Nettetal Vom Pubertier bis zur Insel der Seligen

Nettetal · Bei den elften Nettetaler Literaturtagen stellen bekannte Autoren und Schauspieler komische, spannende und tiefgründige Geschichten vor. Vom 16. bis 31. Oktober gibt es 15 Veranstaltungen. Zum Auftakt locken Sinatra-Hits.

Ulrich Schmitter hat die Lackschuhe schon geputzt. Der Leiter der Nettetaler Stadtbücherei in Breyell freut sich auf den Start der elften Nettetaler Literaturtage, die mit einer besonderen Veranstaltung beginnen. Am Freitag, 16. Oktober, werden in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich Bilder des Fotografen Bob Willoughby gezeigt, die zwischen 1953 und 1965 aufgenommen wurden. Sie zeigen Frank Sinatra auf der Bühne und privat.

Der Sänger und Schauspieler wäre am 12. Dezember 100 Jahre alt geworden. Die Ausstellung wird um 18.30 Uhr eröffnet. Hits wie "New York, New York" oder "Strangers in the night" sind unvergessen, und sie werden auch an diesem Abend zu hören sein, wenn Roger Pabst und "The Swinging Strangers", ein zehnköpfiges Ensemble, ab 20 Uhr große Sinatra-Hits präsentieren. Wer mag, trägt an diesem Abend ein elegantes Outfit im Stil der 1950er-Jahre.

Die Sinatra-Gala zum Auftakt gelingt durch die Unterstützung des Kulturkreis der Wirtschaft in Nettetal, der das Konzert organisiert. Dass die beiden Vereine hier zusammenarbeiten und die Kombination - erst Ausstellung, dann Konzert - gemeinsam möglich machen, empfindet Reinhard Klumpen, Vorsitzender des Kulturkreises der Wirtschaft, als "sehr runde Sache".

Verblüffend, skurril, spannend und tiefgründig geht es im Programm der Literaturtage danach weiter. So hat sich erneut Marcus Jeroch angekündigt, mit vor 20 Jahren schon die ersten Nettetaler Literaturtage eröffnete. Er wirbelt über die Bühne, jongliert nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bällen, und ist in allen Rollen - ob als Jongleur, Rezitator, Schauspieler und Entertainer perfekt.

Spannend, auch lustig, werden die Krimiabende der Literaturtage. Für Montag, 19. Oktober, hat sich Jörg Maurer angekündigt, der sich als Autor und Musikkabarettist einen Namen gemacht hat. In seinem Alpenkrimi "Der Tod greift nicht daneben" erzählt er von Bertil Carlsson, ehemals Mitglied der Nobelpreisjury, der grausam zu Tode kommt. Bei der Untersuchung stellt die Gerichtsmedizin fest, dass der Leiche eine Hand fehlt. Kommissar Jennerwein und sein Team werden hinzugezogen. Doch diesmal ist sich Jennerwein nicht sicher, ob er den Fall in den Griff bekommt.

Franz Dobler liest am Donnerstag, 22. Oktober, aus seinem Thriller "Ein Bulle im Zug" - eine Geschichte über einen Kriminalhauptkommissar, der einen jungen Kriminellen erschossen hat. Auf den Rat seiner Therapeutin hin verwirklicht der Kommissar seinen Jugendtraum und reist mit der Bahncard 100 quer durch Deutschland.

In die Welt Agatha Christies entführt der Reiseschriftsteller Helge Timmerberg die Besucher am Freitag, 30. Oktober, und liest von spannenden Kriminalfällen - wie "Mord im Orientexpress" oder "Tod auf dem Nil". Er stellt auch unveröffentlichte Texte der "Queen of Crime" vor.

Die Liebe und die Familie stehen im Mittelpunkt weiterer Veranstaltungen. Mit Vea Kaiser ist am Dienstag, 20. Oktober, ein Shootingstar der Literaturszene zu Gast. Die 26-Jährige überzeugte vor drei Jahren mit ihrem Debütroman "Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam", nun präsentiert sie ihren zweiten Roman "Makarionissi oder Die Insel der Seligen", eine locker erzählte Geschichte über zwei, die nicht voneinander loskommen. Komische, absurde und dramatische Texte präsentiert Claudia Schreiber am Dienstag, 27. Oktober, unter dem Motto "Liebe in der Scheune" in der Literaturscheune. Unter anderem stellt Schreiber einen Auszug aus ihrem neuen Roman vor, der 2016 erscheint. Begleitet wird sie von Gé Titulaer, Sänger und Komonist aus Venlo, der für seine erste LP "What's New" den Edison, den niederländischen "Grammy", erhielt.

Einen musikalischen Abend gibt es auch am Freitag, 23. Oktober, wenn fünf Musiker aus Nettetal mit "Ranchman's Dylan Show" die Songs Bob Dylans in die Werner-Jaeger-Halle bringen.

Erfolgsautor Jan Weiler spricht am Mittwoch, 28. Oktober, über "Mein Leben mit dem Pubertier". Seit Weiler 2003 den Roman "Maria, ihm schmeckt's nicht" veröffentlichte, schafft es jedes seiner Bücher auf die Bestsellerlisten. Aktuell berichtet Weiler aus dem Familienalltag mit pubertierenden Kindern. Die Organisatoren der Literaturtage raten, zu dieser Veranstaltung die eigenen pubertierenden Kinder mitzubringen - in Weilers Geschichten finden sich sowohl Eltern als auch Kinder wieder.

Einen komischen historischen Roman stellt Thomas Meyer am Mittwoch, 21. Oktober, vor. In "Rechnung über meine Dukaten" erzählt er von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der viel Geld für seine Leibgarde, die "Langen Kerls", ausgibt. Um zu sparen, kommt er auf die Idee, "Lange Kerls" zu züchten.

Bunt und poetisch beschreibt Massum Faryar in "Buskaschi oder Der Teppich meiner Mutter" am Montag, 26. Oktober, das Schicksal einer Familie in Afghanistan. Bauernsohn Scharif möchte ein Buskaschi-Held werden. Bei diesem afghanischen Nationalsport kämpfen Reiterteams um eine tote Ziege. Das Zerren um die Ziege ist auch eine Metapher für die Zerrissenheit Afghanistans. Michaela Karl stellt am Donnerstag, 29. Oktober, ihre Biografie über die New Yorker Schriftstellerin Dorothy Parker vor. Der Titel: "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" trägt - eine Hommage an eine Frau, die durch ihre scharfe Zunge zur Legende wurde. Über Thomas Manns persönlichstes Buch, "Königliche Hoheit", erstmals 1909 veröffentlicht, spricht Hans K. Matussek am 25. Oktober. "Beim Publikum ist dieser Roman sehr gut angekommen, die Kritik hat ihn verrissen", weiß Buchhändler Fabian Matussek. Eins steht fest: Das Buch macht großen Spaß. Vergnüglich gehen die Literaturtage auch zu Ende: Schauspieler Johann von Bülow, Neffe Loriots, liest aus "Loriot - Der ganz offene Brief", Kolumnen, die von 1957 bis 1961 in der Illustrierten "Quick" erschienen. Diesen Spaß gibt es am Samstag, 31. Oktober.

Karten gibt es in den Nettetaler Buchhandlungen und in der Stadtbücherei in Breyell, für das Sinatra-Konzert auch beim Kulturkreis der Wirtschaft, Telefon 02163 888 47 04.

(RP)
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