Nettetal Warten auf die Super-Nanny

Nettetal · Die WIN-Fraktion warnt davor, die Diskussion um das Jugendamt in Nettetal auf rein betriebswirtschaftliche Aspekte zu verkürzen. Abzuwägen seien auch Chancen. Hajo Siemes: "Es wird Stimmung mit der Angst gemacht."

Die WIN-Fraktion arbeitet darauf hin, dass der Rat am 2. Oktober die Entscheidung darüber trifft, ob Nettetal ein eigenes Jugendamt bekommt. Der bei der Hochschule Niederrhein in Auftrag gegebenen "ergebnisoffenen Machbarkeitsstudie" messen Christa Gerits und Hajo Siemes wenig Bedeutung bei. Viel wichtiger erscheint der Fraktion, ob der Rat eine Entscheidung trifft, die generell seinen Gestaltungswillen dokumentiert.

"Unsere Fraktion unterstützt alle Initiativen, die unmittelbar von der Stadt ausgeführt und gesteuert werden. Damit verbinden wir ein hohes Maß an Verantwortung, ohne dass wir ideologische oder parteipolitische Rücksichten nehmen müssten", erklärt Siemes.

Der CDU hält WIN vor, seit 2008 permanent auf Zeit zu spielen. "Die CDU drückt sich vor einer Entscheidung. Wir haben das Gefühl, dass sich inzwischen eine leichte Mehrheit gegen das Jugendamt formiert." Das rühre auch daher, dass seit vergangenem Herbst ein Teil des Personals ausgetauscht worden sei. Mit der Forderung nach der Machbarkeitsstudie hätten die Skeptiker in der Fraktion einfach nur mehr Zeit gewinnen wollen.

Modelldaten nicht aussagekräftig

Da der Kreis der Hochschule keine "gemeindescharfen Daten" liefere, werde sie jetzt von den Füßen auf den Kopf gestellt. Der Unterausschuss Jugendamt habe sich bereits in einer fruchtlose Datendebatte verzettelt, moniert Christa Gerits. Jetzt werde der Weg innerhalb der Studie umgekehrt. Mangels belastbarer Daten werde eine Modellrechnung entwickelt, von der dann die Erfordernisse für ein Nettetaler Jugendamt abgeleitet werden. "Das ist angreifbar und keinesfalls aussagekräftig", erklärt Hajo Siemes.

Die Fraktion stört die Einseitigkeit, mit der ihrer Meinung nach die Diskussion geführt werde. "Es geht nur noch um betriebswirtschaftliche Argumente. Das Jugendamt wird auf Kosten reduziert. Es wird viel zu wenig darüber gesprochen, welche Chancen darin stecken, ein eigenes Jugendamt zu führen", hat Christa Gerits festgestellt. "Wir reden nicht mehr über mögliche Erträge. Vielmehr wird in Teilen des Rates mittlerweile offen Stimmung mit der Angst davor gemacht, dass der Stadt Kosten und Inhalte eines Tages vollkommen entgleiten könnten. "Ich glaube, da gucken einige ein bisschen viel die Super-Nanny und kriegen Angst. Keiner sagt mehr, dass eine noch bessere Arbeit des Jugendamtes vielleicht auch die Aufwendungen senken könnte", erklärt Siemes.

Die WIN-Fraktion bestreite keinesfalls die gute Arbeit des Kreisjugendamtes. Aber man werde wohl noch über andere Strukturen mit dem Ziel, etwas zu verbessern, nachdenken dürfen. "Das Thema wird immer mehr zerredet mit dem Ziel, es zu begraben", fürchtet Christa Gerits. FRAGE DES TAGES

(RP)
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