Nettetal VVV verleiht Mundartautor Matthias Kamps den "Wenkbüll"

Nettetal · Über den "Wenkbüll", wie der Lobbericher von den Nachbarn meist mit leichter Herablassung genannt wird, hat Matthias Kamps in den vergangenen Jahrzehnten oft liebevoll geschrieben oder auch gelästert. Nun kommt dieser Windbeutel zu ihm ins Wohnzimmer in Gestalt einer kleinen Statue - Miniatur des "Wenkbüll"-Denkmals auf dem alten Marktplatz. Der VVV ehrt damit sein Schaffen in Lobbericher Mundart, mit dem er in mehr als 50 Jahren viele tausend Mitbürger in Lobberich und Umgebung erfreut hat. Es begann Ende der 1950-er, als Kamps Mattes, wie er genannt wird, bei der Karnevalsgesellschaft "Fidele Heide" in die Bütt stieg. So wurde "Dä jecke Mattes" geboren, der in drei Jahrzehnten in keiner der großen Sitzungen im Kolpinghaus fehlen durfte. Er trat meist allein auf, lieferte sich aber auch pointenreiche Rededuelle mit "Cox Joe". Zum Silbernen Bühnenjubuläum ehrte ihn die "Fidele Heide" mit einem Sonderorden; als er nach 33 Jahren den "jecken Mattes" dann an der Garderobe abgab, erhielt er einen Orden des Bundes Deutscher Karneval (BDK).

 Der Lobbericher Mundartautor Matthias Kamps.

Der Lobbericher Mundartautor Matthias Kamps.

Foto: Busch

Doch da gab es längst auch den Matthias Kamps, der das Leben in kleinen Mundartgedichten begleitete, oft heiter und zum Schmunzeln animierend, manchmal ironisch-bissig mit Hintersinn. Ein Dutzend Mal "die Hütte voll" hatten er und der Akkordeonspieler Willi Wolters, wenn sie zu Mundartnachmittagen in die Sparkasse oder die Hauptschulaula einluden. Schließlich fanden viele der kleinen Werke Platz in dem Buch "Watt ich noch sägge will". Zu den größeren Werken gehören drei Dialekttexte für Gottesdienste zu Erntedank, St. Martin und zur Fastenzeit. Ein Werk, das nie fertig wird, ist sein Mundart-Lexikon "Von Aap bis Zibbel"; zu den schon gedruckten 1750 Wörtern setzt er handschriftlich immer noch neue hinzu.

Mit Lobbericker Plott ist Matthias Kamps aufgewachsen: Im Elternhaus war dies die vorherrschende Sprache. Das setzte sich am Arbeitsplatz fort, als er wie sein Vater Samtweber wurde. Aus gesundheitlichen Gründen hat er in den 1970-ern umschulen müssen: "Minne Rö-ek dinge et net mi-ehr." So wurde er Werklehrer am Psychiatrischen Kinderkrankenhaus Maria Helferin.

Sozusagen auf Du ist Matthias Kamps mit dem früheren US-Präsidenten John F. Kennedy und Papst Johannes XXIII. Oder mit Günter Netzer und Konrad Adenauer. Oder mit Nettetals ehemaligem Bürgermeister Karl Reulen und dem TV-Chorleiter Johannes Menskes: Ihre Porträts hängen an den Wänden der Wohnung in der Curanum-Residenz, von ihm liebevoll mit Kohlestift gemalt. Gelegentlich setzt er sich an die Schreibmaschine und hält Gedankenblitze fest wie diesen: "Ich hab osse Wenkbüll ,Erich' jedöppt! Dämm kann man joa bloß noch loave: Also "Lob-Erich." Wenn es das Wetter eben erlaubt, genießt Matthias Kamps das Leben mit seiner Frau Grete (beide feierten kürzlich still Diamanthochzeit) auf dem Balkon: "Deä Mattes ess reu-jer jeworden." Mit 85 Jahren darf er das.

(mme)
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