Nettetal Viele Vogelarten verschwinden aus der Region

Nettetal · Am Donnerstag ist der Tag der Artenvielfalt. Die Biologische Station Krickenbecker Seen beobachtet, dass einige Vogelarten aus der Kulturlandschaft verschwinden. Dafür wandern Spinnenarten ein.

Er war eine Art Wappenvogel der niederrheinischen Kulturlandschaft und in großer Zahl auf Feldern und Wiesen anzutreffen. "Mittlerweile ist der Kiebitz bei uns selten geworden", bedauert Ansgar Reichmann. Für den Chef der Biologischen Station Krickenbecker Seen ist die Zerstörung der Lebensräume ein Grund dafür, dass der Kiebitz nahezu "ausgeflogen" ist. Am heutigen Tag der Artenvielfalt fällt die Bestandsaufnahme von Biologen eher zwiespältig aus.

"Neben dem Kiebitz sind auch andere Vogelarten wie Feldlerche und Schafstelze bei uns auf dem Rückzug", berichtet Reichmann. Sie alle sind Vögel, die sich eigentlich im Agrarland heimisch fühlen, deren Zahl jedoch in und um Nettetal seit Jahren stetig abnimmt. Mögliche Gründe sind die kurzen Abstände zwischen Bepflanzungen in der intensiven Landwirtschaft mit Monokulturen und starker Düngung als Gründe, sagen Biologen. Kiebitze finden kaum noch ruhige Brutmöglichkeiten auf den Böden, mit dem Verschwinden von Würmern und anderen wirbellosen Tieren sinkt überdies das Nahrungsangebot.

Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Einige Naturschützer klagen, der Rebhuhn-Bestand werde durch freilaufende Hunde dezimiert. "Viele Hundehalter sind unbelehrbar, sie leinen die Tiere nicht mal im Naturschutzgebiet an", sagt Reichmann. Zudem fehlten in der Kulturlandschaft Grünstreifen an Ackerrändern sowie Hecken und krautige Pflanzen, die Großinsekten wie Schmetterlinge anlocken, von denen sich auch Vögel wie der Neuntöter ernähren. "Durch intensive Landwirtschaft sind krautige Pflanzen nahezu verschwunden, in der Folge auch manche Insekten- und Vogelarten", sagt Reichmann. Genau da aber greifen Gegenmaßnahmen, etwa im Naturschutzgebiet Lüsekamp. "In einem extensiv bewirtschafteten Ackerprojekt mit Hecken wachsen wieder Kräuter, viele Insektenarten sind zurückgekommen und schließlich auch der Neuntöter", berichtet Reichmann weiter.

Wo Naturschützer und Biologen Schutzzonen einrichten und gestalten, nehme die Artenvielfalt zu: "Man denke nur an die Moore im Grenzwald mit einigen seltenen Orchideen-Arten." Reichmann freut sich außerdem darüber, dass sich zum Beispiel nach einigen Jahren großer Sorgen die Kreuzotter-Population sich wieder verjüngt hat.

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Ferner trage offensichtlich auch die Erwärmung durch klimatische Veränderungen zu einer Artenverschiebung in der Region bei, Fische aus südlichen Gefilden wandern ebenso ein wie Spinnentiere: "Die Wespenspinne zum Beispiel stammt eigentlich aus dem Süden, ist längst auf unseren Wiesen heimisch", führt Reichmann an. Grüne Huschspinne und gelegentlich Dornfinger wurden auch schon gesichtet.

Doch während neue Arten registriert werden und Nützlinge wie Schlangen oder Spinnen in Sachen Artenvielfalt bei uns positiv zu Buche schlagen, sieht's beim Kiebitz eher düster aus - Reichmann: "Sein Bestand nimmt leider weiter ab."

(jobu)
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