Nettetal Wagner macht Flüchtlingsthema zur Chefsache

Nettetal · Erster Beigeordneter Armin Schönfelder soll sich auf die Geschäftsführung des Krankenhauses konzentrieren können.

Christian Wagner macht die Flüchtlingshilfe in Nettetal zur Chefsache. Der Bürgermeister zieht diesen Geschäftskreis an sich, um den soeben wiedergewählten Ersten Beigeordneten Armin Schönfelder zu entlasten. Denn er ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH, des Gesundheitszentrums Nette-Vital und der GS-Service GmbH (Küche und zugehörige Leistungen). Die Hoffnung, bis zum Ausscheiden von Geschäftsführer Jörg Schneider einen Nachfolger gefunden zu haben, hat getrogen.

Schneider ist seit dem 1. Oktober mittlerweile Geschäftsführer eines Moerser Krankenhauses. Im Sommer wollte die Stadt Weichen für seine Nachfolge stellen. "Wir haben aber bisher keinen geeigneten Kandidaten gefunden", berichtet Schönfelder. Überstürzen will die Stadt nichts, vielmehr nimmt sie sich Zeit, um die Qualität und den passenden Mann oder die Frau zu finden, der/die künftig die Geschäfte führt.

Schönfelder und Wagner sind sicher, dass das Krankenhaus eine Vakanz bis zum Jahresende problemlos bewältigt. "In den leitenden Positionen haben wir Ärzte und Mitarbeiter, die lange im Nettetaler Krankenhaus tätig und zu einem großen Teil in der Stadt fest verwurzelt sind", betont Schönfelder. Er wird jetzt zwei bis drei Tage im Krankenhaus arbeiten. Die Bereiche Schule, Jugend/Familie oder Kultur lenkt er weiterhin im Rathaus. Mit der Übernahme des Fachbereichs Soziales will der Bürgermeister nicht nur seinen Beigeordneten entlasten, sondern auch signalisieren, wie wichtig der Stadt die Unterbringung, Versorgung und dauerhafte Integration von Flüchtlingen ist.

Mit Blick auf den extrem angespannten Haushalt kündigte er gestern einen "harten Sparkurs" an. Das Defizit, das die Stadt aufarbeiten müsse, habe aber nichts mit Belastungen der Flüchtlingsunterbringung zu tun. Er rechne fest damit, dass Bund und Land ihre Versprechungen einhalten und die Kosten von etwa 10.000 Euro pro Flüchtling im Jahr vollständig übernehmen. "Wir gehen davon aus, dass diese Aufgaben im Haushalt gedeckt sein werden", betonte er.

Um die Aufgaben der Flüchtlingshilfe zu bewältigen, hat die Stadt eine "Task Force" gebildet, in der Dezernate und Fachbereiche zusammenarbeiten. Schon vorher war festgestellt worden, dass in der Stadt ein "enormer Nachholbedarf" an Wohnraum im Geschossbau besteht: Alleinstehende und Kleinfamilien mit nicht ganz so gut gefülltem Geldbeutel haben auch ohne den Druck der Flüchtlinge auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance. Nach Berechnungen der Stadt fehlen bis zu 20 Wohngebäude mit jeweils zwölf Wohnungen von 70 bis 130 Quadratmetern. Hier muss die Stadt nach Lösungen suchen, die sie alleine aber keinesfalls umsetzen kann.

Schönfelder selbst skizzierte den Aufgabenkomplex, den er in seiner achtjährigen Amtszeit schwerpunktmäßig bearbeiten will. Sein Geschäftskreis werde sich mit den Folgen demografischer Entwicklungen, den Finanzen und der Bildung intensiv beschäftigen müssen. Dabei gehe es nicht mehr nur um das Zusammenspiel von Politik und Verwaltung, vielmehr wolle er die Zivilgesellschaft einbeziehen, deren Impulse ohnehin deutlich spürbarer werden. "Transparenz und Beteiligung" sollten stärker umgesetzt werden, allerdings nicht zulasten der Aufgabe der Politik, Entscheidungen zu treffen.

(RP)
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