Nettetal Vea Kaiser - hinreißend wie ihr Buch

Nettetal · Die österreichische Autorin las aus ihrem Roman "Makarionissi".

Vielleicht zum ersten Mal innerhalb der 11. Nettetaler Literaturtage war Ulrich Schmitter für einen Moment sprachlos. Zur Lesung in der Stadtbücherei Breyell plauderte sein Gast Vea Kaiser so erfrischend munter drauf los, dass er erst verspätet zu Wort kam. "Ich wollte sie eigentlich vorstellen", merkte er an und geriet ins Schwärmen: Die 26-Jährige habe "ein hinreißendes Buch" geschrieben, das tragisch, komisch sei und unglaublich viele Anekdoten enthalte. Da hatte die Österreicherin schon verraten, wie sehr sie sich freue, ihren Namen ohne ein R richtig geschrieben zu sehen und die hiesige flache Landschaft für sie exotisch sei.

Vea Kaiser stellte ihren zweiten Roman "Makarionissi oder Die Insel der Seligen" vor. Sie entführte die Zuhörer zunächst nach Griechenland und später ins niedersächsische Hildesheim. Weitere Stationen seien in der Schweiz und den USA angesiedelt. Sie erzählte flott, gerne mit Unterstützung der Hände. Auch beim Lesen hielt meist eine Hand das Buch, während die andere weit ausholte, um das gesprochene Wort lebhaft zu begleiten. Der Roman beginnt damit, dass eine griechische Großmutter den Familiennamen im Ort erhalten wissen will. Sie verfügt die Heirat ihrer Enkel Lefti und Eleni - Cousin und Cousine. Als sie erwachsen sind, wird die Hochzeit vorbereitet. Doch Lefti merkt, dass Eleni ihn nicht liebt, und will das Dorf verlassen, um sie zu schützen. Der Militärputsch von 1967 ändert alles. Sie heiraten doch, gehen nach Deutschland und landen in Hildesheim.

Kaiser verriet, sie habe persönliche Erlebnisse aufgearbeitet. In Hildesheim studierte sie für einige Monate Literarisches Schreiben und lernte den niederrheinischen Autor Sebastian Polmans kennen. In Hildesheim ist das Kapitel mit ihrer erklärten Lieblingsüberschrift "Die Schönheit und Erotik der deutschen Sprache" angesiedelt - mit allerdings spitzzüngigen Randbemerkungen, etwa über angeblich typisch lange Sätze. Da Kaisers Bruder am Tag der Lesung Geburtstag hatte, musste er erwähnt werden. Der handele seit dem 15. Lebensjahr mit Aktien und habe ihr aus ökonomischer Sicht eine limitierte Seitenzahl mit Happy End empfohlen, erzählte Kaiser: "Doch gerade da geht der Roman erst richtig los".

Im Anfang sind die Hauptfiguren Kinder, zum Ende hin ist Eleni 69 Jahre alt. "Wie legen Sie die Figuren an? Dafür braucht man doch Lebenserfahrung", fragte eine Leserin. Sie sei mit ihren Großeltern aufgewachsen und kenne so auch die Perspektive der älteren Generation, erzählte die Autorin. Absolut glaubwürdig versicherte sie: "Das ist auch Neugier bei mir. Ich interessiere mich für alles." Eines steht für Vea Kaiser fest: Mit 30 Jahren will sie den dritten Roman vollendet haben. Das wäre dann 2018.

(anw)
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