Nettetal Tina und Mario Nellis haben Patienten schon geholfen

Nettetal · Für Stammzellspenden bei Leukämie-Erkrankungen werden weltweit Daten überprüft.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft folgte dem Aufruf ab, dem an Leukämie erkrankten Henry zu helfen. Das zweijährige Kind benötigt zum Überleben eine passende Stammzelle. Darum ist die Bevölkerung aufgerufen, sich am Sonntag, 21. Dezember, typisieren zu lassen. Dies kann auch anderen Menschen Überlebenschancen geben, die an Blutkrebs erkrankt sind.

Vor fast elf Jahren hatten sich die Nettetaler Mario und Tina Nellis bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Mario spendete bereits 2006 Stammzellen, sieben Jahre später konnte seine Frau als "genetischer Zwilling" einer jungen Schwedin die lebensnotwendige Transplantation ermöglichen. Auf einen solchen Lebensretter hofft die Familie des kleinen Henry. Bisher war die weltweite Suche nach einem passenden Spender erfolglos.

Es ist sehr selten, dass zwei Menschen nahezu hundertprozentig die gleichen Gewebemerkmale haben. Manchmal findet sich unter mehreren Millionen kein einziger "genetischer Zwilling". Er ist die einzige Chance, wenn einem Patienten mit Blutkrebs nur noch eine Stammzellspende hilft. Als Spender gefunden werden kann nur, wer sich registrieren lässt. Die Wahrscheinlichkeit, als Stammzellspender für einen konkreten Patienten in Frage zu kommen, ist sehr gering. Doch bei Tina und Mario Nellis schlug das Glück doppelt zu: Im Abstand von sieben Jahren konnten beide unabhängig voneinander Patienten die Transplantation ermöglichen.

"Wir haben uns 2005 bei der DKMS registrieren lassen", erinnert sich Tina. "Damals war die Nichte eines Wohnwagenhändlers aus Gladbach an Blutkrebs erkrankt. Mein Schwiegervater kannte die Familie. So sind wir alle zu der Aktion gefahren, um zu helfen!" Bereits einen Monat später erhielt ihr Mario die Nachricht, dass er als Spender für einen Patienten in Frage komme. "Ich war fast ein wenig enttäuscht, dass ich nicht ebenfalls eine Aufforderung erhielt", gesteht die 32-jährige Industriekauffrau. Dann kam Ende 2012 der Brief von der DKMS. "Das war ein total schönes Gefühl", freut sich Tina. "Da ich meinen Mann damals zur Spende begleitet hatte, wusste ich genau, was da nun auf mich zukommt."

Nach einer umfassenden Voruntersuchung in der Entnahmeklinik erhielt Tina Nellis ein Medikament, das sie sich an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unter die Haut spritzte. Der körpereigene hormonähnliche Stoff, der vom Körper zum Beispiel auch bei fieberhaften Infekten produziert wird, stimuliert die Produktion der Stammzellen und erhöht die Zahl von Stammzellen im fließenden Blut. Sie werden über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt. Die Spritzen hat sich Tina Nellis selbst gegeben. Sie war auf mögliche Nebenwirkungen wie Kopf- oder Gliederschmerzen aufmerksam gemacht worden. Bei ihr traten erträgliche Rückenschmerzen auf. "Die Spende selbst hat etwa vier Stunden gedauert und verlief problemlos. Mein Mann hat mich begleitet, und ich hatte Gesellschaft von drei weiteren Spendern. Wir haben uns unterhalten und einen Film angeguckt und dann war die Zeit auch schon rum", erinnert sie sich.

Eine Stammzellspende erfolgt zunächst immer anonym. Erst nach zwei Jahren dürfen sich Spender und Empfänger kennenlernen, wenn beide es wünschen. Tina Nellis weiß bisher nur, dass ihre Stammzelle eine junge Schwedin empfangen hat. "Einige Monate nach der Spende erhielt ich einen Brief von der DKMS. Darin wurde mir mitgeteilt, dass es meiner Patientin dank der Spende bereits besser gehe und dass sie sogar schon aus der Klinik entlassen werden konnte. Das war ein sehr schönes Gefühl, und ich habe mich sehr gefreut. Ich würde definitiv wieder Stammzellen spenden, sollte ich noch einmal als Spender in Frage kommen. Wann hat man sonst so einfach die Chance, einem Menschen das Leben zu retten?", sagt Tina Nellis.

(hah)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort