht, eine weiße, mit speziellen Filzstiften beschreibbare Tafel. "Die Klasse hat sich sehr schnell selbst organisiert, die Mikrofone werden im Lehrerzimmer selbstständig von einem Schüler aufgeladen, das klappt problemlos", so Hartmut Esser.

(ivb)
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