Nettetal Wie die Glocken in die Kirche St. Peter kamen

Nettetal · Beim Mundartkreis "Hänsbäcker Jüüte vertälle" sprach Ralf Hendrix über die wechselvolle Geschichte der Glocken.

Nettetal: Wie die Glocken in die Kirche St. Peter kamen
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Zur September-Veranstaltung des VVV Mundartkreises "Hänsbäcker Jüüte vertälle" kamen 32 Interessierte ins Parkstübchen in Hinsbeck. Ralf Hendrix hielt einen Vortrag über "de Jlokke van St. Peter". Er berichtete, dass sich in dem alten, 1882 abgebrochenen Kirchturm einst drei Glocken befanden: eine Glocke von 1441, gegossen von Jan van Asten, sowie zwei Glocken von 1519, die von den Glockengießern Johann von Straelen und Gerhard von Venlo hergestellt wurden.

 Die Glocken wurden 1882 in den neuen Turm der Kirche St. Peter (oben) überführt. Im Krieg mussten sie abgeliefert werden. 1950 kamen drei Glocken zurück nach Hinsbeck, wo Pfarrer Ruland (unten) sie in Empfang nahm.

Die Glocken wurden 1882 in den neuen Turm der Kirche St. Peter (oben) überführt. Im Krieg mussten sie abgeliefert werden. 1950 kamen drei Glocken zurück nach Hinsbeck, wo Pfarrer Ruland (unten) sie in Empfang nahm.

Foto: Busch/KN

Letztere waren die Marienglocke mit einem Gewicht von 1450 Kilogramm mit dem Ton "e" und die Petrusglocke, 1110 Kilogramm schwer, mit dem Ton "fis". Letztere trägt zusätzlich ein "außergewöhnlich schönes, großes, niederländisches Rundmedaillon mit figurenreicher Kreuzigung". Nach einem Gutachten von 1968 heißt es: "Hinsichtlich des Dekors gehört sie zu den schönsten Glocken des Rheinlandes!"

Die beiden Glocken von 1519 wurden 1882 in den neuen Kirchturm überführt, von der ältesten Glocke von 1441 hört man nichts mehr. 1885 kamen zwei neue Glocken der Firma Petit & Gebrüder Edelbrock aus Gescher hinzu, die Pfarrer Dr. Lepicque mit Spendengeldern herstellen ließ. Die Josephsglocke mit der Tonlage "g" wog 620 Kilogramm und war mit einem Bild des Heiligen Josephs verziert. Die zweite, nach Johannes dem Täufer benannte Glocke brachte 505 Kilogramm auf die Waage und hatte den Ton "a". Diese vier Glocken bildeten nun jahrelang das Geläut der Hinsbecker Kirche. Hinzu kam eine 1875 erworbene kleinere Glocke im Vierungsturm, im Volksmund "de Klemp" genannt.

Weiter berichtete Hendrix, dass zum Ende des Ersten Weltkriegs wegen der Rohstoffknappheit alle Glocken vom Staat eingesammelt wurden, um sie einzuschmelzen. Insgesamt wurden damals deutschlandweit 65 000 Glocken vernichtet. Die Hinsbecker Glocken entgingen diesem Schicksal und kamen 1920 zurück. Als auch im Zweiten Weltkrieg Metall Mangelware wurde, mussten im Mai 1942 wiederum alle Glocken abgegeben werden, nur "de Klemp" blieb in der Kirche. Hinzu kamen gegen Kriegsende die Glocken der Johannes- und Kreuzkapelle. 1947 erhielt die Pfarre die Nachricht, dass auf dem Hamburger "Glockenfriedhof" die beiden alten Glocken von 1519 sowie die kleinen Glocken aus der Johannes- und Kreuzkapelle gefunden worden waren.

Doch da die Pfarre bereits neue Glocken bei einem Glockengießer in Bremen bestellt hatte, wollte man die alten Glocken nicht mehr haben. Nachdem sie im Juli 1947 bereits im Düsseldorfer Hafen angekommen waren, wurden sie auf Betreiben von Pfarrer Arians drei Monate später wieder nach Bremen zurückgebracht. Das gleiche passierte mit einer der Glocken von 1884, die gesprungen und daher nicht mehr verwendbar war. Die zweite Glocke von 1884 war nicht mehr auffindbar. Nach jahrelangen Bemühungen einigte man sich darauf, die Marienglocke von 1519 nach Hinsbeck zu holen. Die kleinere Petrusglocke sowie die Glocken der beiden Kapellen blieben zunächst in einem Lager in Bremen. 1968 kam die Petrusglocke von 1519 als Leihglocke in die Pfarre St. Nikolaus in Bremen-Gröpelingen. Hier befindet sie sich noch heute - seit 2012 aber nur zur Zierde, da die Kirche in ein Kinder- und Familienzentrum umgewidmet wurde. Die Glocken der Johannes- und Kreuzkapelle kamen erst 1975 zurück.

Im Frühjahr 1950 zog ein Vierergespann des Reitervereins die drei Glocken für den Hinsbecker Kirchturm vor die Kirche, wo sie der neue Pfarrer Arnold Rulands in Empfang nahm. Es waren die Marienglocke von 1519, sowie zwei neue Glocken: die Josefsglocke mit 844 kg und dem Ton "fis" sowie die Antoniusglocke mit 518 kg und dem Ton "a". Mittels einer Aufnahme von 1968 führte Hendrix vor, wie sich die Töne gemeinsam anhören, also die Glocken geklungen haben könnten.

Die Pfarre hatte jedoch immer davon geträumt, die fehlende vierte Glocke zu erneuern. Als 1989 Ernst Imhorst, erster Hinsbecker Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg und langjähriger Rektor der Volksschule, starb, stiftete er per Testament eine neue Glocke. Bei Petit & Gebrüder Edelbrock in Gescher wurde die 1838 Kilogramm schwere Petrusglocke gegossen, wird sie geschlagen, erklingt der Ton "d". Sie trägt neben dem Bild des Heiligen Petrus, der Jahreszahl 1992 und dem Schriftzug "Stiftung-Imhorst" die Inschrift: "Zu den Festen rufe uns, in der Todesstunde begleite uns" sowie "125 Jahre Pfarrkirche".

Zum Abschluss des interessanten und informativen Vortrags zeigte Hendrix einen kurzen Film des Hinsbeckers Heinz Föhles über die Installation der Petrusglocke im Jahre 1992 im Kirchturm der Pfarrkirche in Hinsbeck.

(heko)
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